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Erdschwere "Carmen" am Vorarlberger Landestheater

"Carmen": Premierenabend am Vorarlberger Landestheater.
"Carmen": Premierenabend am Vorarlberger Landestheater. ©VOL.AT/ Philipp Steurer
Bregenz. Die jährliche Musiktheaterproduktion des Vorarlberger Landestheaters in Kooperation mit dem Symphonieorchester Vorarlberg gilt heuer - nach "La Traviata" und "Rigoletto" in der Vorjahren - Georges Bizets "Carmen". Der Premierenabend am Dienstag im Theater am Kornmarkt wirkte nicht ganz schlüssig. Der Schlussbeifall fiel nuanciert, aber freundlich und positiv aus, ein Solo-Buh wirkte deplatziert.

Große Stimme und erfolgreiche Wagner-Performance in Bayreuth sind noch keine Garantie für eine sinnliche und verführerische “Carmen”. Diese Erfahrung wurde Dienstagabend bestätigt. Für die Titelpartie wurde die deutsche Mezzosopranistin Nadine Weissmann engagiert, die vor zwei Jahren in Bayreuth als “Erda” und “Schwertleite” im Petrenko-“Ring” als Wagner-Interpretin erfolgreich debütierte. Als erotische und existenzielle Grenzgängerin wirkte diese Carmen in der von Intendant Alexander Kubelka (Regie und Bühnenbild) inszenierten Bizet-Oper hingegen nicht ideal besetzt. Es sei denn, stimmliche Opulenz und sparsame Bühnenpräsenz reichen als Verführungsingredienzien für Don Jose aus.

Alexander Drcar am Pult animierte das Symphonieorchester zu markantem Musizieren, auch der Kontakt zu den Protagonisten auf der Bühne funktionierte gut. Sehr präsent agierte die Volksopern-Sängerin Mara Mastalir als gute Seele “Micaela”, sie erhielt auch den intensivsten Schlussapplaus. Tenor Adriano Graziani gab einen passablen, zwischen Pflicht und Leidenschaft zerrissenen Don Jose, Bariton Charles Rice den siegreichen Toreador “Escamillo”. Gute Leistungen boten auch die Zigeunerinnen Stepanka Pucalkova als Mercedes, Susanne Grosssteiner als Frasquita, der Bregenzer Festspielchor sowie die Mädchen und Buben von der Musikmittelschule Bregenz.

Die Bühne wird von klobigen Fertigbeton-Elementen beherrscht, die zur bedrohlichen Mauer, zur Schmuggler-Gebirgslandschaft, zur Spelunke oder zur Stierkampfarena zusammengefügt werden. Wenig animierend und recht schwerfällig wirkt im zweiten Akt die Corrida-Pantomime mit einem geradezu archaisch-neolithisch anmutenden “Stier”, den Escamillo zur Strecke bringt. Als überzeugende Idee erweist sich dafür Kubelkas Regie-Ansatz, die Schmuggler nicht als pittoreske Spanier, sondern als bedrohlich aktuelle Schlepper und Menschen-Schmuggler zu zeichnen. (APA)

“Carmen”, Oper von Georges Bizet

Vorarlberger Landestheater in Kooperation mit dem Symphonieorchester Vorarlberg

Musikalische Leitung: Alexander Drcar
Regie und Bühnenbild: Alexander Kubelka
Kostüme: Alexandra Kica
U.a. mit Nadine Weissmann (Carmen), Adriano Graziani (Don Jose), Mara Mastalir (Micaela), Charles Rice (Escamillo), Stepanka Pucalkova (Mercedes), Susanne Grosssteiner (Frasquita)
Bregenzer Festspielchor, Chor der Musikmitelschule Bregenz-Stadt

Zehn weitere Vorstellungen bis 3. März

Weitere Informationen auf der Homepage des Landestheaters

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