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Elsner für zwei Monate verhandlungsunfähig

Der zweite BAWAG-Strafprozess geht in die Verlängerung: Der ursprünglich geplante Urteilstermin am 29. Juni ist geplatzt, da der mitangeklagte Ex-BAWAG-Chef Elsner wegen einer Tuberkulose-Erkrankung zwei Monate verhandlungsunfähig ist und erst im August vernommen werden kann. Die Vernehmung zweier Zeugen, die schon im ersten Verfahren aussagten, brachte am Dienstag keine Neuigkeiten.
Bawag-Verhandlungswoche wegen Elsner geplatzt


Der gerichtliche Sachverständige habe die Verhandlungsunfähigkeit Elsners festgestellt, so Richter Christian Böhm am neunten Prozesstag im Wiener Landesgericht. Wie Elsners Anwalt Jürgen Stephan Mertens heute in einer Aussendung erläuterte, werde bei seinem Mandanten derzeit eine “medikamentöse Chemotherapie” durchgeführt. Elsner sei Ende Mai in die Lungenheilanstalt Natters eingeliefert und zweimal punktiert worden. Bei diesen Eingriffen seien mehr als 1,3 Liter Wasser aus der Lunge entzogen worden. Die Ansammlung des Wassers in der Lunge – nach Analyse der entzogenen Flüssigkeit – sei eine Folge der bei Elsner diagnostizierten Tbc-Erkrankung.

Die Zeugenvernehmung von Robert Schatzer, früher Leiter der Bilanzabteilung der BAWAG und seit fünf Jahren in Pension, gestaltete sich teilweise humorvoll. Schatzer gehörte zu einem in die Verluste eingeweihten kleinen Kreis in der BAWAG – und hatte so wie die anderen darüber ein Sprechverbot erteilt bekommen. “In meiner Wahrnehmung kam das von Elsner”, sagte er. Erstmals habe er über die Verluste durch die Sondergeschäfte mit dem Spekulanten Wolfgang Flöttl im November oder Dezember 1998 vom damaligen BAWAG-Vorstand Johann Zwettler erfahren.

Die zweite Zeugin des Verhandlungstages, Renate Zartler-Schwob, wiederholte ihre Aussagen aus dem ersten Verfahren. Sie hatte ab 1998 in der Abteilung Beteiligungen die Verwaltung der Sondergeschäfte mit Flöttl über. Von Verlusten habe sie lange nichts gewusst, außerdem war ihr höchste Geheimhaltung angeordnet worden: Statt im Computer habe sie anfangs handschriftlich arbeiten müssen. Die Geschäfte der BAWAG mit Flöttl nach den Verlusten wurden dann – nachdem das frische Geld schon geflossen war – durch formelle Anträge und Beschlüsse dargestellt, sie habe aber immer nur auf Anweisung gehandelt und die offiziellen Zahlungsaufträge und Kreditverträge im nachhinein verfasst. Der Führungsstil in der BAWAG sei autoritär gewesen.

Der Prozess wird am Mittwoch mit der Vernehmung von Ex-BAWAG-Chef Johann Zwettler, Zeuge im Verfahren, und Gutachter Fritz Kleiner fortgesetzt.

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