AA

Erstes Kanzlerfest von ÖVP-Chef Kurz von Gegendemo am Wiener Hauptbahnhof begleitet

Das erste Kanzlerfest von ÖVP-Chef Kurz wurde von einer Gegendemo begleitet.
Das erste Kanzlerfest von ÖVP-Chef Kurz wurde von einer Gegendemo begleitet. ©APA (Sujet)
Zahlreiche Personen hatten sich am Mittwochabend beim Wiener Hauptbahnhof getroffen, um beim ersten Kanzlerfest von ÖVP-Chef Sebastian Kurz gegen die Asylpolitik der schwarz-blauen Bundesregierung zu demonstrieren.
Erstes Kanzlerfest für Kurz

“Lasst Nazis nicht regieren und niemals aufmarschieren!” oder “Im Namen der Regierung? Nicht in meinem Namen!” stand etwa auf den Transparenten und Tafeln der Aktivisten. Unter den teilnehmenden Organisationen waren die Grünen, die Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG), Attac oder die “Omas gegen Rechts”.

Erstes Kanzlerfest für Kurz in Wien: Demo gegen Asylpolitik der Regierung

Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger erklärte gegenüber der APA, man versuche, im Rahmen des Weltflüchtlingstags für Flüchtlinge und Schutzsuchende aufzustehen: “Die Lage ist besorgniserregend.” Er habe den Eindruck, dass sich Österreich und Europa wie bei Kleidung Stück für Stück der Menschenrechte entledigt. Europa sei aber dann erfolgreich gewesen, wenn Menschenrechte nicht als Gnadenakt sondern als Rechtsanspruch gesehen werden.

Viele Demo-Teilnehmer hatten Regenschirme mit. Diese sollen symbolisch für das Schutzschild für geflüchtete Menschen stehen. Gegen 19 Uhr fand sich auch ein Grüppchen in der Nähe des Palais Schönburg – wo Kurz’ Fest stieg – vor einer abgesperrten Gasse ein. Auch sie hatten Schilder dabei, etwa: “Was bedeutet schwarz und blau? Rassismus und Sozialabbau”.

Schüssel: “Bin Demo- und widerstandsgeeicht”

Ex-Bundeskanzler und Ex-ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel war am Mittwochabend Gast bei Sebastian Kurz’ ersten Kanzlerfest. Die aktuellen Widerstände gegen die schwarz-blaue Politik brachten Schüssel nicht aus der Ruhe: “Ich bin Demo- und widerstandsgeeicht.”

Dass Demos wie aktuell jene gegen das Kanzlerfest stattfinden, spreche für die demokratische Qualität in einem Land. Trotz aller Widerstände werde gut zusammengearbeitet, so Schüssel gegenüber Journalisten. “Ich habe eine gewisse Erfahrung mit Widerstand und Massendemonstrationen.” Die heutige sei ja vergleichsweise klein. Das Ende der Sozialpartnerschaft sieht er jedenfalls nicht, manches werde nun vielleicht akzentuierter gesehen.

 

Den jungen ÖVP-Obmann Sebastian Kurz kenne er seit langem, man habe gut zusammengearbeitet. Kurz sei “eines der größten politischen Talente”. Sollte er ihn, Schüssel, um seinen Rat bitten, stünde er zur Verfügung. Ihm selbst tue es nicht leid, dass er nicht mehr die Fäden zieht: “Ich hatte eine schöne lange Zeit.” Kurz sei jedenfalls ein sehr guter Nachfolger an der ÖVP-Spitze.

Der neue Bundeskanzler stehe für einen pointierten Kurs in Österreich und werde auch vom Ausland beachtet. Dass viele Augen auf ihn gerichtet sind, findet Schüssel gut: “Österreich spielt wieder eine Rolle”, dies sei lange Zeit nicht der Fall gewesen.

