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Die Entdeckung der Unendlichkeit - Trailer und Kritik zum Film

"Eine kurze Geschichte der Zeit" heißt das Werk, das den an ALS erkrankten Astrophysiker Stephen Hawking 1988 weltberühmt machte. Hätte seine Ehefrau drei Jahre zuvor auf Ärzte gehört und nach seiner schweren Lungenentzündung lebenserhaltende Maßnahmen gestoppt, wäre es nie dazu gekommen.

Die Liebes- statt der Erfolgsgeschichte steht nun im Zentrum des Kinofilms “Die Entdeckung der Unendlichkeit”. Mit seinen Theorien zur Entwicklung des Universum verschaffte sich Stephen Hawking Respekt in der Welt der Physik, mit seiner Erscheinung Bewunderung vieler Fans: An einer Muskelschwäche leidend, sitzt der heute 72-Jährige seit Jahrzehnten im Rollstuhl, kann nicht mehr sprechen und kommuniziert mit einem sprachgesteuerten Computer. Bis zur Scheidung 1991 immer an seiner Seite: Seine erste Ehefrau Jane Wilde Hawking, deren Buch “Travelling to Infinity. My Life with Stephen” es nach achtjährigem Flehen von Drehbuchautor Anthony McCarten nun unter der Regie von James Marsh auf die Leinwand schafft.

Die Entdeckung der Unendlichkeit – Geschichte

Die ersten Momente des am 25. Dezember startenden Films zeigen Stephen Hawking so, wie wir ihn noch nie gesehen haben: Auf einem Fahrrad rast der junge Physikstudent Stephen (Eddie Redmayne) durch Cambridge – lachend, agil, jung. Noch am selben Abend wird er die hübsche Jane (Felicity Jones) kennenlernen und sich in sie verlieben, wenige Monate später die zerschmetternde Diagnose Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) erhalten. Voraussichtliche Lebensdauer: zwei Jahre. Allein Janes Versprechen, die letzten Jahre mit ihm zu sein, bewahrt Hawking vor einer Depression. Was folgt, sind 26 Ehejahre, in der sich Jane aufopfernd um den körperlich stetig degenerierenden Stephen kümmert, dessen Universitätskarriere unterstützt und die gemeinsamen drei Kinder aufzieht.

James Marsh, der für seinen Dokumentarfilm “Man on Wire” (2008) den Oscar erhielt, versucht, weder Jane Hawking zu romantisieren noch Stephen Hawking zu glorifizieren. Das Ergebnis: Ein gar zu hollywoodesker, vorsichtiger Film, der ein bisschen von beidem tut. Abseits kurzer lichter Momente, wie die Illustrierung von Hawkings Offenbarung über die Entstehung Schwarzer Löcher durch den Blick auf ein Kaminfeuer durch seinen Pullover, den er sich nicht selbst überziehen kann, ist “Die Entdeckung der Unendlichkeit” sehr konventionell ausgefallen – inklusive verwaschener Hochzeitsbilder und rührseliger Momente zu melodramatischer Musik. Dass das auf-die-Tränendrüse-drücken auch funktioniert, steht außer Frage.

Die Entdeckung der Unendlichkeit – Kritik

Dabei macht Marsh auch keinen Hehl daraus, größtenteils die Perspektive von Jane Hawking einzunehmen. Stephen Hawkings Errungenschaften sind immer wieder Thema, bilden eine Art roten Faden, erscheinen aber nicht minder bedeutend wie die Bemühungen seiner Ehefrau. In einem bewegenden Moment bittet sie ihn während einer Autofahrt, eine Haushaltshilfe engagieren zu dürfen. Er weist ab, sagt: “Unsere Familie ist normal.”

Die Ehrfurcht vor dem persönlichen Schicksal schlägt sich hingegen umso positiver auf die Darsteller des Films nieder: Es ist schier beeindruckend, Eddie Redmayne (“Les Miserables”) zuzusehen, bringt er doch das Kunststück zusammen, Hawkings charmante Exzentrik und seinen überbordenden Optimismus auch im körperlich dermaßen eingeschränkten Zustand zu übermitteln – nur mithilfe eines verschmitzen Lächelns, einer hochgezogenen Augenbraue und strahlenden Augen. Für die Rolle hatte der junge Brite zahlreiche Videos von Hawking gesehen, ihn vor einem Spiegel imitiert, mehr als sieben Kilo abgenommen und über 30 ALS-Patienten in einer Londoner Kinik besucht. Hawking selbst soll geweint haben, als er den Film gesehen hat, und hat als Zeichen seiner Zustimmung den Filmemachern erlaubt, seine eigene, computergenerierte Stimme zu verwenden.

So einnehmend Redmaynes Darstellung, so angemessen zurückhaltend gibt Felicity Jones (“The Amazing Spider-Man 2”) ihre Figur der Jane Hawking, erregt so Hochachtung statt Mitleid. Gemeinsam haben sie eine unglaubliche Chemie, die die enge Bindung über so viele Jahre hinweg glaubwürdig macht – Schicksalsschläge und vielfache Streitereien über Glaubensfragen (Jane ist tief religiös, Stephen Atheist) zum Trotz. Golden-Globe-Nominierungen haben die beiden bereits, die Oscar-Chance scheint zumindest Redmayne sicher. Sein größter Gegner dürfte dann Benedict Cumberbatch werden, der ebenfalls für die Darstellung einer realen Figur, des britischen Mathematikers Alan Turing in “The Imitation Game”, als Favorit gewertet wird – und einst für einen BBC-Fernsehfilm ausgerechnet Stephen Hawking verkörpert hatte.

(APA)

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