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Dialoge aus dem Wiener AKH: O-Töne aus Österreichs größtem Krankenhaus

Was im Wiener AKH so alles beredet wird, hat sich El Awadalla angehört und festgehalten
Was im Wiener AKH so alles beredet wird, hat sich El Awadalla angehört und festgehalten ©APA (Sujet)
Krankenhäuser sind Orte der Begegnung, an denen Emotionen aller Art hochkochen - über die man sich natürlich auch lautstark austauscht. Wie sich das im AKH auf gut Wienerisch über 24 Stunden verteilt anhört, hat Dialektautorin El Awadalla in ihrem aktuellen Buch aufgezeichnet.
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Dass sie ein glückliches Händchen für das Wienerische in all seinen Facetten mitbringt, hat El Awadalla bereits in ihren gesammelten Dialogen aus der Wiener U-Bahn bewiesen.

Das Wiener AKH: Eine Welt für sich

Der neueste Schauplatz, den sie aufgesucht hat, um authentische Gespräche zu belauschen und zur Belustigung der Leserschaft festzuhalten, ist das Allgemeine Krankenhaus (AKH) in Wien. Das Ergebnis heißt “Seawas, bist a krank? Tiefe und tiefgründige Dialoge im Krankenhaus”.

Wer das Wiener AKH kennt, weiß, dass der riesengroße Gebäudekomplex eine Welt für sich ist, in der man sich als Ortsunkundiger gerne einmal verläuft. Kein Wunder – handelt es sich doch um das größte Krankenhaus Österreichs, und auch im europäischen Vergleich noch um eines der größten Spitäler. Zu verwirrend ist das komplexe System aus Rotem und Grünem Bettenhaus, Ebenen, Leitstellen und Ambulanzen, die mit Liften, Treppen oder an Flughafenareale erinnernden “Rollbändern” zu erreichen sind.

Nichts Menschliches bleibt fremd

Im AKH Wien tummeln sich jahrein, jahraus 99.000 stationär aufgenommende sowie rund eine halbe Million Patienten in den 397 Ambulanzen. Daraus entsteht fraglos umfassendes Konfliktpotential, das zu bewältigen und abzuarbeiten die in dem Buch zu Wort kommenden Menschen, ob Ärzte, Pfleger, Patienten oder Besucher, nicht müde werden. Das Ergebnis mutet oftmals abgründig, vielfach witzig und teilweise eklig an. Nichts Menschliches bleibt hier ungenannt, ob es ums “schbeibn”, “budan” oder “bloosn” geht.

Diverse Leiden – und was dagegen (nicht) hilft

Menschen in verschiedenen Stadien der Versehrtheit treffen in der Eingangshalle, der Notfallambulanz, vor den Aufzügen und in den Raucherkammerln des AKHs aufeinander, um über Leiden vom “Gräbs” über “Blosnschdana” und ein “Bleggaud” oder “Katt” bis hin zum “Heaznodfall” zu philosophieren. Dass “Kugarln” (gemeint sind homöopathische Globuli) jedenfalls gegen keines davon helfen, darüber ist man sich einig – da setzt so mancher lieber auf “Bollmoll” aus der AKH-internen Trafik.

Man tauscht sich über schnarchende Bettnachbarn, “blade Weiwa” und die Sinnhaftigkeit von “Bflaunzn” aus. Artikuliert wird auch der Ärger über “Zwidawuazn”, die in Wien – und natürlich gerade in einem Krankenhaus – nicht fehlen dürfen.

Dialoge über Gut und Böse

Die Rollen sind klar verteilt, über Gut und Böse herrscht in den Dialogen kein Zweifel. Der Wiener scheint sein Feindbild zu brauchen – ob “mei Bednochbarin”, die sich erdreistet, den ganzen Tag lang gut aufgelegt zu sein, oder das bekanntlich ungenießbare “Schbidoeessn”. Und darüber, ob die “Booda” (=Ärzte), die einen wieder herstellen sollen, wirklich solche “Kabazunda” sind, wie es zu wünschen wäre, ist man auch mehr als skeptisch.

Von der Relevanz verschiedener Körperteile

Leichte anatomische Unsicherheiten (“mia daan de bauntscheim wee doda en haundgelengg”) treten im Zuge der Dialoge ebenso zutage wie die Gewissheit, dass manche Körperteile einfach relevanter sind als andere – etwa “Gogarln” gegenüber “Haxn”. Begründungen bleiben die sich hier austauschenden Gesprächspartner niemals schuldig, wie dieses Beispiel stellvertretend für viele anschaulich verdeutlicht:

“liawa nua aa gogarl
ois wia nua an haxn
waö med an gogarl
kaune imma no budan wiar a heagod
awa med an haxn
nimma hatschn”

Ois kloar? Nach der Lektüre von “Seawas, bist a krank?” ganz bestimmt.

El Awadalla
“Seawas, bist a krank? Tiefe und tiefgründige Dialoge im Krankenhaus”
190 Seiten, Broschur, € 18,90
Milena Verlag
ISBN 978-3-902950-000

(DHE)

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