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Insel in den spanischen Bergen

Ein idealer Ort für Naturfreunde, die Stille und Abgeschiedenheit suchen
Ein idealer Ort für Naturfreunde, die Stille und Abgeschiedenheit suchen ©VN/Ulrich Willenberg
Der Tourismus als Chance – Ferien in restaurierten Bauernhöfen Kantabriens.
Kantabrien - Impressionen

Es ist das Schicksal vieler spanischer Bergdörfer. Die jungen Leute ziehen in die Städte, weil ihnen das Landleben zu beschwerlich ist. Zurück bleiben die Alten, so wie in Los Cos in der Provinz Kantabrien. In dem winzigen Ort rund eine Autostunde von der Atlantikküste entfernt gibt es inzwischen mehr Hunde als Menschen.

Die Picos de Europa

„Wir sind nur noch zehn Bewohner hier. Die Jungen sind alle fortgezogen“, sagt Bauer Vincente Blanco. Nach getaner Arbeit spaziert er zu einer Bank am Rande des Dorfes. „Was für ein wunderbarer Tag“, freut er sich und genießt den Blick über das üppig grüne Hochtal von Liébana. Es ist eine der landschaftlich schönsten Regionen Nordspaniens. Im Osten ragt der markante Tafelberg Peña Labra aus dichten Eichen- und Buchenwäldern empor. Nach Westen erhebt sich das gewaltige, bis zu 2650 Meter hohe Gebirgsmassiv der Picos de Europa.

Nur wenige Wanderer finden den Weg hinauf nach Los Cos. Vincente freut sich über die seltenen Besucher und fängt an zu erzählen. „Ich habe mein ganzes Leben hart geschuftet“, erzählt der Senior, lupft die Kappe und zeigt auf seine grauen Haare. Er ist Viehzüchter, Weinbauer, Schnapsbrenner und Imker. Auf die Rinderherde mit 60 Tieren ist er besonders stolz. Seine Bienen liefern aromatischen Honig, der nach blühenden Bergwiesen duftet. Und aus den Trauben der beiden Weinberge keltert er den süßen Tostaniego-Wein oder brennt Orujo-Schnaps, der wie Grappa schmeckt. „Alles ist natürlich und ohne Chemie“, versichert der Landwirt. Einen Nachfolger für seinen Hof hat er nicht.

Liebevoll restauriert

Wenn er und die anderen Alten nicht mehr sind, drohen Orte wie Los Cos zu verfallen und der Wald die unbewirtschafteten Weiden zu verschlingen. Schon jetzt stehen Tausende von Häusern leer und verfallen. Doch es gibt auch eine andere Entwicklung. In vielen spanischen Bergdörfern wurden Bauernhäuser liebevoll restauriert und in komfortable Feriendomizile umgewandelt. Wie in Basieda, rund zehn Kilometer von Los Cos entfernt. Hier hat ein englisches Paar vor Jahren ein heruntergekommenes Anwesen gekauft und in zwei Jahren aufwändig renoviert. Der Tourismus könnte dabei helfen, die oft wunderschönen Dörfer zu erhalten.

Davon ist nicht nur der neue Besitzer Richard Beazley überzeugt. Es braucht viel Idealismus und auch viel Geld für ein solches Projekt. Beides hatte der englische Geschäftsmann, der vor Jahrzehnten Hippie-Klamotten in Indien nähen ließ und später ein teures Modegeschäft in Zentrum von London führte. Kein Vergleich zu seiner neuen Heimat Basieda, das gerade einmal neun Einwohner zählt. „Das Dorf liegt wie eine Insel in den Bergen“, schwärmt Richard. Auf modisches Outfit legt hier niemand Wert. Viel wichtiger sind dagegen Wanderstiefel und Regenjacke.

Ruhig auch in der Hochsaison

Hier bleibt es auch in der Hochsaison ruhig, abgesehen von dem Bimmeln der Kuhglocken, dem Summen der Insekten und den Schreien der Raubvögel. Durch die tiefen Wälder streifen einige scheue Bären, die man nur selten zu Gesicht bekommt. Wer in den kantabrischen Kordilleren zu Fuß unterwegs ist, sollte auch im Sommer auf alles gefasst sein. Schnell kann das Wetter umschlagen und dichter Nebel, der sich manchmal tagelang festsetzt, die Sicht rauben.

Vor allem Spanier kommen im Sommer aus den heißen Großstädten hinauf in die kühleren Berge. Viele der früheren Bauernhäuser sind lange im Voraus ausgebucht. Außerhalb der Monate Juli und August findet man auch kurzfristig noch freie Quartiere. Besonders schön zum Wandern ist der Herbst, wenn sich die Eichen- und Buchenwälder verfärben. Im Winter zieht es nur wenige Touristen hierher. Manche Politiker wollen dies ändern. Sie planen ein Skigebiet am Pass Puerto de San Glorio. Viele Einheimische sind dagegen – auch Richard findet die Pläne schlimm. „Die schöne Landschaft wäre dann ruiniert“, befürchtet er.

 

REISE-INFOS

Anreise: Flug nach Santander oder Bilbao z. B. mit Iberia. Auf der Küstenautobahn in westlicher Richtung bis Unquera. Weiter auf der Landstraße N 621 durch die landschaftlich grandiose Schlucht Desfiladero la Hermida. Langsam fahren. In Ojedo auf die 184 in Richtung Pesaguero. Schmale Nebenstraßen führen in die Dörfer Los Cos, Basieda und Caloca, die in Seitentälern liegen. Alternative: Autobahn bereits in Cabezon de la Sal verlassen. Weiter auf den Straßen 180, 182 und 281 bis zum Pass Pto. de Piedrasluengas. Weiter auf der 184 in Richtung Ojedo. Beide Strecken sind landschaftlich sehr reizvoll.
Beste Reisezeit: Frühjahr bis Herbst.
Unterkunft: Eine große Auswahl an qualitativ hochwertigen Ferienhäusern und Wohnungen bietet das Portal Fewo-direkt. Darunter ist auch der frühere Bauernhof in Pesaguero-Basieda (Buchungsnummer 18847 – www.fewo-direkt.de).

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