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Endlich wieder ein zeitlos aktueller Klassiker

Peter Kremer spielte sehr beeindruckend die Hauptrolle des „Nathan“.
Peter Kremer spielte sehr beeindruckend die Hauptrolle des „Nathan“. ©Veranstalter/Kulturbühne Ambach
Theater-Abo „Applaus“ brachte Lessings „Nathan der Weise“ auf die Kulturbühne.

Götzis. (sch)  Bislang präsentierte das Theater-Abo „Applaus“ heuer eher leichtere Kost für die Theaterfans, ausgenommen der höchst dramatische „Terror“ von F. von Schirach. Kürzlich konnte aber das berühmte  Schauspiel „Nathan der Weise“ (1779) des deutschen Dramatikers Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781), also ein ernstes legendäres Werk aus der frühen deutschen Klassik, das Publikum begeistern. Der „Nathan“ ist bei allen „Bildungsbürgern“ populär, wurde er doch in unzähligen Schulen gelesen, interpretiert; und immer wieder bestätigt(e) Lessing, dass er in der Figur des Juden Nathan zwischen Christen und Moslems eine zeitlos gültige, von humanistischer Toleranz geprägte Figur geschaffen hat. Gerade in Zeiten wie diesen klang die „Ringparabel“ Kremers als besonders eindringlicher Aufruf zur Nächstenliebe, zur gegenseitigen Versöhnung der drei großen monotheistischen Religionen.

„Nathan der Weise“, eine Produktion der a.gon münchen, hatte mit Peter Kremer, dem markanten deutschen Bühnenstar, der aber auch als „Siska“ im Fernsehen bekannt wurde, einen überaus menschlichen Nathan der leisen Töne, der mit seiner Betroffenheit des mehrfachen Leidens (etwa Erzählung eines frühen Holocausts) gerade dadurch das Publikum echt packte; eine ungewöhnliche Stille herrschte im Saal …

 Ungemein werktreu inszeniert

Regisseur Stefan Zimmermann schuf im kargen Bühnen-Szenario der hellen hohen Mauern (Peter Schultze) eine Handlung, die trotz des emotionell reichen Plots keine ironischen Verfremdungen zuließ (etwa bei Klosterbruder, Patriarch). Das gesamte Ensemble stand homogen im Bann des weisen Nathan und dessen Schicksal in Hiob-Nähe. Von gütiger Ausstrahlung Stefan Rehberg als Sultan Saladin, von anmutiger Offenheit die Recha Laura Antonella  Rauchs, sehr männlich der Tempelherr von Alexander Mattheis, Georg Luibl dozierte als aalglater Patriarch  etc. Vor der letzten Abo-Vorstellung war dieser berührende „Nathan“ zweifellos ein wunderbarer Theaterabend, vor allem ein Highlight für Klassikfreunde!

 

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