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Erstes "Vienna Humanities Festival" am Karlsplatz mit Flüchtlings-Fokus

Das erste Vienna Humanities Festival.
Das erste Vienna Humanities Festival.
In Wien findet heuer das erste "Vienna Humanities Festival" rund um den Karlsplatz bieten. Unter dem Motto "Andernorts/Out of Place" finden ab 23. September rund 40 Veranstaltungen u.a. aus den Disziplinen Geschichte, Philosophie und Literatur statt. Fokus liegt dabei auf der Flüchtlingskrise, der Eintritt ist frei.

“Wir verbinden mit dem Titel natürlich die Flucht, zu der Menschen aufgrund von Krieg, Verfolgung oder des Klimawandels gezwungen werden”, sagte Shalini Randeria, Direktorin des Institut für die Wissenschaften vom Menschen (IWM), bei der Programmpräsentation.

Das IWM organisiert das dreitägige intellektuelle Get-together gemeinsam mit dem Wien Museum. “Wir verbinden aber viel mehr damit”, erklärte sie den inhaltlichen Anspruch des dreitägigen Festivals.

Themenspekrum bei “Vienna Humanities Festival”

Die thematische Annäherung ist tatsächlich äußerst bunt – ebenso wie die eingeladenen Teilnehmer: Autor Philipp Blom erläutert etwa die These seines noch in Arbeit befindlichen neuen Buchs, warum die “Kleine Eiszeit” ab dem 16. Jahrhundert letztendlich zur europäischen Aufklärung geführt hat. Gerald Kraus gilt als Erfinder des “Merkel-Plans” und spricht über seine Einschätzung der aktuellen Lage in Europa. Klimaforscherin Koko Warner wiederum präsentiert Zukunftsmodelle des Klimawandels.

Claus Lamm, Vertreter der Sozialen Neurowissenschaft, erklärt, warum man für anonyme Opfer so schwer Mitleid empfindet und deshalb ertrinkende Flüchtlinge im Mittelmeer generell so wenig Erregung auslösen. Der Mittelalterforscher Walter Pohl wiederum blickt auf die “Völkerwanderung” zurück und hinterfragt die oft politisch motivierte Wiederverwendung des Begriffs für heutige Flüchtlingsbewegungen.

Verschiedene Locations rund um den Karlsplatz

Die Diskussionen und Denkanstöße finden im Wien Museum, in der Technischen Universität, der Karlskirche und in der brut Bar statt und können bei freiem Eintritt besucht werden. Sie sind vorwiegend als Zweier-Gespräch mit Einbindung des Publikums angelegt und wollen “die Bewegung von Menschen, Dingen und Ideen als ein Fundament der Kulturgeschichte” nachvollziehbar machen, wie es im Werbefolder heißt. Also geht es auch um die “Panama Papers”: “Das ist Geld, das andernorts gelandet ist und hier nicht versteuert werden kann”, so Randeria. Aber das Festival verlässt auch die Erde: Fachfrau Irmgard Marboe gibt Einblicke in das Rechtssystem des Weltraums.

Religiöse Fragen können bei der Behandlung der Flüchtlingsfrage nicht ausgeklammert werden. Die Politikwissenschafter Farid Hafez und Thomas Schmidinger stellen die Frage, ob es einen europäischen Islam gibt. Zwecks gegenseitigem Kennenlernen wird in der Karlskirche außerdem eine syrisch-orthodoxe Messe abgehalten.

“Urbaner Salon”

Und welche Träume und Hoffnungen haben Menschen, die ihre Heimat verlassen und in die unbekannte Ferne aufbrechen? Auch diesem Aspekt widmet das “Vienna Humanities Festival” Raum. Schriftsteller Martin Pollack beschäftigt sich etwa mit den Glücksversprechungen, die von Elend gepeinigte Menschen in Galizien vor mehr als 100 Jahren in Scharen Richtung Amerika aufbrechen ließ.

Der Veranstaltungsreigen umfasst nicht zuletzt eine Literaturschiene. Zehn Autoren wurden eingeladen, aus ihren persönlichen Lieblingswerken zum Thema Ortswechsel, Vertreibung oder Flucht vorzulesen. Andrea Grill, Thomas Ballhausen und Olga Flor sind unter den Schriftstellern, die diesen “Read-a-thon” bestreiten.

Wien Museum-Chef Matti Bunzl sprach vom Versuch, einen “urbanen Salon” etablieren zu können. Er hoffe, dass das Festival ein Erfolg und somit auch in den kommenden Jahren stattfinden werde. Finanziert wird das geisteswissenschaftliche Event rein aus Drittmitteln. Vorbild für den Veranstaltungsreigen ist das “Humanities Festival” in Chicago.

>> Weitere Infos gibt es hier.

(APA)

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