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Ehemalige Vorstände der Telekom im Visier der Staatsanwälte

In der Affäre um eine mögliche Kursmanipulation bei der Telekom Austria geht es nun Schlag auf Schlag. Ex-Vorstand Gernot Schieszler hat sich der Staatsanwaltschaft als Kronzeuge angeboten, berichtet das Nachrichtenmagazin "Format" vorab mit Verweis auf die Staatsanwaltschaft Wien.

Dem Bericht zufolge führt die Behörde Ex-Telekomchef Heinz Sundt, die früheren Vorstände Rudolf Fischer und Stefano Colombo als Beschuldigte, weiters den PR-Unternehmer Peter Hochegger und den Investmentbanker Johann Wanovits. Auch Sundt-Nachfolger Boris Nemsic stehe auf der Liste, wobei der Verdacht bei ihm strittig sei. Für alle gilt die Unschuldsvermutung. Keine belastenden Hinweise liegen gegen den aktuellen Telekom-Chef Hannes Ametsreiter vor, berichtet “Format”.

Auch bei der möglichen Rückforderung der Bonuszahlungen in Höhe von rund neun Millionen Euro gibt es Bewegung. Wie “Format” schreibt, soll eine Rückforderung möglicherweise bereits beim Telekom-Aufsichtsrat nächste Woche Dienstag beschlossen werden. Am darauffolgenden Tag präsentiert die Telekom ihr Halbjahresergebnis. Telekom-Sprecherin Elisabeth Mattes hatte bereits zuvor gegenüber der APA angekündigt, dass entsprechende Gutachten in Arbeit sind, die Materie rechtlich aber sehr komplex sei. Dem Vernehmen nach soll es beim internen Revisionsbericht der Telekom, der zu Wochenbeginn bei der Staatsanwaltschaft Wien abgegeben wurde, auch um umstrittene Immobiliendeals gehen.

2004 kein begründeter Verdacht einer Kursmanipulation

Die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat heute einmal mehr ihr Vorgehen bei dem auffälligen Kursprung der Telekom Austria-Aktie am 26. Februar 2004 verteidigt. Dass die Behörde ihre Erkenntnisse erst Jahre später, nämlich nach der Hausdurchsuchung bei dem in die Causa verstrickten Lobbyisten Peter Hochegger an die Staatsanwaltschaft weiterleitete liege daran, dass es erst zu diesem Zeitpunkt den begründeten Verdacht einer Kursmanipulation gab. Bei der Untersuchung im Jahr 2004 habe es diesen Verdacht nicht gegeben, und einfach auf Gutdünken könne die FMA nicht Akten verschicken, betonte FMA-Sprecher Klaus Grubelnik gegenüber der APA.

Er räumte aber ein, dass es 2004 bereits umfangreiche Medienberichte gab, die den Verdacht der Marktmanipulation zum Inhalt hatten. Auch Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger meinte, hier könne “sehr leicht der Geruch einer Kursmanipulation entstehen”. Grubelnik hielt heute fest, dass die FMA die Ermittlungen über die mögliche Kursmanipulation voran getrieben habe, beim Vorwurf der Untreue sei die Staatsanwaltschaft am Zug. “Wir haben alles abgearbeitet”, so Grubelnik.

Ungereimtheiten schon länger bekannt

Im Zuge der Kursaffäre rückt auch wieder die Vertragsauflösung von Ex-Telekom-Chef Heinz Sundt in den Fokus. Sundt schied mit 23. Mai 2006 aus dem Unternehmen aus, hatte aber noch einen laufenden Vertrag bis zum April 2007. Dieser wurde ihm dem Vernehmen nach mitsamt einer Abfertigung ausbezahlt. In Medienberichten war von in Summe zwei Millionen Euro die Rede, was Sundt klar dementiert hatte.

Ein Blick ins APA-Archiv zeigt, dass mögliche Ungereimtheiten der Telekom-Führung nicht erst seit kurzem bekannt sind. So war ein Immobiliendeal der Telekom im Umfeld des damaligen Festnetzvorstandes Rudolf Fischer und des damaligen ÖBB-Chefs Martin Huber bereits 2008 ein heißes Thema. Anlegerschützer Rasinger kündigte damals an, dass “der Schillerplatz-Verkauf sicher ein Thema bei der nächsten Hauptversammlung” Ende Mai sein werde. “Es muss geklärt werden, ob aus Sicht der Telekom vernünftig verkauft und im Interesse des Unternehmens gehandelt wurde”, sagte Rasinger damals. Sundt bestätigte damals dem “WirtschaftsBlatt”, dass er als Generaldirektor die “Letztverantwortung” getragen habe. Dass er persönlich davon profitiert haben könnte, wies er jedoch klar zurück.

(APA)

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