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Anna Netrebko wird Österreicherin

Die russische Opern-Sängerin Anna Netrebko wird Österreicherin. Der Ministerrat hat am Dienstag beschlossen, ihr auf Grund ihrer "besonderen Verdienste" die Staatsbürgerschaft zu verleihen.

Anders als die meisten Bewerber musste sie aber keinen Staatsbürgerschaftstest ablegen. Für Vizekanzler Hubert Gorbach (B) ist dieser Beschluss eine „Bestätigung für die Kulturnation Österreich“. Netrebko ist damit russisch-österreichische Doppelstaatsbürgerin, wie Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) betonte, “ sonst braucht es dafür keinen Ministerratsbeschluss“.

Morgen, Mittwoch, singt Netrebko bei den Salzburger Festspielen bei der Premiere von „Le Nozze di Figaro“ die Susanna.

Mega-Star der gegenwärtigen Opernlandschaft

Neo-Österreicherin Anna Netrebko ist der Mega-Star der gegenwärtigen Opernlandschaft. Seit ihrem sensationellen Erfolg 2002 als Donna Anna in Mozarts „Don Giovanni” in Salzburg ist die schöne Russin der unübertroffene Liebling der Gazetten und der Plattenindustrie, das Glamourgirl der Opernwelt. Der Kult um die 34-jährige Sängerin hat Dimensionen, die sonst nur im Pop-Business erreicht werden.

Schönheit, Stimme, Talent, Ehrgeiz, eine märchenhafte Aschenputtel-Geschichte und perfektes, zeitgeistiges Marketing: Das Erfolgsphänomen Anna Netrebko ist ein Zusammenspiel vieler Komponenten. In Interviews plaudert sie fröhlich über ihre Shopping-Leidenschaft, ihren Schuh-Tick und die Erotik der Opernmusik. Wie ein Popstar inszeniert sie sich in Videoclips und verbittet sich Fotos, wenn sie sich nicht bewusst in Pose setzen kann. Zwei Biografien wurden schon über die Sopranistin geschrieben, obwohl erst eben so viele Solo-CDs der Exklusiv-Künstlerin der Deutschen Grammophon erschienen sind. Ihr letztes Arienalbum „Sempre libera” führte nicht nur monatelang die Klassik-Charts an, sondern hielt sich auch 33 Wochen in den deutschen Pop-Charts.

Netrebko wurde am 18. September 1971 im südrussischen Krasnodar als Tochter einer Ingenieurin und eines Geologen geboren. Auf die Bühne kam die junge Anna mit sieben Jahren erstmals als Ballerina, später mit dem Chor der Pioniere. Mit 16 Jahren, 1987, ging sie nach St. Petersburg an die Fachhochschule für Musik, doch schon nach zwei Semestern wechselte sie an das prestigeträchtigere Rimski-Korsakow-Konservatorium. Als Statistin schaffte die Studentin es auf die Bühne des berühmten Mariinsky-Theaters – als Hinterteil eines Fabelwesens. Auch die viel zitierte Putzfrauen-Geschichte ist wohl wahr: Den Job im Opernhaus nahm sie deshalb an, weil sie möglichst viele Proben miterleben wollte, wie sie heute immer wieder gerne erzählt.

1993 gewann Netrebko den Glinka-Gesangswettbewerb in Moskau und wurde 1994 Ensemblemitglied im Mariinsky-Kirov-Theater. Der westlichen Opernwelt wurde sie durch ihr Aufsehen erregendes Debüt an der Oper von San Francisco 1995, einem Gastspiel des Mariinsky-Theaters, bekannt. Mit ihrer großen Bühnenpräsenz und ihrer schön dunkel gefärbten Stimme war sie für viele Operndirektoren in Europa und Amerika interessant. Sie sang an der New Yorker Met, im Londoner Covent Garden, der Washington Opera und der Wiener Staatsoper. Bereits 1998 debütierte die junge Sängerin bei den Salzburger Festspielen, jener Musik-Bühne, die ihr 2002 zum absoluten Durchbruch verhalf.

Die vierfach überbuchte Salzburger „Traviata” im Vorjahr wurde zum Opern-Event des Jahres. Mit Rolando Villazon avancierte Netrebko dabei zum neuen „Traumpaar der Oper”. Die Aufnahme erzielte mit Verkaufszahlen von 200.000 Stück in Deutschland und 30.000 in Österreich die höchsten Gewinne einer Operneinspielung überhaupt, die ORF-Übertragung erreichte unglaubliche 29 Prozent Marktanteil. Heuer wurde das Paar als „Romeo et Juliette” an der Wiener Staatsoper und zuletzt gemeinsam mit Placido Domingo bei einer Open Air-Gala auf der Berliner Waldbühne bejubelt, für 2007 ist eine Tournee geplant.

2004 wurde Netrebko mit dem österreichischen Klassik Amadeus Award ausgezeichnet, im selben Jahr und erneut 2005 verlieh ihr die Deutsche Phono-Akademie den Klassik-Echo des Jahres als beste Sängerin, und aus den Händen von Präsident Vladimir Putin erhielt sie voriges Jahr den russischen Staatspreis, die größte Ehrung ihrer Heimat. Von Netrebkos Wunsch, Österreicherin zu werden, um sich die umständlichen Reiseformalitäten zu ersparen, waren ihre Landsleute allerdings nicht begeistert. Bitter beklagte die Sängerin sich in einem Interview über eine Medienkampagne, in der sie als “Überläuferin” und „Verräterin” verurteilt wurde.

Die Entscheidung über Netrebkos Doppelstaatsbürgerschaft ist jedenfalls gut gewählt. Morgen, Mittwoch, feiert sie in Salzburg Premiere als Susanna in Mozarts „Le Nozze di Figaro”. Die Nachfrage nach Karten ist bereits acht Mal so groß wie das Angebot. Die Zuschauerzahlen der TV-Direktübertragung und die Verkaufszahlen der Plattenindustrie könnte die Nachricht von ihrer Einbürgerung aber immer noch in die Höhe schnellen lassen.

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