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Die Chronologie der Burgtheater-Krise

Die CHronologie der Burgtheate- Krise
Die CHronologie der Burgtheate- Krise ©APA
Die Krise um das Burgtheater hat spätesten mit dem Rücktritt von Geschäftsführer Georg Springer auch die Bundestheater-Holding erreicht. Wir haben die Chronologie der Vorfälle.
Reaktionen zum Springer-Rücktritt
Georg Springer tritt zurück
Burgtheater Prozesse in Wien
Springer belastet
“Zukunft gesichert”
Martin Kusej Favorit?
Bilanzverlust: 19 Mio. Euro
Hartmann zieht vor Gericht
Hartmann ahndet "Unrecht"
Zahlungen dementiert
Neue Führung für die Burg
Die Hartmann-Entlassung
Ex-Direktor ist wütend
Dramatische Finanzlage an der Burg
"Sparen kann krank machen"

Nach der Entlassung der Vizedirektorin Silvia Stantejsky und des Direktors Matthias Hartmann ist es ein neuer Höhepunkt in einer Causa, deren Vorgeschichte weit zurückreicht, und die bereits morgen, Dienstag, vor dem Arbeitsgericht in die nächste Etappe geht.

Das Burgtheater: 2008 – 2011

18. April 2008: Silvia Stantejsky, seit 1980 Leiterin des Betriebsbüros des Burgtheaters, seit der Ausgliederung 1999 in eine GmbH Prokuristin und Stellvertreterin des kaufmännischen Geschäftsführers Thomas Drozda, wird per 1. September 2008 zur kaufmännischen Geschäftsführerin des Burgtheaters bestellt. Den zusätzlichen Finanzbedarf für das Burgtheater beziffert sie mit 3 bis 3,5 Millionen Euro.

22. April 2009: Bei seiner ersten Spielplan-Pressekonferenz in Wien erzählt Matthias Hartmann, in Zürich habe man ihn zuletzt vorwiegend nach Auslastung- und Budgetzahlen gefragt, was ihm “zum Hals raushängt”. Die Beantwortung nach der finanziellen Lage des Hauses überlässt der künftige Burgtheater-Direktor daher liebend gerne der kaufmännischen Geschäftsführerin: Silvia Stantejsky zeigt sich “überzeugt, dass wir einen Weg finden werden”.

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16. Februar 2010: Bei der Präsentation des Geschäftsberichtes 2008/09 nach seinen Reaktionen auf die bei den Salzburger Osterfestspielen und den Salzburger Festspielen bekannt gewordenen Malversationen befragt, hebt Holding-Chef Georg Springer sein Vertrauen in die internen Controlling-Instrumente der Bundestheater hervor. Das Controlling-System werde laufend entwickelt und verfeinert, die interne Revision werde aufgrund einer Rechnungshofempfehlung gerade aufgestockt. “Wenn es jemand aber darauf anlegt, können sie in Wahrheit nur durch Zufall oder in Form von Stichproben draufkommen”, sagt Springer.

Jänner 2011: Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann zieht den Theaterfinanz-Experten Peter Raddatz hinzu, um ein genaueres Bild der finanziellen Lage sowie der Buchungs- und Abschreibungspraxis des Hauses zu bekommen.

20. Juni 2011: Aus der in einer Kurzfassung veröffentlichten Effizienzanalyse der Bundestheater errechnet sich die Holding bis zu 14 Mio. Euro “Optimierungspotenzial”. Holding-Chef Georg Springer sieht die Möglichkeit, über einen Zeitraum von fünf Jahren “etwa sieben bis zehn Prozent der uns von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellten Basisabgeltung” effizienter einzusetzen. Im Ministerium heißt es, die freiwerdenden Mittel sollen “für die Kunst” eingesetzt werden.

Krise an der Burg: 2013

15. Februar 2013: Die kaufmännische Geschäftsführerin des Burgtheaters, Silvia Stantejsky, verzichtet auf neuerliche Bewerbung bei der Ausschreibung ihres Postens. “Die Subvention des Theaters ist in den letzten 13 Jahren real um 33 Prozent geschrumpft. Das liegt daran, dass die Gehaltserhöhungen zwar bezahlt werden müssen, vom Gesetzgeber aber nicht erstattet werden. Dieser Entwicklung muss in der Zukunft entgegengewirkt werden, wenn das Burgtheater seinem Auftrag in der heutigen Form weiter nachkommen soll, auch wenn es dem Theater aufgrund steigender Zuschauerzahlen noch gut geht”, wird vom Burgtheater auf die angespannte finanzielle Situation des Hauses hingewiesen. Gleichzeitig wird bekannt gegeben, dass Stantejsky ab 1. September Stellvertreterin des künstlerischen Direktors werde.

14. März 2013: Bei der Bekanntgabe des Geschäftsberichts 2011/12 sagt Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer: “Seit der Ausgliederung im September 1999 haben wir eine lange Strecke zurückgelegt. Der Tank ist leer. Wir fahren auf Reserve und noch ist keine Tankstelle in Sicht.” Ein ausgeglichenes Bilanzergebnis ist im Burgtheater aufgrund verkürzter Abschreibungsmodalitäten für Produktionen jedoch nur durch eine Herabsetzung des Stammkapitals um 3,6 Mio. Euro möglich.

9. April 2013: “Wir haben in den letzten 13 Jahren über 30 Prozent des Budgets eingespart”, sagt Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann im APA-Interview: “Wenn wir jetzt so weitermachen würden mit diesem langsamen Erstickungstod, der uns vonseiten der Politik auferlegt wird, würde das Theater entweder Spielstätten schließen, das Programm runterfahren oder in erheblicher Anzahl Schauspieler entlassen müssen. Das sind die Schritte, die auf uns zukommen. Wir müssen ganz klar definieren, wie weit wir gehen können, und dann müssen wir unser Programm anpassen an die finanziellen Gegebenheiten.”

16. Mai 2013: Bei der Spielplan-Präsentation für die Saison 2013/14 sagt Hartmann: “Der Tag, an dem es nicht mehr geht, ist bereits verstrichen.”

21. Mai 2013: Thomas Königstorfer, bisher kaufmännischer Geschäftsführer der Musiktheater Linz GmbH, wird zum neuen kaufmännischer Direktor am Burgtheater ab 1. September bestellt.

Klagen, Entlassungen und Diskussionen

13. Oktober 2013: Hartmann schreibt seine Rede bei der sonntägigen Matinee im Rahmen des Jubiläumskongresses zu “125 Jahren Haus am Ring” kurzfristig um und sagt: “Der Zeitpunkt, an dem das alles nicht mehr finanzierbar ist, der Zeitpunkt, auf den wir immer gewartet haben, ist nicht nur da, er ist unerkannterweise überschritten worden, und es gibt kein Schönreden, kein Aufschieben und keine Tricks, um diesen Zeitpunkt zu kaschieren. (…) Jetzt, nachdem wir alles getan haben, um das Burgtheater zu retten, ist es an der Politik zu entscheiden, wie es in der Zukunft auszusehen hat.”

11. November 2013: Im Zuge einer Gebarungsprüfung der von Stantejsky als kaufmännische Geschäftsführerin verantworteten Geschäftsjahre treten Ungereimtheiten auf, die nicht geklärt werden können. Silvia Stantejsky wird suspendiert.

18. November 2013: Aufgrund des “Unverzüglichkeitsprinzips” wird Stantejsky fristlos entlassen.

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2. Dezember 2013: Silvia Stantejsky klagt vor dem Arbeits- und Sozialgericht Wien gegen ihre Entlassung.

17. Dezember 2013: Thomas Königstorfer, der neue kaufmännische Geschäftsführer des Burgtheaters, informiert die Bundestheater-Holding darüber, dass der Jahresverlust bei 8,5 Mio. Euro liegen könnte – dazu könnten noch Steuernachzahlungen in Millionenhöhe kommen.

18. Dezember 2013: Die Geschäftsführung des Burgtheaters beauftragt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit einer forensischen Untersuchung jener Verdachtsmomente, die zur Entlassung Stantejskys geführt haben.

Die Burgtheater – Krise: 2014

3. Jänner 2014: Durch das Magazin “News” wird die Entlassung erstmals in der Öffentlichkeit bekannt.

7. Jänner 2014: Die Schauspieler des Burgtheaters stellen sich bei einer Ensembleversammlung auf die Seite der Vizedirektorin: “Die Solidarität des Ensembles gilt Silvia Stantejsky.”

9. Jänner 2014: Die KPMG nimmt die Arbeit an der forensischen Untersuchung auf.

13. Jänner 2014: Der Rechnungshof stellt aufgrund der bekannt gewordenen Entlassung von Vizedirektorin Silvia Stantejsky “erhöhte Risikorelevanz” im Burgtheater fest und überlegt, ob er von sich aus eine Prüfung vornehmen wird. Die bisher letzte Rechnungshof-Prüfung des Burgtheaters liegt 20 Jahre zurück und hat 1994 stattgefunden.

14. Jänner 2014: Hartmann sagt im APA-Interview: “Ich habe nicht weggeschaut, weil ich solche Dinge nicht sehen kann, die sehen nur die Wirtschaftsprüfer. Wir müssen hoffen, dass diese Buchungen demnächst ihre Erklärung finden, damit wir aus diesem Gerüchtemoloch herauskommen – und die finanzielle Situation und die Causa Stantejsky getrennt werden, wie Äpfel und Birnen getrennt gehören.” Im Interview spricht er zudem davon, von seinem Vorgänger Klaus Bachler “eine Verbindlichkeit von 15,3 Millionen geerbt” sowie “in Bochum und Zürich zwei Sanierungsfälle als Theater geerbt und beide saniert zurückgelassen” zu haben. Wütende Dementis der Betroffenen sind die Folge.

22. Jänner 2014: Im Studio-Interview in der “ZiB2” spricht Springer davon, Stantejsky habe als kaufmännische Geschäftsführerin “eine sehr intelligente Schattenorganisation aufgebaut” und “dolose Handlungen” gesetzt.

“Es geht uns ums Burgtheater”

28. Jänner 2014: Im bisher einzigen Interview bestreitet Stantejsky im Radiosender Ö1 alle Vorwürfe energisch: “Sowohl Dr. Springer als auch der Aufsichtsrat wird von sämtlichen buchhalterischen Entscheidungen informiert. Parallel kann gar nichts geschehen.” Die Entlassung habe sie “ganz kalt getroffen”: “Ich möchte vehement festhalten, dass ich mich in keiner Weise bereichert habe.”

10. Februar 2014: Der forensische Zwischenbericht von KPMG sieht “deutliche Indizien für gefälschte Belege und die Vorspiegelung falscher Tatsachen” durch Silvia Stantejsky. Laut Aufsichtsrat des Burgtheaters sei daher für das Jahr 2012/13 mit einem Bilanzverlust von “voraussichtlich” 8,3 Mio. Euro zu rechnen. Dazu könnten 5 Millionen Euro Steuernachzahlungen kommen.

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14. Februar 2014: Die Ensembleversammlung des Burgtheaters beschließt ein Misstrauensvotum gegen Direktor Matthias Hartmann und Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer. Man könne der bisherigen Darstellung, Stantejsky sei alleine für die finanzielle Misere verantwortlich, keinen Glauben schenken.

18. Februar 2014: Es sollen “alle notwendigen Maßnahmen für eine lückenlose und transparente Aufarbeitung der Vergangenheit abgeschlossen” und “alle notwendigen Schritte gesetzt werden, um das Burgtheater in eine professionell geführte, wirtschaftlich sanierte Zukunft führen zu können”, sagt Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) nach einem Treffen mit Vertreter des Ensembles. Der Minister betont, Vertrauen in Springer und Hartmann zu haben, schließt jedoch zusätzliches Geld des Bundes aus.

19. Februar 2014: “Es geht uns nicht vorrangig um Personalfragen. Es geht uns ums Burgtheater”, betont Ensemblesprecher Roland Koch im APA-Interview. “Wir wollen keine unnötige Unruhe stiften, aber wir wollen vom Objekt zum Subjekt werden und sagen daher: Es muss Verantwortung übernommen werden, für uns und für dieses Haus.” Er sieht in den aktuellen Diskussionen rund um das Burgtheater auch etwas Positives: “Jede Krise hat etwas Reinigendes und birgt die Chance, trotz aller Verwerfungen aus ihr gestärkt hervorgehen zu können.”

Finanzmisere beschäftigte auch Nationalrat

22. Februar 2014: Auf der Bühne des Akademietheaters klingt eine Strophe eines “Talisman”-Couplets besonders aktuell: “Bei uns im Theater hängt jetzt der Haussegen schief, wegen dolosen Geschäften und sonstigen Miefs. Der Holding-Chef taub, der Aufsichtsrat blind, der Direktor ein Künstler: ,Ich inszenier noch mal g’schwind . . .’ Sie ham’ alle was g’wusst! Und des lasst ma ka Ruah! Na, da hab ich schon g’nua, na, da hab ich schon g’nua!”. Burgschauspieler Johannes Krisch bringt es mit seiner Nestroy-Weiterdichtung auf Zeitungstitelseiten.

24. Februar 2014: Die Finanzmisere am Wiener Burgtheater beschäftigt dank einer 72 Fragen umfassenden “Dringlichen Anfrage” der NEOS auch den Nationalrat. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) hält sich bedeckt, sieht die Geschäftsführung des Burgtheaters mit dem Aufsichtsrat und der Holding am Zug und kündigt die Einschaltung des Rechnungshofes an.

26. Februar 2014: Einen Tag vor Veröffentlichung des Endberichts gibt der Senior Partner der betrauten Prüfungsgesellschaft KPMG der “Presse” ein Interview, in dem er u.a. klarstellt: “Jedem hätte auffallen können, dass etwas nicht zusammenpasst.”

27. Februar 2014: Der Endbericht von KPMG wird von Holding-Chef Springer in einer Pressekonferenz zusammengefasst vorgelegt, dieser belastet Silvia Stantejsky schwer. Der Verdacht auf Urkunden-, Beweismittel- und Bilanzfälschung, Geldwäsche und Untreue hat sich demnach erhärtet, die Staatsanwaltschaft wird eingeschaltet. Springer räumt eine Mitverantwortung für die Krise ein, Hartmann weist weiter jede Verantwortung von sich. Stantejsky wehrt sich gegen die Vorwürfe und sieht sich als “Sündenbock”.

28. Februar 2014: Der Aufsichtsrat des Burgtheaters diskutiert mögliche Szenarien, um auf die schwierige wirtschaftliche Situation des Hauses zu reagieren. NEOS-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger fordert indes gegenüber der APA die Ablöse von Springer und Hartmann.

Rechtsgutachten rund um die Causa

1. März 2014: Kulturminister Ostermayer kündigt an, die Mitverantwortung von Direktor Hartmann an der Causa über Rechtsgutachten prüfen zu wollen.

3. März 2014: Der forensische Prüfbericht der KPMG zu von Silvia Stantejsky zu verantwortenden Buchungsvorgängen im Burgtheater wird auf der Homepage der Bundestheater – aus Datenschutzgründen mit zahlreichen geschwärzten Stellen – zum Download freigegeben.

5. März 2014: Kulturminister Ostermayer ersucht den Rechnungshof um Überprüfung der Geschäftsgebarung des Burgtheaters und der “damit verbundenen Aufgaben der Kontrolle durch die Bundestheater-Holding” von 2008/09 bis 2012/13. Die neun Punkte umfassen u.a. die Bilanzdarstellung, die Darstellung der Liquidität, die Wahrnehmung der Betriebsführung sowie die Personalpolitik und Führungsstruktur.

7. März 2014: Laut Aufsichtsratsprotokoll sind auch überhöhte Führungsgagen ein Grund für die Budgetüberschreitungen am Burgtheater. Besonders hoch sind demnach die Kosten für Regie, Bühne, Kostüm, Licht und Co bei Produktionen gewesen, die Burgtheater-Chef Matthias Hartmann als Regisseur betreute. Das Burgtheater weist diese Vorwürfe zurück. Hartmann empfängt ausgewählte Journalisten, um sein Bild der Lage darzustellen: Wende man die heute angewandte Abschreibungsmethode auf den letzten Jahresabschluss vor Antritt seiner Direktion an, ergebe sich für damals ein Bilanzverlust von 8,5 Mio. Euro und sei somit höher als nun prognostiziert. Die Medien kritisieren, dass die Herabsetzung des Stammkapitals und die voraussichtliche Steuerschuld nicht in dieser Rechnung enthalten sei.

9. März 2014: Das Burgtheater stellt sich in einer Aussendung als “Opfer von Bilanzierungstricks” dar und legt neue Berechnungen über die Bilanzverluste vergangener Jahre vor. Demnach ist vor allem die neue Abschreibungspraxis Schuld an der finanziellen Misere. Gleichzeitig wird bekannt, dass Stantejsky auch für Hartmann Barbeträge verwahrt haben soll. Dies sei geschehen, da er anfangs in Österreich noch kein Konto gehabt habe, verteidigt sich Hartmann.

Hartmann zeigte sich “tief getroffen”

10. März 2014: Direktor Hartmann legt sein Amt “tief getroffen von den öffentlichen Anfeindungen und Kampagnen” vorübergehend nieder. Sowohl Kulturminister Ostermayer als auch die Bundestheater-Holding sind von diesem Schritt vorab nicht informiert gewesen. Ostermayer will am Folgetag das Rechtsgutachten zur möglichen Mitverantwortung von Hartmann präsentieren.

11. März 2014: Ostermayer zieht die Konsequenzen aus der Finanzaffäre des Burgtheaters und entlässt Direktor Matthias Hartmann, der daraufhin rechtliche Schritte ankündigt. Georg Springer legt indes alle Aufsichtsratsfunktionen zurück, bleibt aber Geschäftsführer der Bundestheater-Holding. Holding-Prokurist Othmar Stoss folgt Springer in den Aufsichtsräten nach.

19. März 2014: Karin Bergmann wird zur Interimschefin des Wiener Burgtheaters bestellt. Sie steht als erste Frau in der Geschichte des Hauses an der Spitze des Theaters. Die 60-Jährige, die unter Claus Peymann nach Wien gekommen und mit Unterbrechungen beinahe zwei Jahrzehnte am Haus tätig war, bevor sie 2010 als Co-Direktorin Hartmanns in Pension ging, übernimmt bis 31. August 2016. Die Reaktionen fallen einhellig positiv aus.

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26. März 2014: Hartmanns Anwälte geben bekannt, dass sie in einer Klage die Entlassung als “unberechtigt” und “unwirksam” bekämpfen. Hartmanns Ansprüche summierten sich auf knapp unter zwei Mio. Euro.

27. März 2014: Christian Strasser erklärt im APA-Interview, er wolle seine neue Funktion als Vorsitzender des Burgtheater-Aufsichtsrats mit der Bewältigung der Krise befristen: “Ich glaube, dass wir Ende des Jahres ‘Brand aus’ sagen können. Dann werde ich mich aus dem Aufsichtsrat zurückziehen und mich zu 100 Prozent auf meine Arbeit im Museumsquartier konzentrieren.”

6. April 2014: Matthias Hartmann ist “bereit, meine Fehler zu sehen”, “aber mir ist tatsächlich Unrecht geschehen”, sagt der entlassene Burgtheater-Direktor in einem großen Interview mit dem Nachrichtenmagazin “Der Spiegel”. Darin kritisiert er u.a. die medialen Angriffe und das Verhalten von Holding-Chef Georg Springer, stellt aber auch klar, dass er sich nicht bedroht fühle. Zu seiner Forderung nach kompletter Auszahlung seines Vertrages sagt Hartmann: “Wichtiger als das Geld wäre mir meine Rehabilitation. Die Wahrheit muss ans Licht über die wirklichen Gründe des Schlamassels.”

7. April 2014: Im Wiener Arbeits- und Sozialgericht (ASG) beginnt der Prozess um die Entlassung der Burgtheater-Vizedirektorin Silvia Stantejsky. Der Richter erteilt den Streitparteien mehrere “Arbeitsaufträge” zur Präzisierung ihrer Positionen.

Neue Geschäftsführung an der Burg

9. April 2014: Die künstlerische Geschäftsführung des Burgtheaters wird neu ausgeschrieben. “Spätestens zum 1. September 2016” soll der Posten neu besetzt werden.

18. April 2014: Schauspieler Gert Voss, Dramaturg Hermann Beil, Regisseur Götz Spielmann, Operndirektorin Elisabeth Sobotka sowie die Burgtheater-Aufsichtsräte Christian Strasser und Susanne Moser sind Mitglieder jener Findungskommission, die dem Kulturminister Vorschläge für die künftige Burgtheater-Direktion unterbreiten soll.

25. April 2014: Auf einer Pressekonferenz geben die interimistische künstlerische Geschäftsführerin Karin Bergmann und der kaufmännische Geschäftsführer Thomas Königstorfer bekannt, dass eine Patronatserklärung der Holding und der Verkauf der Probebühne an die Holding-Tochter Art for Art das Burgtheater vor der Insolvenz bewahrt hätten. Das Burgtheater hat 2012/13 einen Bilanzverlust von 19,64 Mio. Euro geschrieben. Neben 8,6 Mio. Euro, mit denen hauptsächlich das geforderte neue Abschreibungssystem als Minus zu Buche schlägt, gibt es noch 11 Mio. an Risikorückstellungen.

8. Mai 2014: Bundestheater-Holding-Geschäftsführer Georg Springer legt den Geschäftsbericht 2012/13 vor, in dem ein Bilanzverlust von 22,261 Mio. Euro ausgewiesen ist. Die finanzielle Lage der Bundestheater sei dramatisch. Den zusätzlichen Finanzbedarf für 2014/15 bezifferte mit zwischen 12,5 und 16,9 Mio. Euro. Erstmals seien Angebotsreduktionen in den Diskussionen nicht Tabu, zusätzlich werde überlegt, auf die Immobilien der Bundestheater zurückzugreifen.

22. Mai 2014: “Die Presse” berichtet über eine Klage, die das Burgtheater gegen Hartmann eingereicht hat. Die Anfang 2012 durch Ex-Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) durchgeführte Verlängerung des ursprünglich bis Ende August 2014 laufenden Vertrages wäre nicht erfolgt, hätte man damals schon von den Vorfällen an der Burg gewusst.

28. Mai 2014: In einer gemeinsamen Pressekonferenz wehren sich die Kultursprecher der Oppositionsparteien gegen die zu wenig weitgehende Aufarbeitung der Causa Burgtheater und die geringe Auskunftsfreudigkeit des Kulturministers: “Wir empfinden das als grobe Missachtung der Kontrollrechte des Parlaments”, so Beate Meinl-Reisinger (NEOS), die Vorsitzende des Kulturausschusses.

