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Deutschland demütigte Brasilien mit 7:1

Deutschland spielte sich ins WM-Finale
Deutschland spielte sich ins WM-Finale
Brasiliens Traum vom sechsten Fußball-Weltmeistertitel ist bei der Heim-Endrunde auf extreme Art im Halbfinale geplatzt. Die Selecao schlitterte am Dienstag in Belo Horizonte gegen Deutschland in ein 1:7-(0:5)-Debakel und kassierte damit die höchste Niederlage in einem WM-Semifinale überhaupt. Die Deutschen dürfen hingegen mehr denn je vom vierten Weltmeistertitel träumen.


Die Scolari-Truppe präsentierte sich nur in den Anfangsminuten in akzeptabler Verfassung, brach dann aber völlig auseinander. Nach Toren von Thomas Müller (11.), Miroslav Klose (23.), der mit Treffer Nummer 16 zum alleinigen WM-Rekordtorschützen aufstieg, Toni Kroos (24., 26.) und Sami Khedira (29.) war schon nach der ersten halben Stunde alles klar. “Joker” Andre Schürrle (69., 79.) machte den Abend für die Brasilianer mit einem Doppelpack noch bitterer. Oscar (90.) konnte für inferiore Gastgeber nur mehr Resultatskosmetik betreiben.

Die Deutschen sorgten mit ihrem Sieg für ein WM-Novum, hatte doch zuvor noch nie (in neun Anläufen) ein europäisches Team in Südamerika gegen eine südamerikanische Mannschaft in der K.o.-Runde gewonnen. Der dreifache Weltmeister überwand im Gegensatz zu 2006 sowie 2010 und damit wie 2002 das Halbfinale – und das in einer beeindruckenden Art und Weise. Eine gelungenere Revanche für das 0:2 gegen die Brasilianer im Endspiel 2002 in Yokohama im zuvor einzigen direkten WM-Duell kann man sich nicht vorstellen.

Für die DFB-Truppe war es der zweithöchste WM-Sieg nach dem 8:0 in der Gruppenphase gegen Saudi-Arabien am 1. Juni 2002 in Sapporo. Nun wartet am Sonntag in Rio de Janeiro der Sieger der Mittwoch-Begegnung Argentinien gegen Niederlande.

Die Deutschen setzten auf die selbe Formation, die im Viertelfinale Frankreich 1:0 bezwungen hatte. Bei den Brasilianern ersetzte Bernard den verletzten Neymar, für den gesperrten Kapitän Thiago Silva rückte Bayerns Dante in die Mannschaft. Brasiliens Kapitän David Luiz und Goalie Julio Cesar hatten noch während der Hymne das Trikot des verletzten Superstars Neymar in Händen gehalten. Die Hoffnung, das Turnier für den an einem Lendenwirbelbruch leidenden Barca-Offensivspieler zu gewinnen, erfüllte sich aber keinesfalls.

Der Gastgeber, der vor der Partie im Trainingscamp noch Besuch von Team-Psychologin Regina Brandao bekommen hatte, begann zwar aggressiv, leistete sich dann aber für etwas mehr als eine Viertelstunde einen kollektiven Aussetzer. Nach einem Kroos-Corner stand Müller im Strafraum völlig frei und vollendete aus sieben Metern volley zum 1:0 (11.). Kroos war auch beim zweiten Treffer beteiligt, über ihn und Müller kam der Ball zu Klose, der zuerst an Julio Cesar scheiterte und im zweiten Versuch ins Eck traf (23.). Das war der Anfang vom Ende für die Brasilianer.

Sie leisteten sich zum Teil haarsträubende Fehler, gaben sich zudem förmlich auf. Kroos kam außerhalb des Sechzehners an den Ball, da Müller das Leder nicht richtig getroffen hatte, und sein Schuss passte genau (24.). Gerade einmal zwei Minuten später machte Kroos nach Khedira-Zuspiel seinen Doppelpack perfekt. Dem noch nicht genug, legte Khedira (29.) nach Özil-Vorarbeit einen weiteren Treffer nach. Die Brasilianer waren bis zur Pause nicht in der Lage, sich von dem Schock zu erholen.

In Hälfte zwei präsentierte sich die Scolari-Truppe dann von einer deutlich besseren Seite, sie profitierte aber auch klarerweise davon, dass die Deutschen im Hinblick auf das Finale Kräfte schonten, mehr als einen Gang zurückschalteten. Der Anschlusstreffer wäre schnell fällig gewesen, Manuel Neuer hatte allerdings etwas dagegen. Der Bayern-Goalie klärte eine Ramires-Hereingabe (51.), parierte einen Oscar-Schuss mit dem Fuß (52.) und machte eine Paulinho-Doppelchance (53.) eindrucksvoll zu Nichte.

Damit hatte der fünffache Weltmeister aber auch sein Pulver verschossen. Julio Cesar bewahrte die Brasilianer mit einer Parade bei einem gut angetragenen Müller-Schuss vor dem 0:6 (61.). Das fiel aber doch noch. Nach Lahm-Hereingabe war Schürrle zur Stelle (69.), zehn Minuten später stillte er seinen Torhunger neuerlich. Mesut Özil hatte in Minute 90 noch das 8:0 auf dem Fuß. Im Gegenzug betrieb Oscar noch Ergebniskosmetik (90.). Die Brasilianer kassierten damit im sechsten Anlauf ihre erst zweite WM-Halbfinal-Niederlage gegen ein europäisches Team nach 1938 (gegen Italien).

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