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Ein Kind ändert alles: Herausforderung der Erziehung

Viele Eltern planen die Zukunft mit Kind nicht optimal. Oft kommt es im Laufe der Zeit auch zu beziehungstechnischen Problemen. Doch auf heikle Fragen gibt es hilfreiche Antworten.

Heutzutage denken Paare immer genauer darüber nach, ob sie überhaupt Kinder bekommen möchten. Oft will auch nur ein Partner Kinder und steht vor dem Problem, wie der andere vom Familienglück überzeugt werden kann. Gibt es schließlich eine Entscheidung für die Familie, stellen sich weitere Fragen für das Paar: Wann ist der richtige Zeitpunkt? Welchen Einfluss wird ein Kind auf die Karriere der Eltern haben? Ist ein Kind finanziell überhaupt leistbar? Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise sind diese Fragen nicht immer leicht zu beantworten.

In den 1980iger Jahren lag das Alter jener Frauen, die ihr erstes Kind bekamen, noch bei ca. 25 Jahren, jetzt liegt es bei knapp 30 Jahren. Tendenz steigend. Ist die Entscheidung für eine Familie erst einmal gefallen, so laufen gerade jene Paare, die sich erst relativ spät für ein Kind entscheiden, Gefahr, die bevorstehende Familiengründung ausschließlich durch die rosarote Brille zu sehen.

Dabei übersehen sie oft, dass nicht nur die Fragen nach Geld und Karriere rechtzeitig geklärt werden sollten, sondern auch andere Themen an Bedeutung gewinnen, beispielsweise: Wie ändert sich das soziale Umfeld durch ein Kind? Wie geht frau damit um, nicht mehr ausschließlich über die eigene Person und die eigenen Leistungen definiert zu werden, sondern oft nur noch als Mama eines Kindergartenkindes oder Schulkindes? Wie ändert sich das Verhalten von Freunden, Großeltern und des eigenen Partners, sobald das Kind auf der Welt ist?

Michaela Sauer, selbst Mutter von zwei Kindern und beruflich als Beziehungs- und Erziehungsberaterin jahrelang in Expertenteams verschiedener Tageszeitungen tätig, kennt die Probleme, die auf junge Eltern zukommen können, nur zu gut: “Mittlerweile gehört für so gut wie jedes Paar ein Geburtsvorbereitungskurs in der Zeit der Schwangerschaft selbstverständlich dazu. Auch über die Entwicklungsschritte, die das Kind in den ersten Jahren durchmachen wird, sind die werdenden Eltern bestens informiert – aber über das Leben danach, das Leben zu dritt, wird meist nur am Rande gesprochen.”

In ihrem Buch “Ein Kind ändert alles” (erschienen im Goldegg Verlag) bespricht sie ganz offen die möglichen Konfliktfelder der neuen Dreisamkeit und gibt Tipps, wie diese Konflikte entweder vermieden oder zumindest leichter bewältigt werden können. Aus ihrer beruflichen Erfahrung zeigt sie auf, woran das Familienglück der Neo-Eltern oft scheitert und scheut sich nicht, auch einen sehr persönlichen Einblick in Dinge, die schiefgehen können zu präsentieren. Viele ganz typische Fallen des Elterndaseins sind leicht vermeidbar, wenn man sie nur früh genug erkennt.

Bereits während der Schwangerschaft wird eine Frau oft von der erfolgreichen Karrierefrau zur “Schwangeren”, später wird über sie ohnedies zumeist nur noch als von der Mutter ihres Kindes gesprochen und ihr eigener Name dabei kaum noch erwähnt. Michaela Sauer rät Frauen nach der Geburt unbedingt darauf zu achten, sich nicht komplett von der Mutterrolle vereinnahmen zu lassen.

Auch andere soziale Beziehungen ändern sich. Das Familienglück kann eine Belastung für viele Freundschaften darstellen. Besonders dann, wenn die Freunde keine Kinder haben und daher oft nicht verstehen, dass zum Beispiel spontane Treffen mit der frischgebackenen Mama nicht mehr so leicht möglich sind. Doch nicht nur die Freundschaften ändern sich, auch die Beziehung zu den Großeltern des Kindes wird eine andere. Die gut gemeinte Einmischung der Großeltern kann manchmal sogar eine veritable Ehekrise auslösen.

Wie bleibt die Paarbeziehung lebendig? Vor der Geburt eines Kindes haben die werdenden Eltern an alles gedacht, vom Wickeltisch über den Kinderwagen und das Kinderbett. “Eines können sie allerdings am wenigsten vorbereiten: sich selbst”, weiß die Beziehungsberaterin aus Erfahrung. Bald schon wird das Paar feststellen, dass gemeinsame Abende ohne Kind eine Seltenheit sind. Sobald das Kind auf der Welt ist, sind sie hauptsächlich Eltern und kaum noch ein Liebespaar. Alles dreht sich ausschließlich nur noch um das Kind. “In vielen Beziehungen leidet die Qualität der Gespräche sehr. Die Themen über die gesprochen wird, verändern sich – weg von der Beschäftigung mit dem anderen hin zu organisatorischen Gesprächen”, weiß die Expertin. Sie rät, sich trotzdem immer wieder bewusst Zeit füreinander zu nehmen und Konflikte, die durch die neue Situation entstehen, unbedingt anzusprechen.

Konflikte und Tabuthemen nehmen um 30% zu. Gerade jene Paare, die sich das Leben zu dritt in den schönsten Farben ausgemalt haben, müssen oft feststellen, dass ihre Erwartungen nicht eintreten und sind dann enttäuscht. Doch oft wird über diese Gefühle nicht geredet und nach außen hin eine heile Welt demonstriert, Probleme werden tot geschwiegen.

Häufig werden die Gründe über das schwindende Liebesglück auch beim Partner gesucht, Schuldzuweisungen und Überreaktionen sind die Folge. Die Konflikte zwischen den Eltern steigen in der ersten Phase nach der Geburt des Kindes um 20 bis 30%.

Auch die Streitigkeiten des Paares selbst sind wieder mit anderen Sorgen verbunden: Darf das Kind etwas von den elterlichen Konflikten mitbekommen? Sollten diese aus Rücksicht auf das Kind einfach hinuntergeschluckt werden? Die Autorin gibt in ihrem Buch Antworten auf alle heiklen Fragen.

Das Familienleben kann stressig sein. Um diesen Stress zu reduzieren, ist es wichtig, sich von dem Gedanken zu lösen, immer alles richtig machen zu müssen. Gleich, wie die Aufgabenaufteilung im Haushalt oder in der Kinderbetreuung aussieht, Gespräche helfen auch hier.

Vom reinen Liebesglück zu einem harmonischen Familienglück ist es ein weiter Weg – doch auf vieles kann ein Paar sich gut gemeinsam vorbereiten.

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