“Etwa wie erwartet”, so Günter Haider vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE), sind die heute, Freitag, präsentierten Ergebnisse des ersten Wiener Lesetest 2011 ausgefallen. Als Konsequenz zum PISA-Absturz, laut dem fast ein Drittel der 14- bis 15-Jährigen nicht sinnerfassend lesen kann, wurden Anfang April beinahe 30.000 Wiener Schüler der vierten Volksschulklasse und vierten Klasse Hauptschule und AHS getestet. Als sogenannte “Risikoschüler” mit Problemen beim Lesen haben sich bei dem Test etwa 24 Prozent der 10-Jährigen und 19 Prozent der 14-Jährigen herauskristallisiert, darunter sind etwa 10 Prozent sind “extrem schwache Leser”.
Ernüchterne Ergebnisse des Lesetests
Am Montag werden die Einzelergebnisse an Schüler, Eltern und Lehrer übermittelt – samt Punktezahl und Erklärung. Einige Schüler freuen sich dabei wohl mehr als andere: Unter den etwa 14.400 Schülern der 750 Volksschulklassen haben 449 Kinder die Höchstpunktezahl erreicht – an den 710 Hauptschul- und AHS-Klassen waren es nur noch 223 der etwa 15.500 Schüler. In die höchste Stufe in punkto Lesekompetenz schafften es rund 35 Prozent der Volksschüler, im Mittelfeld sind etwa 42 Prozent angesiedelt. Stärker ist das Mittelfeld bei den 14-Jährigen ausgeprägt mit 61 Prozent der Schüler, nur knapp 20 Prozent liegen im Spitzenfeld. Die Mädchen waren tendenziell besser als die Burschen, große Unterschiede sind jedoch nicht erkennbar.
Schwache Schüler brauchen Lese-Förderung
Vor allem die Risikoschüler, die maximal einfache Leseaufgaben lösen können, sollen ab Herbst verstärkt gefördert und noch vor Weihnachten erneut getestet werden, “damit wir sehen, ob die Maßnahmen greifen”, so Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (S) bei der heutigen Pressekonferenz. Der Wiener Lesetest als Ganzes, der etwa 100.000 Euro kostete, soll 2012 erneut durchgeführt werden.
Bis dahin soll direkt an der Schule mit Förderprogrammen angesetzt werden: Das kommende Schuljahr beginnt in Wien in der 5. Schulstufe flächendeckend mit der “Startwoche Lesen”, im Rahmen derer sich die Lehrer mit ihren neu von der Volksschule transferierten Schülern befassen und deren Defizite feststellen sollen. Leseschwache Schüler – auch jene der 6. bis 9. Schulstufe – sollen danach ergänzend zum normalen Unterricht in Intensivkursen gefördert werden.
Lesen im Crashkurs lernen
Extrem schwachen Lesern wird ein sechs- bis achtwöchiger “Crashkurs” angeboten – anstelle des Unterrichts. Dass betroffene Schüler damit bis zu acht Wochen des regulären Unterrichts verpassen, sieht Haider nicht als Problem. “Da geht es um Schüler, die dem Unterricht ohne diese Stütze gar nicht folgen könnten”, so der BIFIE-Direktor. “Das ist vielleicht die letzte Chance, diese Kinder an das Lesen heranzuführen.”
APA/Vienna.at