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Extremismusexperte über Graue Wölfe in Vorarlberg

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Der Extremismusexperte Thomas Rammerstorfer stellte am Montag sein neues Buch über die "Graue Wölfe" und ihren Einfluss in Österreich vor. Wir sprachen mit ihm über den Einfluss der rechtsextremen Türken und was dies für Österreich bedeutet.

Graue Wölfe in Vorarlberg und Österreich

Laut Rammerstorfer haben sich die Erscheinungsformen ausdifferenziert: Straff organisierte Parteikader einerseits, subkulturell inspirierte Jugendgangs mit Rebellenhabitus andererseits, fänden sich unter dem gemeinsamen ideologischen Dach türkischer Großmachtsphantasien. In seinem Buch versucht der grüne Gemeindepolitiker und Rechtsextremismusexperte Thomas Rammerstorfer ein objektives Bild des türkischen Rechtsextremismus zu zeichnen. Die Zielgruppe der Grauen Wölfe wären dabei sowohl ihre traditionellen Kader wie enttäuschte Jugendliche.

Die Zielgruppe der Grauen Wölfe

Die Mitglieder der Grauen Wölfe könne man grob in zwei Gruppen einteilen: Einerseits gebe es wie bei den Burschenschaft gewachsene familiäre Kader, die über Generationen politisch im Geist der MHP leben. Andererseits wäre es ein Auffangbecken für Jugendliche, die von der österreichischen Gesellschaft und ihren Möglichkeiten in ihr enttäuscht wurden.

Der Einfluss der Grauen Wölfe

An der Ausrichtung der Grauen Wölfe und ihrer Mutterpartei MHP gebe es in der Forschung keinen Zweifel, dieser werde als rechtsextrem bis faschistisch wahrgenommen. Ihr Einfluss ist jedoch abnehmend, da die AKP unter Erdogan viele ihrer Inhalte übernommen hat und damit der MHP Wähler entzieht. Bei den aktuellen Wahlen ist dies von geringer Bedeutung, treten doch AKP und MHP in einem Wahlbündnis gemeinsam an.

Das Gedankengut der Grauen Wölfe

Das Gedankengut vor allem der jungen Grauen Wölfe wäre widersprüchlich: Einerseits der Wunsch eines türkischen Großreichs, gleichzeitig Anlehnungen an den osmanischen Vielvölkerstaat. Offiziell werde Kemal Atatürk hochgehalten, jedoch nicht seine Werte (keine türkische Expansion, Trennung von Kirche und Staat). In den vergangenen Jahren habe man außerdem eine Zunahme autoritärer Strömungen feststellen können. Gleichzeitig betont Rammerstorfer die Wehrhaftigkeit der türkischen Demokratie: Erdogans Zustimmung stagniert, die Opposition zeige sich wehrhafter als früher.

Das bedeuten die Grauen Wölfe für Vorarlberg

Die Grauen Wölfe und extremistische Bewegungen wären zwar nicht stark genug, um den Staat an sich zu gefährden, entwarnt der Autor. Er sieht jedoch das Potential einer weiteren Verschärfung von Konflikten zwischen den verschiedensten Gruppen, sowohl innerhalb der türkischen Community wie auch über diese hinausgehend.

Moscheenschließungen als Wahlkampfhilfe

Das Vorgehen der Bundesregierung mit Moscheenschließungen sieht er vor allem als Wahlkampfhilfe für Erdogan selbst. Schließlich wären einige dieser Moscheen reine Briefkastenfirmen, die größte unter neuem Namen wieder offen. Rammerstorfer warnt hier aber auch davor, dass die Grauen Wölfe vor allem auf kommunaler Ebene Unterstützung finden durch die österreichische Politik – einerseits aus Unwissenheit, andererseits aufgrund wahltaktischen Überlegungen.

Feedback auf das Buch

Das gesamte Gespräch

(Red.)

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