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Die Wälder sind noch grün - Kritik und Trailer zum Film

Die slowenisch-österreichische Koproduktion spielt an der blutigen Isonzo-Front in den Julischen Alpen und könnte als Fortsetzung von Ernst Gossners Film "Der stille Berg" durchgehen, der vor einem halben Jahr herauskam. Regisseur Nabersnik lässt seinen Film im August 1917 spielen und inszeniert ein hochalpines Kammerspiel und damit wohl einen der ruhigsten und handlungsärmsten Kriegsfilme aller Zeiten.

“Menschheit vor Feuerschlünden aufgestellt / Ein Trommelwirbel, dunkler Krieger Stirnen / Schritte durch Blutnebel; schwarzes Eisen schellt / Verzweiflung, Nacht in traurigen Gehirnen”. So beginnt Georg Trakls zwei Jahre vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs geschriebenes Gedicht “Menschheit”. Es hat den slowenischen Regisseur Marko Nabersnik zu seinem Film “Die Wälder sind noch grün” inspiriert.

Kurzinhalt zu “Die Wälder sind noch grün”

Die am 12. September in die Kinos kommende slowenisch-österreichische Koproduktion spielt an der blutigen Isonzo-Front in den Julischen Alpen und könnte als Fortsetzung von Ernst Gossners Film “Der stille Berg” durchgehen, der vor einem halben Jahr herauskam. Gossner beginnt mit dem Kriegseintritt Italiens auf der Seite der Entente im Mai 1915, der zu einem mit Erbitterung geführten Stellungskrieg im Gebirge führte. Nabersnik lässt seinen Film im August 1917 spielen. Doch die Ästhetik der beiden Filme könnte unterschiedlicher nicht sein. War “Der stille Berg” ein Melodram im Gewand früherer Heimat-und Kriegsfilme, so ist “Die Wälder sind noch grün” ein hochalpines Kammerspiel, einer der wohl ruhigsten und handlungsärmsten Kriegsfilme aller Zeiten.

Auf einem einsamen Artilleriebeobachterposten in 2.200 Meter Höhe sind der jüdisch-großbürgerliche Hauptmann Jan Kopetzky (Simon Serbinek, dem im Alter von 27 Jahren nach einem Unfall beide Beine amputiert werden mussten) und der Gebirgsjäger Jakob Lindner, ein einfacher Kärntner Handwerkersohn (Michael Kristof in seiner ersten Hauptrolle), die einzigen Überlebenden eines Granaten-Einschlags. Der schwer verletzte Hauptmann wird von seinem viel jüngeren Untergebenen so gut es die Umstände zulassen versorgt, doch die immer wieder vom Hauptquartier zugesagten Hilfstruppen dringen nicht durch. Auf dem Berg werden Morphium und Proviant immer knapper.

Nabersnik, der 2009 mit seinem Spielfilmdebüt “Rooster’s Breakfast” 2009 von Slowenien ins Rennen für den Auslands-Oscar geschickt wurde und der nun gemeinsam mit Robert Hofferer auch das Drehbuch geschrieben hat, braucht nur wenige Dialogzeilen, um seine Geschichte zu erzählen. Bis der Hauptmann stirbt, wird weder eine Tragödie ausgewalzt, noch die sich entwickelnde Vater-Sohn-Beziehung überstrapaziert. Die Regie setzt auf lange, stumme Szenen, mit verwackelter und teils unscharfer Handkamera eingefangene Einsamkeits- und Verzweiflungsimpressionen in rauer Umgebung. Nabersnik riskiert und irritiert damit.

Kritik zu “Die Wälder sind noch grün”

Als man sich schon mit der strengen Kargheit des Films abgefunden hat, folgt ein überraschender Bruch. Vom Außenposten abberufen, landet Soldat Lindner vor seinem General (grandios: Clemens Aap Lindenberg), der ihm nicht nur eine Standpauke hält, weil sein Nicht-Abheben des Feldtelefons angeblich 40.000 Kameraden das Leben gekostet habe, sondern ihn gleich vor das Erschießungskommando stellt.

Erst als sie in Gespenstische kippt, entpuppt sich diese zynische Szene als Angsttraum des Soldaten, der schließlich ins Ungewisse aufbricht. Mit einer langen Schlusssequenz findet der Film wieder zu seiner vorangegangenen Ruhe und liefert musikuntermalte Bilder aus den Weltkriegs-Gedenkstätten von heute, in denen an die Tragödien der Isonzo-Schlachten erinnert wird. Ob der Film ein breites Publikum finden wird, ist ungewiss. Doch “Die Wälder sind noch grün” darf schon jetzt als einer der ungewöhnlichsten Beiträge zum heurigen Gedenkjahr gelten.

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