Angesprochen auf den bevorstehenden EU-Ratsvorsitz Österreichs erklärte Schüssel, dieser werde viel Arbeit bringen, sei es doch die letzte Präsidentschaft vor der EU-Wahl. Entscheidend werde auch sein, wie der Brexit über die Bühne gebracht wird. Auch stehen Personalentscheidungen – die Spitzenkandidaten für die EU-Wahl – bevor. Ob die Regierungspartei FPÖ europafreundlich genug ist, wolle er nicht von Außen kommentieren.

Kanzlerfest: 1.200 laut Polizei, 5.000 laut Veranstaltern bei Demo

Weit auseinander lagen die Teilnehmer-Angaben zum Protestzug gegen die “ÖVP-FPÖ-Abschiebepolitik” Mittwochabend: Die Polizei sprach von 1.200 Demonstranten, die Veranstalter – die Plattform für eine menschliche Asylpolitik – von 5.000. Sie zogen anlässlich des Kanzlerfestes von ÖVP-Chef Sebastian Kurz (im Palais Schönburg) vom Wiener Hauptbahnhof über die Favoritenstraße zum Karlsplatz.

Vorfälle gab es zunächst keine, ein Einschreiten war nicht nötig, teilte der Polizeisprecher der APA mit.

ÖVP feierte mit Kurz erstes Kanzler-Sommerfest

Eisige Temperaturen, Punsch und Maroni war man gewöhnt bei den früheren Festen von Sebastian Kurz. Ein lauer Sommerabend war es hingegen bei seinem ersten Kanzlerfest Mittwochabend im Wiener Palais Schönburg. Mit dem ÖVP-Obmann gefeiert haben nicht nur Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Society, sondern auch einige seiner Vorgänger an der Parteispitze.

Die Demonstration in der Nebenstraße hielt die über tausend Gäste nicht ab und Kurz ließ es sich nicht nehmen, jeden einzelnen persönlich zu begrüßen. Die Menschenschlange reichte denn auch bis zum Portal zurück. In seiner sehr knappen Ansprache zu Beginn des Sommerfestes freute sich Kurz über das perfekte Wetter, habe man doch oft genug bei seinen “Punsch- und Maroni-Events” gefroren. Es sei ein intensives erstes Jahr als ÖVP-Chef und intensive sechs Monate in der Bundesregierung gewesen. Daher bedankte er sich beim Fest bei seinen Wegbegleitern für deren Unterstützung.

Gefeiert wurde unter anderem mit dem ehemaligen deutschen Vizekanzler Philipp Rösler (FDP), den ÖVP-Landesparteichefs Thomas Stelzer, Thomas Steiner und Günther Platter sowie mit den früheren Bundesparteiobmännern Josef Taus, Wolfgang Schüssel, Josef Pröll, Michael Spindelegger und Reinhold Mitterlehner. Gäste aus der Society waren ebenfalls anwesend – darunter Arabella Kiesbauer, Songcontest-Teilnehmer Cesar Sampson sowie die ehemaligen Missen Christine Reiler und Amina Dagi. Weiters gekommen waren Niki Lauda, Armin Assinger, Gery Keszler, Harald Serafin, Alfons Haider, Grasser-Anwalt Manfred Ainedter und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz.

Demo ging ohne Zwischenfälle zu Ende

Die Demonstration gegen die “ÖVP-FPÖ-Abschiebepolitik” ging kurz nach 21.30 Uhr ohne polizeilich relevante Zwischenfälle zu Ende. Die Polizei zählte rund 1.200 Teilnehmer, die veranstaltende “Plattform für eine menschliche Asylpolitik” bedankte sich auf Twitter hingegen bei 5.000 Menschen dafür, dass sie zum Protestzug anlässlich des ÖVP-Kanzlersfests gekommen seien.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Erstes Kanzlerfest von ÖVP-Chef Kurz von Gegendemo am Wiener Hauptbahnhof begleitet
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen