AA

E-Auto und Allrad - verträgt sich das?

©AP Photo/Christophe Ena
Die Kombination E-Auto und Allrad ist bereits mehr als 100 Jahre alt, doch leider hat die Automobilindustrie den bemerkenswerten Ansatz von Ferdinand Porsche lange Zeit in der Schublade ruhen lassen. Eine Variante für durchschnittliche Verbraucher ist auch jetzt nicht in Sicht.

Als Ferdinand Porsche in den 1890er Jahren in Wien seinen Lohner Porsche im Auftrag der gleichnamigen Werke baute, war er zwar auf dem richtigen Weg. Er scheiterte aber an den damaligen Möglichkeiten. Das erste Modell mit klassischem Zweiradantrieb überzeugte den Erfinder nicht recht, daher baute er gleich im Anschluss ein Weiteres mit Allrad.Er fand nämlich heraus, dass sich das E-Mobil am einfachsten mit Allradantrieb realisieren lässt. Statt erst langwierige Drehmoment-Umsetzungen dazwischenzuschalten, entwickelte er für seinen Prototyp vier Radnabenmotoren. Die bereitstehenden Kräfte waren für die damaligen Erwartungen mehr als ausreichend, allein die schwere Batterie erlaubte keine wirklich nennenswerte Reichweite.

Das Problem von einst ist immer noch vorhanden, zudem sind die Verbraucher in Bezug auf Allrad-Fahrzeuge wesentlich anspruchsvoller geworden. Unter anderem deswegen sind die auf dem Markt befindlichen Spitzen-Modelle von Tesla und Mitbewerber für Durchschnittsverdiener in weiter Ferne.

Tesla Erfolg und Porsche Comeback

Bereits seit Ende 2016 bietet Tesla einen SUV mit zwei Motoren an den Achsen an, die leisten zusammen fast 800 PS und das innovative Batterie-Konzept des amerikanischen Herstellers erlaubt Reichweiten von mehr als 400 km. Der kräftige und optisch ansprechende Modell X SUV hat nur einen Nachteil: Er ist selbst in der Basisversion nicht unter 100.000 Dollar zu haben. Mit Komplettausstattung kostet er in den USA 140.000 Dollar.

Porsche legt mit dem Mission E das alte Konzept neu auf, aber auch dieses 600 PS E-Auto mit Allrad-Antrieb bleibt beim Einstiegspreis ab 90.000 Euro einer vermögenden Klientel vorbehalten.

Warum gibt es keine erschwinglichen E-Autos mit Allrad-Antrieb?

Das heutige Problem ist das Gleiche wie bereits beim Lohner Porsche: zu geringe Reichweiten. Deutsche Hersteller ignorieren zudem weiterhin den Bedarf an elektrisch betriebenen Allrad-Fahrzeugen und entwickeln lieber klassische Antriebe oder Hybride. Und die wenigen kostengünstigen ausländischen Modelle genügen nicht den Ansprüchen der heutigen Allrad-Fans. Stimmt der Preis, lässt die Leistung zu wünschen übrig, ist die vorhanden, muss der durchschnittliche Käufer mangels Liquidität passen. Tesla hat mit dem Modell X SUV sehr hohe Hürden gesetzt: super leise von 0 auf 100 km/h in knapp vier Sekunden.

Generell muss aber den deutschen und europäischen Autobauern der Vorwurf gemacht werden, die Zeichen der Zeit nicht erkennen zu wollen. Gleichzeitig üben alle Regierungen zu wenig Druck auf die Hersteller aus.

  • VIENNA.AT
  • Abenteuer und Allrad
  • E-Auto und Allrad - verträgt sich das?
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen