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Einfach das Ende der Welt - Kritik und Trailer zum Film

Zwölf Jahre lang war Louis nicht zu Hause. Kein Wunder, dass seine Mutter in heller Aufregung ist, als er sich nun endlich für einen Besuch anmeldet. Auch seine Schwester, sein Bruder und dessen Ehefrau sind dabei, als Louis mit dem Taxi vorfährt. Die Zuschauer wissen früh, dass Louis eine traurige Nachricht hat - der junge Mann wird bald sterben. "Einfach das Ende der Welt auf" ist das neue Familiendrama des jungen Kanadiers Xavier Dolan.

Ein Welterfolg wurde Jean-Luc Lagarces Familiendrama “Juste la fin du monde” nicht gerade. 1990 entstanden und 1999 in Paris uraufgeführt, macht das Fünf-Personen-Stück nun auf der Leinwand eine zweite Karriere. Der junge Kanadier Xavier Dolan hat für seine Verfilmung eine Starbesetzung engagiert. Am Freitag startet der in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnete Film in Österreich.

Einfach das Ende der Welt: Kurzinhalt

“Einfach das Ende der Welt” hat eine nahezu klassisch anmutende Konstellation: Ein noch immer junger Mann, feinsinnig, nachdenklich und mittlerweile erfolgreicher Theaterautor, kehrt nach zwölfjähriger Abwesenheit für einen Kurzbesuch nach Hause in die Provinz zurück, um seine Familie von seinem baldigen Ableben zu informieren. Doch das Wiedersehen läuft rasch aus dem Ruder. Die liebe Familie präsentiert sich konfliktbeladen und zerstritten. Es wird geschrien und beleidigt, was das Zeug hält. Dabei fällt dem Heimkehrer mehr Verantwortung zu, als ihm lieb ist. Nicht gerade das ideale Umfeld für eine Todesnachricht in eigener Sache.

Einfach das Ende der Welt: Kritik

Dolan, 27, der mit Filmen wie “Ich habe meine Mutter getötet” oder “Mommy” zum gefeierten Jungstar wurde, mischt dem Kammerspiel mit sensiblen, atmosphärischen Zwischenschnitten, sparsam eingesetzten Rückblenden und einem formidablen Soundtrack unaufdringlich einige filmische Zutaten bei. Vor allem beobachtet er jedoch in Großaufnahmen, was tolle Schauspieler aus ihren packend gezeichneten Figuren und den brillanten Dialogen machen.

Gaspard Ulliel (“Yves Saint Laurent”) legt die Zerrissenheit des schwulen Künstlers, der sich noch einmal Menschen und einer Situation stellen will, die er als Jugendlicher bewusst hinter sich gelassen hat, in ein ruhiges, unpathetisches Spiel, das mit der Extrovertiertheit der restlichen Familienmitglieder ebenso kontrastiert wie seine überlegte, gewählte Sprache, die seinen älteren Bruder zur Weißglut treibt. Als bodenständiger und hemdsärmeliger Bruder ist Vincent Cassel immer knapp davor, auszurasten. Seine Aggressivität dominiert den Tag und verhindert, dass beim Familientreffen jene glücklichen Momente entstehen können, von denen die durchgeknallte Mutter (Nathalie Baye) träumt. Marion Cotillard (derzeit auch in “Allied” und “Assassin’s Creed” im Kino) als Schwägerin, die in diesem Tollhaus vor Schreck kaum einen geraden Satz herausbringt, und Léa Seydoux als zugekiffte Schwester, die den wohl ebenso heiß ersehnten Absprung verpasst hat und Louis am meisten vermisst, komplettieren das ausgezeichnete Ensemble.

Schwächen in der Handlung, die man sich durchaus komplexer vorstellen könnte, sind auf die Theatervorlage zurückzuführen. Autor Jean-Luc Lagarce hat dabei allerdings wohl eigene Erfahrungen verarbeitet. 1995, fünf Jahre nachdem er sein Stück geschrieben hatte, starb er im Alter von 38 Jahren an Aids. Die Uraufführung erlebte er nicht mehr.

> Alle Spielzeiten auf einem Blick

(APA)

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