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Erste Flüchtlinge in Kroatien – Zagreb winkt durch

Busse fahren nicht mehr zur ungarischen Grenze
Busse fahren nicht mehr zur ungarischen Grenze
Nachdem Ungarn seine Südgrenze für Flüchtlinge am Dienstag dicht gemacht hat, haben die ersten Menschen auf der Suche nach einer Alternativroute die serbisch-kroatische Grenze überquert. 350 Menschen seien bisher angekommen, sagte Kroatiens Premier Zoran Milanovic. "Sie werden Kroatien durchqueren können, und wir werden ihnen dabei helfen." Auch Slowenien will die Flüchtlinge weiterreisen lassen.

In den Nachtstunden hatte ein erster Bus mit rund 50 Flüchtlingen von Presevo an der südserbischen Grenze die nordserbische Stadt Sid erreicht, die weniger als zehn Kilometer von der kroatischen Grenze entfernt ist. Sie versuchten danach über die grüne Grenze ins kroatische Tovarnik zu gelangen und wurden von der dortigen Polizei in einem Maisfeld aufgegriffen.

Insgesamt rechnet der kroatische Zivilschutz damit, dass im Laufe des Tages mindestens 500 Flüchtlinge die serbische Grenze überqueren, Medien spekulierten aber über bis zu 3.000 Menschen. Serbische Medien berichteten, mindestens 10 weitere Busse wären auf dem Weg von Presevo nach Sid. Die kroatischen Behörden rechnen in den kommenden Tagen mit rund 4.000 Flüchtlingen. Kroatien hat laut Innenminister Ranko Ostojic aktuell die Kapazitäten, bis zu 1.500 Schutzsuchende täglich aufzunehmen.

Kroatien und Slowenien erwägen Korridor Richtung Westen

Offenbar will nach Kroatien auch Slowenien ankommende Flüchtlinge in Richtung Österreich und Deutschland weiterreisen lassen. Der kroatische Innenminister Rannko Ostojic habe mit seinem slowenischen Amtskollegen gesprochen, teilte die Zagreber Regierung am Mittwoch auf Twitter mit: “Wenn es nötig ist, werden wir Korridore errichten”.

Faymann bei Milanovic und Cerar

Bundeskanzler Werner Faymann wird am Donnerstag seinen kroatischen Amtskollegen Zoran Milanovic in Zagreb besuchen, um über die Flüchtlingskrise zu beraten. Zudem wird Faymann auch den slowenischen Premier Miro Cerar treffen. Dies bestätigte Faymann-Sprecherin Susanna Enk am Mittwoch gegenüber der APA. Geplant ist, dass Faymann zuerst um 08:00 Uhr Milanovic in Zagreb trifft und dann für ein Gespräch mit Cerar um 11:00 Uhr nach Ljubljana weiterreist, so Enk.

Serbien weist Spekulationen zurück

Die serbische Regierung wies unterdessen Spekulationen zurück, wonach Flüchtlinge gezielt in Busse in Richtung kroatische Grenze gesetzt würden. “Wir haben gehört, dass Ungarn zugemacht hat, also hat uns die Polizei gesagt, dass wir hierher fahren sollen”, hatte eine Gruppe junger Syrer und Afghanen erklärt. Man weise die Menschen nicht an, bestimmte Routen einzuschlagen, unterstrich hingegen Arbeitsminister Aleksandar Vulin. “Weder können wir, noch wollen wir dies tun.”

Aussagen darüber zu treffen, ob sich die neue Route über Kroatien und Slowenien längerfristig etablieren werde, wäre noch verfrüht, sagte auch der serbische Innenminister Nebojsa Stefanovic. Er hatte in der Nacht auf Mittwoch den gesperrten Grenzübergang Horgos 1 (Röszke) besucht, wo Hunderte Flüchtlinge seit Montagabend warten, auf das ungarische Gebiet durchgelassen zu werden. Er werde sich am Mittwoch gegenüber seinen ungarischen Amtskollegen weiter für eine Wiedereröffnung des Grenzübergangs stark machen, erklärte er. (APA)

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