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Ex-Organisatorin Gürtler kann Ball-Aus von Treichl-Stürgkh verstehen

Ist immer noch gern Jahr für Jahr am Opernball: Elisabeth Gürtler
Ist immer noch gern Jahr für Jahr am Opernball: Elisabeth Gürtler ©APA
Es ist vielleicht der gefragteste Job für so manch eine Society-Dame, der derzeit vakant ist: jener der Opernball-Organisatorin. Denn Desiree Treichl-Stürgkh hat diese Funktion zurückgelegt - was ihre Vorgängerin Elisabeth Gürtler verstehen kann.
Treichl-Stürgkh im Interview
Aus für Ball-Organisatorin
Gerüchte um Nachfolge

“Ich kann mich in sie hineindenken, weil man einfach sagt: ‘Jetzt fällt mir nichts mehr ein, ich habe all meine Ideen umgesetzt'”, sagte sie im APA-Interview.

Ex-Organisatorin plaudert aus dem Nähkästchen

“Man merkt es ja auch selbst. Bei den ersten Bällen ist man voller Esprit, sprüht voller Ideen und man denkt über sein Kleid nach. Beim sechsten, siebenten Ball ist das anders”, schilderte sie. Gürtler war Geschäftsführerin der Sacher-Gruppe und ist jetzt Generaldirektorin der Spanischen Hofreitschule. Sie hat den Opernball von 2000 bis 2007 organisiert. Gefragt, ob sie diese Arbeit machen will, wurde sie vom damaligen Operndirektor Ioan Holender.

“Ioan Holender war bewusst, dass ich gute Kontakte zur österreichischen Wirtschaft habe. Ich denke, für ihn war maßgeblich, dass er jemanden hat, der die Wirtschaft anspricht. Ihm war klar, dass der Opernball Sponsoren braucht.” Damals habe es eine Reihe von Damen gegeben, die sich für den Posten als Opernball-Organisatorin “selbst hineinreklamiert” hätten, sie sei damals nicht öffentlich im Gespräch gewesen: “Für Ioan Holender war es immer eine tolle Geschichte, wenn er einen Überraschungs-Coup landen konnte.”

Gürtler verrät Details über den Opernball

Gürtler sagte zu – und auch wenn sie in den darauffolgenden Jahren manchmal Probleme mit dem Direktor hatte, verlor sie im Interview kein schlechtes Wort über ihn: “Er hat mir von vornherein gesagt: ‘Den Opernball machen wir gemeinsam.’ Ich habe von ihm nie die Zusage bekommen, dass ich autark bin und entscheiden kann, wie ich will.” Er habe sich eingebracht, was die künstlerische Eröffnung betraf oder bei der Höhe der Kosten. Auch die (Frei-)Kartenvergabe sei seine Domäne gewesen: “Denn jeder, der in der Oper kostenlos tanzte, hat gleichzeitig eine Kaufkarte blockiert.”

Große Herausforderung im Jahr 2000

Eine der größten Herausforderungen war für Gürtler wohl der Opernball im Jahr 2000 – und das nicht nur, weil es der erste, von ihr organisierte war. Dieser stand ganz im Zeichen des damaligen EU-Ratsvorsitzenden-Landes Portugal und war entsprechend darauf hingetrimmt – mit portugiesischen Blumen, portugiesischem Wein und dem damaligen Staatspräsidenten Jorge Branco de Sampaio als Ehrengast.

Doch wegen des Regierungsbündnisses zwischen der ÖVP und der FPÖ, um das zu dieser Zeit große internationale Aufregung herrschte, “verschob” der Portugiese seinen Besuch. Auch Diplomaten und große Unternehmen sagten ihren Teilnahme am Opernball ab. “Das war eigentlich fast eine politische Funktion, die ich damals innegehabt habe. Denn ich wurde hauptsächlich von Politik-Journalisten angerufen und gefragt, wie es mit dem Opernball steht, weil es doch der offizielle Ball der Republik ist und wie denn die Politik und die Unternehmen reagieren”, erzählte Gürtler.

Erinnerungen an Opernball-Strip

Mit Schmunzeln erinnerte sich die Managerin hingegen an die Eröffnung 2004, als die Balletttänzer einen Strip hinlegten, bis sie nur mehr in den Unterhosen dastanden. Holender und Gürtler waren über diese Schlussszene nicht informiert gewesen: “Ich habe es auch nicht gewusst. Ich hätte den Herren schöne, lustige Unterwäsche angezogen – aus Seide, schwarze oder rote. Aber sie standen in ganz normaler weißer Unterwäsche da, das hat mir auch nicht so gut gefallen.” Die Einlage sorgte für Wirbel, einige Politiker seien sogar brüskiert gewesen.

Im Jahr 2007 legte sie schließlich ihr Amt zurück: “Mir ist nach acht Opernbällen nichts mehr eingefallen, was man neu machen möchte.” Daher verstehe sie Treichl-Stürgkh sehr gut, die sagte: “Neun Opernbälle sind genug.” Was die Nachfolge anbelangt, so meinte Gürtler: “Es ist sicher gut, wenn man gegenüber dem Vorgänger einer neuen Generation angehört, denn man muss das Fest ja auch für die nächste Generation organisieren. Es sollte sich immer irgendetwas erneuern. Ich glaube, dass ein Wechsel immer wieder gut ist.”

Gürtler vermisst Zeit als Ball-Lady nicht

Auch nach ihrem Rücktritt besuchte sie regelmäßig das Fest in der Oper. Kommende Woche wird sie allerdings aufgrund des Todes ihres Mannes Helmuth Lohner im Sommer 2015 nicht dabei sein. Ihre Zeit als Opernball-Lady vermisst sie nicht – möchte sie aber auch nicht missen: “Es gibt für mich einen Spruch im Leben: Alles im Leben hat seine Zeit. Natürlich war es eine aufregende Zeit, vor allem, wenn man das das erste Mal macht.”

Doch ganz konnte Gürtler das Ballorganisieren nicht lassen: Seit 2010 richtet sie in der Spanischen Hofreitschule alljährlich den Sommerball “Fete Imperiale” aus. Dieses Mal findet sie am 24. Juni statt und wird ganz im Zeichen der Steiermark stehen. Im Vorjahr sei das Fest ausverkauft gewesen, berichtete sie: “So, hoffen wir, dass es auch heuer sein wird.”

(apa/red)

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