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Ein Gang höher: Need for Speed Shift

Rennsportgeräte und Adrenalin statt Blut: Need for Speed Shift.
Rennsportgeräte und Adrenalin statt Blut: Need for Speed Shift. ©Waibel
Es herbstelt. Das merken nicht nur Gametester daran, dass ein Spieletsunami anrollt. Und daran, dass wieder ein neues Need for Speed die Schaltkreise der Spielekonsolen und Gamerechner erblickt. EA will´s noch einmal wissen.  

Dabei stellen die Entwickler die vertraute Welt der Fans der neonbeleuchteten Kulissen mit fettem Gangsta-Image vollkommen auf den Kopf. Nach dem Einlegen ein ungewohntes Bild: Cooler Style, nach wie vor, Menüs in State of the Art Präsentation, auch der Sound ist unverkennbar NFS. Der Einstieg ähnelt dann aber schon eher Games wie Gran Turismo und Forza.

Nach der Auswahl eines geeigneten fahrbaren Untersatzes samt dezentem Upgrade auf Kosten des mager gefüllten Credit-Kontos geht es an den Start zum ersten Rennen. Vorerst ist das Tempo auf gutem Arcade-Niveau, die KI der Rivalen defensiv. So finden auch Einsteiger rasch ins Game, und feiern erste Erfolge. Erfreulich hierbei ist, dass der Schwierigkeitsgrad von Simulation bis Arcade Total mittels zahlreicher Fahrassistenten stufenlos regulierbar ist. Dennoch: Am PC keimt aufgrund der Tastatursteuerung schon Verzweiflung auf – selbst die Menüs sind eher Controller-lastig. Ohne entsprechendes Eingabegerät bleibt das Spiel hinter seinen Möglichkeiten zurück. Kenner greifen ohnehin gleich zum Lenkrad. Profis, die mit Lenkrad an der Simulationsschraube drehen, geraten aber spätestens hier in Verzückung.

Verzückt sind Gamer auch ob der gebotenen Technik. Begeistern die ersten Kurse, die Details der Fahrzeuge und die Flüssigkeit bereits auf der Spielekonsole, gehorchen spätestens auf dem PC-Screen und höchster Auflösung die Kinnladen der Schwerkraft. Gestochen scharfe Optik, aus anderen Spielen bekannte und beliebte Strecken wie z. B. die legendäre Laguna Seca, eine fulminante Detailfülle bei der Gestaltung der Fahrzeuge bis hin zu erstmals richtig detailgetreuen Cockpits und ein brachialer Sound lassen Gamern das Gesicht wegfliegen.

Und endlich wird Need for Speed wieder legal: Abseits von nächtlichen Straßenrennen, mit der Polizei im Genick, unter Drogendealern und Waffenschiebern präsentiert sich der Alter-Ego Pilot nunmehr als seriöser und zusehends gefeierter Rennfahrer – wie das Leben so spielt.

Bald sind die ersten Rennen gewonnen, die ersten Credits eingefahren, wobei auffällt, dass sich ein Rest Dreckigkeit aus früheren Need for Speed Titeln doch ins Game gerettet hat. Nebst zu erfahrenden Erfolgen und zahllosen gewonnenen Rennen geht es auch um die Aufwertung des Fahrerprofils, um sich mittels Punktesystem höhere Events freizuschalten. Dabei zählen nämlich nun nicht nur ein präzise gefahrenes Rennen, sondern auch, wie aggressiv man anderen Fahrern gegenüber ist. Da kann ein gut gezielter Rempler zuweilen ebenso viel bringen wie eine sauber gefahrene Runde und am Ende zählen nur die Punkte auf dem Konto.

