Verzeihen Sie mir, wenn der Einstieg ein bisserl holpert. Aber das muss so sein. Schließlich ist das Berichten über Dinge, von denen ich – so wie Sie natürlich auch – nur vom Hörensagen weiß, schwer. Und um nicht in den Geruch zu kommen, „einer von denen“ zu sein, sollte alles, was hier jetzt steht und kommt, eigentlich im Konjunktiv formuliert sein.
Und außerdem sollte man Vokabel wie „steht“ und „kommt“ in diesem Kontext sowieso vermeiden. Weil solche Schenkelklopfer…Wobei „Schenkel“ und „Klopfer“…
Also konkret: Die Leute von Porn-Hub suchen Beta-Tester. Und zwar für ein Armband, das – so heißt es – mithelfen soll und wird, die Energieprobleme dieses Planeten zu lösen. Und zwar absolut klimaneutral. Wenn auch wohl nicht ganz emissionsfrei. Die Leute von Porn-Hub sind nämlich dabei, jene Energie, die Tag für Tag von Millionen Männern (ja eh: weder Sie noch ich, aber eben doch ein paar andere) beim Online-Betrachten von weiblichen Anatomie- und gemischtgeschlechtlichen Bewegungs- und Interaktionsdokumentationen einhändig generiert und ohne jedweden Nutzen verschleudert wird, zurück zu gewinnen.
Gelingen soll das durch ein Device, das in etwa so funktionieren dürfte, wie jene Activitytracker, die immer mehr Menschen an ihren Handgelenken tragen. Mit dem kleinen Unterschied, dass das „Wank Band“ nicht einfach Handbewegungen zählt oder misst, sondern die kinetische Energie der sich rhythmisch und gleichmäßig bewegenden Männerhände übernimmt. Umwandelt. Speichert. Und dann elektrischen Strom wieder dort einspeist, wo ebenjene Energie zuvor benötigt wurde, um Bildpunkte in Bewegung zu versetzen.
Porn-Hub will umweltfreundlich Strom erzeugen
Denn die Leute von Porn-Hub wollen also ihren Teil zu einer korrekten Energie- und damit Ökobilanz des alleine vor dem Bildschirm sitzenden Mannes leisten – und den globalen Stromverbrauch senken helfen. Wenn nicht sogar den Weg zum online-energetischen Null- oder Passivmann ebnen: „Wir haben erkannt, dass wir Teil des Problems sind“, heißt es dazu selbstkritisch in einem Video, mit dem die Seitenbetreiber für ihr Projekt werben: Wenn es möglich ist, per Stand-Fahrrad ganze Kinovorstellungen zu elektrifizieren, wird es wohl kein Problem sein, dass Mars die beim Bewundern von Venus benötigte Energie zurückgibt. In kleinen Dosen. Hundert-, tausende, millionenfach pro Tag. Ruck zuck. Aus dem Handgelenk. Oder so. Heißt es.
Aber da ich – so wie Sie – natürlich keine Ahnung habe, wovon die Herren und Damen von Porn-Hub da sprechen (oder ob sie, wie schon beim Erstellen von vollkommen frei erfundenen Nutzer- und Vorliebe-Statistiken, die dann dennoch weltweit medial genüsslich zitiert wurden, einfach nur einen Mittagspausenwitz aus der Firmenkantine online gestellt haben), höre ich jetzt auf – und verrate Ihnen, wo Sie Details und Genaueres finden.
Sie können auch Ihre entfernten Bekannten als Beta-Tester melden. Falls Sie wirklich jemanden kennen sollten, der da in Frage kommt. (Was ich für meine Bekannten natürlich generell und pauschal ausschließen kann.) Weil: Sie und ich sind halt leider nicht Zielgruppe. Weil wir nicht einmal um das Richtige zu erreichen, das Falsche tun würden: Sie und ich, wir schauen keine Pornos. Und unsere Hände bleiben beim Schlafen immer über der Bettdecke. Und die Erde ist eine Scheibe.
Der Verfasser Thomas Rottenberg ist Journalist und bloggt auf der unabhängigen Meinungsplattform fischundfleisch.at, wo man mitreden und eigene Beiträge zu Themen aller Art verfassen kann. vienna online ist Kooperationspartner.