Bewerbungen um eine neue künstlerische Leitung

3. Juni 2014: Die interimistische Burgtheater-Chefin Karin Bergmann gibt des Spielplan für 2014/15 bekannt und schätzt den Anteil eigener und vom entlassenen Direktor Matthias Hartmann übernommener Projekte auf “fifty-fifty”. Es habe in den vorgefundenen Plänen allein “vier Regiepositionen Matthias Hartmann” gegeben, ein geplantes Großprojekt habe gestrichen werden müssen.

10. Juni 2014: Es wird bekannt, dass Hartmanns Anwälte bei der Rechtsanwaltskammer eine Anzeige gegen Anwalt Thomas Angermair eingebracht haben. Der Anwalt sei von Hartmann selbst um rechtliche Hilfe gebeten worden, ehe er für die Gegenseite gutachterlich tätig geworden sei.

12. Juni 2014: Nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins “Format” interessieren sich Finanzprüfer für alle Bargeldzahlungen, die von der entlassenen ehemaligen kaufmännischen Burgtheater-Direktorin Silvia Stantejsky veranlasst wurden. Schauspielern, Regisseuren und dem Betriebsrat des Burgtheaters drohen Steuerprüfungen.

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17. Juni 2014: Das Budget des Burgtheaters für 2014/15 wird vom Aufsichtsrat genehmigt. “Damit ist die Zukunft des Burgtheaters endlich gesichert“, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Christian Strasser nach der “erfreulichen und positiven Aufsichtsratssitzung” zur APA: “Die Krise ist vorbei!” Dank Einsparungen in der Höhe von 4,2 Mio. Euro konnte ein ausgeglichenes Budget vorgelegt werden, das Kasino wird in reduzierter Form weitergeführt.

17. Juni 2014: Für die künftige künstlerische Leitung des Wiener Burgtheaters ab 1. September 2016 liegen 21 Bewerbungen vor. 15 Männer und sechs Frauen interessieren sich für den Posten. Fünf Bewerbungen kamen aus Österreich, 16 aus dem Ausland. Die sechsköpfige Findungskommission wird die Gespräche führen, Minister Ostermayer möchte bis Jahresende eine Entscheidung treffen.

Prozesse starten in Wien

18. Juni 2014: Nach Zeitungsberichten soll in einem vom Kulturminister in Auftrag gegebenen Gutachten zur Verantwortung für die finanziellen Unregelmäßigkeiten im Burgtheater auch Bundestheater-Holding-Chef Georg Springer belastet werden. Der Druck auf Springer erhöht sich. Die Opposition fordert seine Entlassung bzw. Suspendierung, der Kulturminister teilt mit, dass eine Entlassung “derzeit ein erhebliches Prozessrisiko mit sich bringen” würde, er sich aber nach Veröffentlichung des für die zweite Julihälfte erwarteten Rechnungshof-Endberichts weitere Schritte vorbehalte.

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23. Juni 2014: Georg Springer, Geschäftsführer der Bundestheater-Holding, kündigt seinen Rücktritt mit Ende Juni an. Er habe sich zu diesem Schritt entschlossen, “um eine Versachlichung der Diskussion um die Bundestheater-Holding zu ermöglichen”, heißt es in einer Erklärung Springers, der damit seinen Pensionsantritt um ein halbes Jahr vorgezogen hat. Springers Stellvertreter Othmar Stoss übernimmt vorübergehend die Geschäfte, die Position wird neu ausgeschrieben.

24. Juni 2014: Vor dem Wiener Arbeits- und Sozialgericht startet der Arbeitsgerichtsprozess, den der entlassene Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann gegen sein ehemaliges Haus angestrengt hat. Hartmann bestreitet die Rechtmäßigkeit seiner Kündigung und klagt auf Entschädigung.

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