AA

Drachenzeiten: Dragon Age 2

Elfen einmal anders: Dragon Age 2 bricht mit Althergebrachtem.
Elfen einmal anders: Dragon Age 2 bricht mit Althergebrachtem. ©Waibel
Rollenspiele aus dem Hause Bioware sind für die meisten Fans des Genres alleine schon ein Garant für ungetrübten Spielspaß. Dragon Age Origins war vor gut einem Jahr nicht nur für PC-Gamer, sondern auch für Konsoleros die Erfüllung eines langgehegten Wunsches – den nach einem richtig feinen RPG für ihre Systeme. Dabei kamen auch Konsolenspieler nicht zu kurz – der Port auf PS 3 und Xbox 360 war richtig gut gelungen. Nun schickt sich Dragon Age 2 – ohne Origins – an, noch eins drauf zu legen. Ob das gelungen ist?
Dragon Age 2

Eines vorweg: Dragon Age Games gehören nicht in Kinderhand. Schon in Origins wunderten sich Tester über die Unmengen an Monsterblut, das die kämpfende Truppe bekleckerte. Dragon Age 2 legt da sogar noch eins drauf. Schon beim ersten Anspielen fällt auf, dass sich einiges getan hat. Alleine schon der Erzählstil ist ein völlig neuartiger, und obwohl Dragon Age 2 an der Geschichte von Origins anknüpft, ist es doch keine Fortsetzung der Geschichte: Statt in der Rolle des heldenhaften Grauen Wächters verkörpert der Spieler hier einen Flüchtling aus Ferelden, der auf seiner Flucht nach Kirkwall das Schicksal des Landes wesentlich mitbestimmt.  

Dabei fällt das Sequel deutlich actionlastiger aus als Origins – was Hardcore RPlern sauer aufstoßen dürfte. Die Kämpfe sind eine Mischung aus heillosem Durcheinander und furiosem Effektgewitter – staunende Mienen garantiert. Dafür werden Rollenspieler mit dem aus Mass Effect bekanntem Dialogsystem gewohnt – und der Held/die Heldin hat erstmals sogar eine Stimme! Das schafft Atmosphäre. Zur Versimplifizierung des Gameplay sorgt ein übersichtlicheres Skillsystem bei, das abgespeckte Crafting wird aber nicht jedem gefallen. 

Das Kampfsystem wurde für Teil 2 von Grund auf neu gestaltet: Isometrie war gestern, hier werden Schlachten viel näher am Geschehen – quasi in Third Person Perspektive – realisiert. Das zusammen mit dem gestiegenen Tempo und den brachialen Effekten lässt Dragon Age 2 fast zu einem Actionspiel mit Rollenspielanteil verkommen. Doch unter der Haube werkelt noch immer ein ausgefeiltes System, und in den höheren Schwierigkeitsgraden geht ohne Pausetaste und Kommandomenü für die KI-Mitstreiter gar nix mehr. Besonders in den Boss-Kämpfen ist viel Taktik gefragt, aller Action zum Trotz. 

Grafisch macht sich Dragon Age 2 besonders auf der Konsole hervorragend: Das mag auch daran liegen, dass besondere die Umgebungstexturen bestenfalls zweckmäßig daherkommen, die Charaktere wurden allerdings auch auf den Konsolen sehr aufgehübscht. Die Origins-Frauen sahen doch zuweilen etwas… äh… gewöhnungsbedürftig aus. Auch die Effekte machen sich auf dem TV gut. Dabei läuft das Geschehen am Fernseher durch und durch flüssig. Das tut es auch auf dem PC, allerdings bisher nur auf der mittleren Qualitätsstufe. Wer wie ich ein leistungsfähiges DX11-taugliches System sein eigen nannte, der wurde von Beginn weg bis dato nur enttäuscht. Voller Erwartung lud ich mir nach Registrierung des Titels das Texturen-Pack mit hochauflösenden Texturen herunter, aktivierte hoffnungsfroh DirectX 11 – und musste voller Entsetzen feststellen, dass das Spielgeschehen nur noch mit unter 10 Frames pro Sekunde vor sich hin zuckelte. Mittlerweile arbeitet NVIDIA angeblich mit Hochdruck an einem verbesserten Treiber, der die Performanceprobleme beheben soll.

Technisch ist Dragon Age 2 somit keine Granate, wurde aber in für mich wesentlichen Teilen doch stark verbessert. Charaktere, Effekte, Bedienung sind für mich wichtige Elemente an einem solchen Game. Mission accomplished, Bioware. Akustisch ist Dragon Age 2 sehr gelungen. Sowohl die Tatsache, dass der Held endlich vertont ist und endlich auch toll synchronisiert, weiß der Soundtrack zu überzeugen. 

Die Storyline von Dragon Age 2 gewinnt nun zwar keinen Oscar, weiß aber das Spiel gut zu tragen. Ein wenig mehr Heldenepos hätte aber nicht geschadet. Stimmige Charaktere wie Morrigan aus Teil 1 wurden durch Protagonisten wie den knorrigen Zwerg Varric oder auch die leidenschaftliche Piratenbraut Isabell gut ersetzt. Viele andere Figuren bleiben ein wenig farblos. Die Spieldauer wurde etwas magerer angesetzt als in Origins – in 25 bis 30 Stunden sollte so wie jeder Spieler durch sein. Da bot Origins mit über 50 Stunden mehr. Allerdings liegt das wohl am durchgestrafften actionbetonten Setting. Die meiste Zeit hält man sich leider in Kirkwall und Umgebung auf, da bot Origins mehr Abwechslung. Wer alle Nebenquests erfüllt und sich richtig ins Spiel wühlt, wird wohl hier auch auf seine 50+ Stunden kommen. Letztendlich ist zu erwarten, dass noch massenweise DLC nachgereicht wird. Genug Futter für Fans. 

Fazit:

Hardcore-Rollenspieler können noch so laut mit den Zähnen knirschen: Dragon Age 2 ist leider nicht mehr so viel RPG wie der Vorgänger Origins. Ziel der Entwickler war wohl ein auf gute Zugänglichkeit getrimmtes Game mit vielen Ahs und Ohs. Und das Tempo der Kämpfe wie auch die Effekte sind schon einen Blick wert. Letztlich wird aber jeder für sich entscheiden müssen, wie wichtig ihm knöchernes, trockenes Rollenspiel ist, und wie gut er mit dem dahingehenden Manko von Dragon Age 2 zurechtkommt. Mir hat das Sequel zu Origins jedenfalls sehr gut gefallen. Und – ich wäre wohl restlos begeistert, wenn ich es gleich in voller Qualität am PC zocken hätte können. Aber leider wurde da in Sachen Technik einiges vermurkst. Immerhin arbeiten die Grafikkartenhersteller fieberhaft an Treiberupdates, aber so ein technisches Fiasko bei einem Bioware-Titel sind wir Fans eigentlich nicht gewohnt. Auf der Konsole läuft Dragon Age 2 dafür überraschend gut – so holt uns PC-Spieler wohl wieder einmal der Fluch des Multiplattformtitels ein. Insgesamt ist Dragon Age 2 jedoch zwar nicht das tiefste, aber dafür am tollsten inszenierte Action-Rollenspiel für die Spielekonsole – und macht auch auf dem PC eine gute Figur.

  • VIENNA.AT
  • Spiele-News
  • Drachenzeiten: Dragon Age 2
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen