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Elektro-Moped & -Motorrad: Der Funke springt lautlos über

©BMW
Motorräder gelten bei Nicht-Zweiradfans als (zu) laut, (zu) geruchsbelästigend und (zu) schnell. Mag sein. Doch: Die Lautstärke ist im Prinzip per Gesetz geregelt. Abgasnormen gelten auch für Bikes. Zwei Großserien-Zweiradhersteller entwickeln gerade einspurige Elektro-Fahrzeuge zur Serienreife: BMW und KTM.

Die Einhaltung von Tempolimits wird bei einspurigen mindestens ebenso streng exekutiert wie bei mehrspurigen Fahrzeugen. Und einzelne Ausreißer, die den genannten Vorwürfen entsprechen, tun das, was sie immer tun: umso mehr unangenehm auffallen. Den ersten beiden Kritikpunkten könnte mit der Elektrifizierung paroli geboten werden. Doch ist es bei Moped & Motorrad noch weniger einfach, einfach einen Elektromotor und einen Akku zu implantieren – solange leistungsfähige Batterien groß und – sehr – schwer sind. Denn der Faktor Gewicht ist bei einem zweirädrigen Gefährt noch entscheidender als bei einem vier- oder mehrrädrigen Fahrzeug. Er betrifft nicht nur das Beschleunigen und das Bremsen, auch das Rangieren.

Dennoch: In der motorisierten Zweiradwelt greift das Prinzip des lautlos überspringenden Zündfunkens im Sinne relativer Lautlosigkeit und lokaler Emissionsfreiheit über. Gleichzeitig verschwimmen die Grenzen zum Fahrrad, in Gestalt von Pedelecs, batteriestrom-unterstützten Bikes. Die dürfen allerdings nicht schneller fahren als 25 km/h. Alles, was darüber hinaus geht, ist führerschein-pflichtig und sei es auch „nur” ein Moped-Ausweis, sprich ein rosa Schein der Klasse AM.

In Punkto prüfungs-pflichtiger Roller und Motorräder ist eine Reihe von Kleinserien-Produkten bereits auf dem Markt. Die Hersteller-Bandbreite reicht von io E-Scootern über Quantya und Vectrix bis zu Zero sowie anderen. Peugeot hat ein E-Modell im Programm, und auch das klassische Velosolex gibt’s mit Strom-Antrieb, allerdings in erster Linie im Herstellerland Frankreich.

Motorsport findet auch in der Stadt statt

Zwei Großserien-Zweiradhersteller entwickeln gerade einspurige Elektro-Fahrzeuge zur Serienreife: Bei KTM steht eine Sport-Enduro vor dem Verkaufsstart. 2008 war die Freeride E erstmals als ZEM (Zero Emission Motorcylce), als damals bereits schon sehr serienreif wirkendes Konzeptfahrzeug präsentiert worden. Ihre Eckdaten: 10,2 PS Nenn-, 30 PS Spitzenleistung, 42 Nm Maximaldrehmoment, 95 kg Startgewicht, 30 Minuten Reichweite im sportlichen Offroad-Einsatz.

Mittlerweile hat sie ein Jahr lang einen Kunden-Testbetrieb durchlaufen, in drei KTM-E-Cross-Centern in Österreich, und zwar nahe am Stammsitz des Herstellers, in Munderfing, Oberösterreich, weiters im Ötztal, Tirol („Area 47″) und bei Zell am See, Salzburg („E-Freeride Center Schmitten). Der Marktstart der Freeride E ist für die kommende Zweiradsaison terminisiert. Der Preis ist noch nicht fixiert. Mit der Freeride E will KTM-Boss Stefan Pierer zwei der Hauptkritik-Punkte des Motorradfahrens an sich, siehe oben, und des motorisierten Zweirad-Sports überhaupt entkräften: Geräusch- und Abgas-Entwicklung. Damit will er Wettbewerbs-Action stadttauglich machen.

Darüber hinaus präsentierte KTM heuer im Frühjahr auf der Tokyo Motorcycle Show das Konzept eines Elektro-Rollers namens E-Speed – den ersten Scooter aus Mattighofen überhaupt. In weiterer Folge hatte der Stromer auf der „bike-austria” in Tulln, Niederösterreich, seine Österreich-Show-Premiere. Die vorläufigen Eckdaten: 15 PS Spitzenleistung, 36 Nm Maximaldrehmoment, ca. 140 Kilo Gewicht, 85 km/h Top-Speed, ca. 60 km Reichweite. Marktstart: 2015. Derzeit wird unter Hochdruck an der Entwicklung zur Serienreife gearbeitet.

Bei BMW steht mit dem C Evolution ein Elektriker-Erstling in den Startlöchern. Der Strom-Scooter basier im im Prinzip auf dem benzin-betriebenen hubraumstarken C-Modell. Der flüssigkeitsgekühlte Elektromotor entwickelt eine Nennleistung von 15, eine Spitzenleistung von 48 PS. Samt Bremsenerige-Rekuperation soll seine Reichweite an die hundert Kilometer herankommen. Beim Rangieren der doch recht satten 265 Kilogramm Gewicht unterstützt eine Rückfahrhilfe. Der Marktstart ist für die kommende Zweirad-Saison – 2014 – geplant. Der Preis ist noch nicht bekannt.

(KECKEIS)

Bildcredit: Hersteller (BMW, KTM)

1 BMW C Evolution 1

BMW C Evolution: Der erste Elektro-Einspurige aus Bayern soll kommendes Jahr auf den Markt kommen.

2 BMW C Evolution 2

Die Eckdaten: 15 PS Nenn-, 47,5 PS Spitzenleistung, 72 Nm, in 6,2 Sekunden von 0 auf 100, 120 km/h Top-Speed, 265 kg.

3 BMW C Evolution Cockpit

Großflächiges Info-Display im Cockpit, Rückfahrhilfe fürs Rangieren. Reichweite bis zu 100 Kilometer.

4 KTM E-Speed Study 1

KTM E-Speed: Der Prototyp des Elektro-Rollers wurde im Frühjahr in Tokyo und in Tulln präsentiert.

5 KTM E-Speed Study 2

Die vorläufigen Eckdaten: 15 PS, 36 Nm, 85 km/h Top-Speed, ca. 60 km Reichweite. Marktstart: 2015.

6 KTM E-Speed Study 3

In Mattighofen wird derzeit auf Hochtouren an der Entwicklung des ersten KTM-Rollers überhaupt gearbeitet.

7 KTM Freeride E 1 r

KTM Freeride E: Die 2008 präsentierte seriennahe Studie ist für die kommende Saison marktstart-reif.

8 KTM Freeride E 2 r

Die Eckdaten: 10,2 PS Nenn-, 30 PS Spitzenleistung, 42 Nm, 95 kg, 30 Minuten Reichweite.

9 KTM Freeride E 3 r

Mit der Elektro-Enduro will KTM – so gut wie lautlosen – Motorsport in die städtischen Ballungszentren bringen.

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