Gewinnen kann mit der Zeit richtig zum Stress werden. Spätestens nach dem Welpenbonus in den ersten Rennen geben die KI Fahrer mit der Zeit richtig Gas und scheuen nicht einen Rempler und kleben zuweilen hartnäckigst am Auspuff, während man mit schweißnassen Händen den Boliden förmlich über die Strecke fliegen lässt. Insbesonders wenn dann die Supersportwagen im Game freigeschaltet sind, sollte man am besten die Baldriantropfen bereitsstellen und nach einem Event mit dem Königsegg am besten ein Päuschen zur Harmonisierung der eigenen Körperchemie einlegen.   

Die Kurse sind keine A nach B Rennen mehr, sondern Rundkurse, wie gewohnt aus aktuellen Rennsimulationen. Gut von Forza und Co. abgekupfert ist eine zuschaltbare Ideallinie, die nicht nur zeigt, wo man optimal fährt, sondern mittels dynamischer farblicher Veränderungen auch darstellt, wie schnell man die nächste Kurve nehmen sollte.   

Eines darf heutzutage in einem guten Racegame nicht fehlen: Der Tuningbereich. In seiner Garage stehen die gekauften Fahrzeuge, und sollten da auch bleiben, denn für spätere freizuschaltende Rennen benötigt man oft eine gewisse Marke oder Nationalität des Wagens, um teilnehmen zu dürfen. Seine Renner tuned man nicht nur mittels mehrstufiger fertiger Leistungspakete, sondern auch optisch – sonst wär´s ja kein Need for Speed. Vinyls dürfen da ebenso wenig fehlen wie die Nitroaufladung im Rennen. Wer noch ein wenig Feinabstimmung benötigt, kann den Wagen vor dem Rennen Probe fahren und an Antriebs- und Bremsverteilung und Fahrwerk sowie Übersetzung des Getriebes frickeln. Damit ist ein guter Balanceakt zwischen Simulation und arcadiger Zugänglichkeit geschafft, wenngleich es manchmal auch ein wenig mehr Details im Upgradebereich geben sollte. 

In der Stufe 3 schließlich verschwimmt selbst manchem Profi die viel zu kurze Strecke mit den eindeutig zu engen Kurven im Tunnelblick, und jenseits der 300 hat man Mühe, auf der Strecke zu bleiben und dabei noch die Konkurrenten im Auge zu haben. Bremsen wird zur Nebensache, einfach taktisch hinten bleiben und den Führungsmann in der Kurveneinfahrt als Brems-Prellbock benutzen. Schäden sind nämlich nur kosmetisch, wenn der Aufprall aus Cockpitsicht auch die Welt vor dem virtuellen Auge unscharf werden lässt.

Nebst dem Karrieremodus, aufgepeppt durch sehr anspruchsvolle Drift-Events, laden auch Quickrace mit schnellen knackigen Rennen und ein ausgefeilter motivierender Online-Multiplayermodus mit viel Fahrspaß. Was die Bedienung und den Zugang anbelangt, so sind Konsoleros nicht nur aufgrund des zum Steuern geeigneteren Eingabegeräts in Form des Controllers im Vorteil: Auch die Teilnahme an Onlinerennen geht auf Xbox Live sehr einfach vonstatten.

Fazit:

Need for Speed Shift ist zwar kein Need for Speed, wie es Fans kennen und schätzen, aber zur Zeit eines der stylishsten Renngames für PC und Next-Gen Konsole. Während es auf einem schnellen Spielerechner einfach nur fantastisch aussieht, können Konsoleros simpler ins Vergnügen einsteigen und freuen sich auf eine gute Steuerbarkeit mittels Gamepad, auch sind Konsolenspieler schneller Online als die PC-Fraktion. Zudem nerven lange Ladezeiten. Fans der Serie werden den düsteren Neonlook vermissen und die allgegenwärtige Hatz mit der Obrigkeit, werden aber dafür entschädigt durch Pulsschlag-Events gegen eine derb agierende KI. Need for Speed Shift ist nicht das Need for Speed, das wir kennen und lieben, doch eines der modernsten und schnellsten Rennspiele derzeit. Racing-Fans mit entsprechendem Equipment sollten zugreifen, Arcadespieler sollten antesten.

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