“Weiter, weiter” ist demnach wie ein alter Bekannter, dem eingangs die Aufgabe zukommt, die Tür zu öffnen. Man fühlt sich wie bei einer Familienfeier, auf der die leicht angesäuselten Brüder und Onkel verschmitzt in der Ecke stehen und für erste Lacher sorgen. Die Witze gehen auf “Niente” schließlich wieder leicht von der Hand, und die Lederjacke von Sänger Marco Michael Wanda kann man förmlich riechen. Tschick, Schnaps und Rock’n’Roll wurden ja bereits auf dem 2014 veröffentlichten Debüt “Amore” serviert.
“Traurig, schöne Kindheit”
Und doch: So melancholisch war es bei der letzten Zusammenkunft (“Bussi” folgte 2015) nicht. Auch die Vorabsingle “Columbo” gefällt sich mit hängenden Schultern und traurigem Blick, während “0043” gleich einen schwebenden Soundteppich ausbreitet und quasi die Wiener Antwort auf Dreampop darstellt. Nicht nur diese “traurige, schöne Kindheit” setzt auf Nostalgie, auch der “Schottenring” und “Einfacher Bua” schlagen in diese Kerbe. Die drängelnden E-Gitarren stehen vermehrt angelehnt an der Studiowand, stattdessen bekommen Streicher, Klavier und akustische Klampfen ihren Platz in der Herbstsonne.
Zwischen Pop, Folk und Schlager
Ist also das gemeinsame Singen, Tanzen, Jubeln bei den Konzerten vorbei? Nun, mit “Lascia mi fare” hat das Quintett einen zwar erst spät zündenden, dann aber umso stürmischeren Nachfolger von Hits wie “Bologna” oder “1,2,3,4” in petto. Der italienische Refrain, er steht Wanda bestens und wird künftig sicherlich aus tausenden Kehlen gegrölt. Erholen kann man sich dafür beim dunkelgrauen “Letzten Wienerlied” oder dem leicht kitschigen “Ich sterbe”. Es ist teils eine Gratwanderung, die die Band unternimmt, bei der man irgendwo zwischen Pop, Folk und Schlager entlangschlingert. Aber keine Sorge: Auch dabei machen Wanda eine gute Figur – ein bisserl zerknautscht, aber höchst sympathisch.
(APA)