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Extremismus-Prävention: 27 Empfehlungen für Wien

Eine Expertengruppe hat der Stadt Wien Empfehlungen zur Extremismus-Prävention übermittelt.
Eine Expertengruppe hat der Stadt Wien Empfehlungen zur Extremismus-Prävention übermittelt. ©APA (Symbolbild)
Im Rahmen des "Netzwerk für Deradikalisierung und Prävention" haben in Wien Experten 27 Empfehlungen an die Stadt vorgelegt, mit denen das Aufkommen von Extremismus verhindert werden soll.

Vor zwei Jahren hat Wien das “Netzwerk für Deradikalisierung und Prävention” ins Leben gerufen. Damit will man Extremismus – nicht nur, aber auch islamistischer Prägung – erkennen und verhindern helfen. Eingesetzt wurde dazu auch ein Expertengremium. Dieses hat nun 27 Empfehlungen an die Stadt vorgelegt, die am Donnerstag in einer Pressekonferenz umrissen wurden.

Das Thema hatte in den vergangenen Monaten immer wieder für Debatten gesorgt. Nicht nur Probleme in sogenannten islamischen Kindergärten, sondern zuletzt auch eine Studie über von der Jugendarbeit betreute Teenager führten zu Diskussionen. Diese kam zum Schluss, dass vor allem junge Muslime in Bezug auf Radikalisierung überdurchschnittlich gefährdet sind.

Fachleute geben Tipps zur Extremismus-Prävention

Gerade diese Ergebnisse hätten erneut gezeigt: “Wir brauchen wirksame Instrumente, um Jugendliche vor den Fängen der Extremisten wirksam schützen zu können”, räumte Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) ein. Deshalb habe man auch Fachleute beauftragt, Empfehlungen auszusprechen, “welche Instrumente wir schärfen und welche Prozesse wir angehen müssen”. 27 Ratschläge sind es geworden, gegliedert in sieben Themenkreise – darunter “Politik und Strategie”, “Religiöser Extremismus und Radikalisierung” oder “Bildung und Resilienz”, wie Kenan Güngör, Leiter des Expertenforums, erklärte.

Kinder- und Jugendanwalt Ercan Nik Nafs, der dem Netzwerk vorsteht, betonte die Wichtigkeit der Weiterbildung für jene Menschen, die mit Jugendlichen zu tun haben, die von der Mitte der Gesellschaft abdriften – also etwa Lehrer oder Sozialarbeiter. So konnten bisher mehr als 6.000 Teilnehmer zu Themen wie Salafismus, Mobbing, Gewaltprävention oder Vorurteile erreicht werden.

“Wir brauchen Aussteigerprogramme in den Gefängnissen”

Genannt wurden einige konkrete Punkte, um im Kampf gegen Radikalisierung weiterzukommen. Im Schulbereich müsse man sich etwa Gedanken um die Weiterentwicklung des Religionsunterrichts machen, mehr in Schulpsychologen und Schulsozialarbeit investieren und die Elternarbeit verstärken, so Patricia Hladschik vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte. Denn Väter und Mütter migrantischer Kinder seien ein wesentlicher Bestandteil in der Präventionsarbeit, aber oft schwer zu erreichen.

Bei straffälligen Rückkehrern gibt es laut Nik Nafs ebenfalls Handlungsbedarf: “Wir brauchen Aussteigerprogramme in den Gefängnissen.” Frauenberger versicherte, dass man die Anregungen ernst nehme und einiges davon auch schon in Umsetzung beziehungsweise in Planung sei. Dabei geht es beispielsweise um mehr politische Bildung in den Schulen, um Schwerpunktsetzungen zur Geschlechtergleichstellung in allen Deutschkursen oder um die Sensibilisierung für gleichgeschlechtliche Lebensweisen im Unterricht.

Konkret auf die islamischen Kindergärten angesprochen, versicherte Frauenberger: “Wir arbeiten intensiv an diesem Thema.” Sie verwies unter anderem auf Anpassungen der Förderkriterien und auf einen in Arbeit befindlichen Leitfaden für den Bildungsplan, den alle Kindergärten erfüllen müssen: “Dabei geht es auch um die Frage, wie viel Platz Religion überhaupt im Kindergarten haben darf.”

(APA, Red.)

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