Die Hofburg-Anwärter Andreas Khol, Alexander Van der Bellen, Rudolf Hundstorfer, Irmgard Griss, Norber Hofer und Richard Lugner wurden von Moderatorin Ingrid Thurnher zu Themen wie der internationalen Vertretung Österreichs, der Position hinsichtlich Neutralität und Bundesheer sowie den alltäglichen wie auch von der Verfassung ermöglichten Aufgaben eines Bundespräsidenten befragt. Insgesamt 1,036 Millionen Zuschauer sahen die ORF-Diskussion.
Khol angriffig, Griss betont auf Fairness bedacht
In der einleitenden Runde attestierte Andreas Kohl trotz anderslautender Fragestellung der Moderatorin (“Sind Sie mit dem Wahlkampf zufrieden?”) seiner Mitbewerberin Irmgard Griss den Wunsch nach dem Hereinwinken weiterer 90.000 Flüchtlinge. “Sie überholen Van der Bellen links”, so der ÖVP-Kandidat. Griss erwiderte dabei und zugleich zum einzigen Mal in der Diskussion mit erhöhter Lautstärke und Vehemenz: “Eine so böswillige Unterstellung hätte ich Ihnen nicht zugetraut.” Ihr sei ein fairer Umgang miteinander wichtig, Polarisierung und die Suche nach Schwächen des Gegners sei überflüssig. Dass sie “irgendeine Sympathie für das Naziregime hegen könnte”, wie ihr zuletzt aufgrund einer Interviewäußerung unterstellt wurde, wies Griss mit Nachdruck zurück. Khol betonte, als Präsident ein Brückenbauer sein zu wollen.
Hofer kein Polit-Rambo, Van der Bellen locker
Sanft versuchte sich Hofer zu geben. “Von Rambo bin ich weit entfernt”, unterstrich er, betonte aber bald, ein “viel, viel” aktiver Bundespräsident sein zu wollen – und zwar gegen einen EU-Beitritt der Türkei und vor allem für die Österreicher. “Sie werden sich wundern, was alles gehen wird”, so Hofer. Der Grüne Alexander Van der Bellen, nicht ohne Stolz seit einiger Zeit auf Platz eins in Umfragen zur Bundespräsidentenwahl, zeigte sich von dieser Andeutung wenig begeistert. “Ich möchte mich nicht wundern”, so sein Kommentar. Eine FPÖ-geführte Regierung bezeichnete er in Bezug auf Europa als Schaden, den er nach bestem Wissen und Gewissen von Österreich abzuwenden versuchen werde. “Das ist für meine Wähler sehr wichtig.” In Hinsicht auf einen bevorstehenden Kampf zwischen drei Kandidaten bei der Stichwahl sorgte Van der Bellen mit einer vermutlich ungewollten Pointe für Gelächter im Publikum: “Ich rechne damit, dass es einen Dreier gibt.”
Lugner gibt Präsidenten-Rabatt, Hundstorfer will viel reden
SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer versprach eine sachorientierte Politik. “Ein Populist, das bin ich nicht.” Mit der Repräsentation hätte er hingegen kein Problem, besuche er doch alljährlich sehr gerne eine große Zahl an Bällen. Für Lacher sowohl im Publikum als auch bei seinen Widersachern sorgte er mit seiner Beteuerung, das Parteibuch der von ihm bestellten Spitzenbeamten nicht zu kennen. Lugner versuchte die Unabhängigkeit Griss’ (“ein bisserl rosa ist sie aber schon”) und Van der Bellens, den er nach seiner Parteimitgliedschaft fragte, in Zweifel zu ziehen. Er wetterte gegen die “Zweiparteiendiktatur” von SPÖ und ÖVP. Von Hofer bekam Lugner als einziger Ehrlichkeit attestiert. “Samma zwa Ehrliche”, freute sich der Baumeister. Bei der Schlussrunde hielt Lugner ein Taferl mit den Präsidenten-Gehältern hoch und kritisierte die hohen Ausgaben für das Amt. Dabei versprach er: “Ich würde es um 500.000 Euro billiger machen.”(APA/Red.)