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"Der Mann aus dem Eis"-Kinostart: Jürgen Vogel im Interview

Jürgen Vogel im Interview zu "Der Mann aus dem Eis"
Jürgen Vogel im Interview zu "Der Mann aus dem Eis" ©Filmladen
Passend zum Filmstart von "Der Mann aus dem Eis", in dem Jürgen Vogel die titelgebende Figur und später als "Ötzi" bekannte Eismumie mimt, stellt sich der deutsche Schauspieler einem Interview.
"Der Mann aus dem Eis": Filmkritik

Dabei gibt der Hamburger nicht nur Auskunft über seine Rolle im Film, sondern auch über die Schwierigkeit, mit Ziegen zu drehen.

APA: Die wichtigste Frage zuerst: Mit wie vielen Ziegen an Ihrer Seite haben Sie Ihren Leidensweg durch die Berge gedreht?

Jürgen Vogel: Wir hatten immer die gleiche Ziege – leider. Denn genau die, sie uns gegeben hatten, war extrem bockig. Das war ein richtiges Problem. Aber wir mussten die nehmen, weil sie die einzige mit dem passenden Farbton war. Die, die ich mitschleppe, bleibt die gleiche. Ich hätte gerne getauscht.

War es für Sie als Schauspieler angenehm einen Film praktisch ohne Sprache zu machen, oder haben Sie sich etwas amputiert gefühlt?

Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Wenn man Dich bei der Gartenarbeit filmt, redest Du ja auch nicht viel. Und wenn Deine Frau vorbeikommt und fragt, ob Du einen Eintopf möchtest, sprichst Du ja auch nicht viel mehr als Ja oder Nein.

Stand von Beginn an fest, dass die wenigen Szenen mit Sprache nicht untertitelt werden?

Für uns war es wichtig, am Anfang eine soziale Situation einer dörflichen Gemeinschaft zu etablieren. Die mussten da ja keine großartigen Verhandlungen führen. Und es bleibt ja keine Frage offen. Wenn ich meinem Sohn über den Kopf streichel beim Gehen, werde ich wohl so was wie “Pass auf Dich auf” gesagt haben – da brauch ich keine Untertitel (lacht).

Waren die Sprachpassagen festgelegt oder konnten Sie improvisieren?

Bei den Ritualen hatten wir fixe Worte von unserem Sprachwissenschafter, der diese mögliche rätische Sprache aus dem heutigen Italienisch abgeleitet hat. Da gibt es Leute, die schreiben ganze Bücher darüber, woher das Wort “Liebe” kommt!

War es für Sie schwieriger, sich Ihren Charakter zu erarbeiten, da dieser unserer Zeit ja weit entfernt ist?

Ach, da ist man sofort drin. Wenn Du in der Natur bist und jagen musst, geht es im Moment genau darum. Das sind sehr reduzierte Dinge, die mir aber gefallen. Das ist im heutigen Actionfilm auch nicht anders. Da geht man von Situation zu Situation. So kompliziert ist das nicht.

Ist “Der Mann aus dem Eis” für Sie ein religiöser Film?

Sagen wir so: Glaube spielt eine Rolle. Warum hatte Ötzi über 60 Tätowierungen? Was haben die bedeutet? Das weiß man heutzutage ja noch immer nicht. Ich glaube schon, dass das auch eine Bedeutung hatte. Menschen haben im Zusammenleben immer irgendetwas Übernatürliches gesucht. Das braucht der Mensch offensichtlich

Sie haben selbst einen tätowierten Arm. Hat das für Sie religiöse Bedeutung?

Auf jeden Fall eine Bedeutung.

Mussten Sie sich als Flachländer eigentlich für den Dreh in den Hochalpen besonders vorbereiten?

Man muss schon fit sein – sprich joggen gehen. Das war für den Körper da oben sehr gesund.

Hat der Film die visuelle Kraft, die Sie sich erwartet hatten?

Ich finde ihn da wahnsinnig stark. Wenn man mal in eine Welt reinrutschen möchte, die man nicht kennt, packt er einen mit großen Bildern. Es ist aber auch einfach ein Abenteuerfilm, der vor 5.300 Jahren spielt.

Sie drehen auch abseits von “Der Mann aus dem Eis” einen Kinofilm nach dem anderen. Sind Sie dort angekommen, wo Sie als Schauspieler hinwollten?

Ich mache keinen großen Unterschied zwischen Kino und Fernsehen. Für mich ist Film Film – egal in welchem Medium das dann läuft. Ich urteile eher nach Dramaturgie und Figuren. Natürlich habe ich relativ viel Glück. Andererseits mache ich das seit 33 Jahren, habe die unterschiedlichsten Dinge ausprobiert. Dadurch bin ich nicht so hundertprozentig festgelegt. Ich mache gerne Quatsch, ich finde Krimis geil, ich liebe das Arthauskino. Die Sachen, die meine eigene Filmproduktion finanziert hat, waren zum Beispiel immer Arthaussachen. Ich mische viele Dinge – und das macht mir Spaß. Ich schaue im Kino auch selbst alles an. Ich katalogisiere da nicht. Ich will in allen Bereichen Spaß haben.

(Das Gespräch führte Martin Fichter-Wöß / APA / Red.)

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