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Der grantige Kult-Kieberer ist zurück: "Kottan ermittelt - Das Puppen-Musical" im Wiener Rabenhof

Kottan Ermittelt - diesmal unter Puppen, im Rabenhof Theater
Kottan Ermittelt - diesmal unter Puppen, im Rabenhof Theater ©Rita Newman / Rabenhof
Major Adolf Kottan, seines Zeichens Fernseh-Kultikone aus den 1970er Jahren, feierte am Donnerstagabend ein ungewöhnliches Comeback bei der Premiere von "Kottan ermittelt - Das Puppen-Musical" im Rabenhof.

Bei der Musicalfassung tritt der aus der satirische Kriminal-Fernsehserie bekannte schräge Polizeimajor nun als einziger rein menschlicher Darsteller (verkörpert vonChristian Dolezal) auf die Bühne.

“Kottan ermittelt”-Premiere im Wiener Rabenhof Theater

Als “Grantler” mit fragwürdiger Dienstauffassung, der im skurril überzeichneten und doch immer allzu gut erkennbaren Wien der 1970er und frühen 1980er Jahre mit großem Ego, viel Wurschtigkeit und Schneid durch diverse Kriminalfälle stolpert, wurde Helmut Zenkers (Buch) und Peter Patzaks (Regie) “Kottan” zum Fernseh-Hit. Dem Kino-Revival aus dem Jahr 2010 – immerhin bereits 26 Jahre nach der Erstausstrahlung der letzten TV-Folge – war zwar weniger Erfolg beschert, die Kottan-Fangemeinde schwört aber so oder so auf die insgesamt 19 TV-Folgen. Und genau auf diese Gruppe zielt auch die nunmehrige Koproduktion des Rabenhofs mit den Vereinigten Bühnen Bozen und der Bühne im Hof St. Pölten vermutlich mit Erfolg ab.

Puppenspieler Nikolaus Habjan in Hochform

Das liegt einerseits daran, dass sich mit Christian Dolezal als Kottan, den Puppenspielern Nikolaus Habjan und Manuela Linshalm sowie Kyrre Kvam als Ein-Mann-Ausführung von “Kottans Kappelle” eine kompakte Bühnentruppe dem Kult auf neuem Weg annähert. Andererseits bringen die Autoren Jan und Tibor Zenker den Schmäh ihres 2003 verstorbenen Vaters Helmut im Zusammenspiel mit der Regie von Rabenhof-Chef Thomas Gratzer quasi nahtlos in die Gegenwart.

“Polizeiarbeit 1.0” der Marke Kottan

So ist Kottan auch 2016 gewohnt arbeitsscheu und vernimmt die Dienstanweisungen des durch den 2008 verstorbenen Kurt Weinzierl legendär verkörperten Polizeipräsidenten Heribert Pilch nur, wenn sie ihm dieser ins Ohr schreit. Wie das Habjan die von ihm gebaute Präsidenten-Puppe mit fast gespenstisch weinzierlscher Stimme vortragen lässt, ist einer der ersten Höhepunkte des Abends. Widerwillig nimmt der Major die Ermittlungen zu einer vermeintlichen Entführungsserie auf. Unter den Abgängigen ist auch die Tochter eines eindeutig dem rechten Lager zuzuordnenden Wiener Vizebürgermeisters. Das, sowie die Tatsache, dass ein ungewöhnlich gut informierter Internet-Blogger die gewohnt schleißige “Polizeiarbeit 1.0” anprangert, lassen Kottan schließlich die Beine vom Tisch nehmen.

LSD-Rausch, Dauerehekrise und ein kannibalistischer Frauenmörder

Schnell entwickelt sich die “Bar jeder Hoffnung” zum Zentrum der Handlung. Dort geht es nicht nur in jeder erdenklichen Weise ausschweifend zu, auch der Entführer und Frauenmörder mit kannibalistischen Absichten sucht dort hinter einer Fassade als weltgewandter Schöngeist nach Opfern. Neben quasi zeitgeistigeren Figuren, wie einem zum Islam konvertierten deutschen Studenten mit Hang zum Drogenkonsum, bekommen im Puppen-Musical auch Fixgrößen aus dem Kult-Kieberer-Umfeld viel Raum. Da lässt etwa Linshalm die Puppenversion von Kottan-Mitarbeiter Schrammel im LSD-Rausch tanzen, Kottans technologieaffine Mutter wiederum ist die eigentliche treibende Kraft hinter den Ermittlungen und mit seiner Frau Ilse befindet sich der Major in der Dauerehekrise. Dass diese Charaktere auch als Puppen in Stimme und Habitus unverkennbar sind, zeigt das Können Linshalms und Habjans als Puppen- und Schauspieler.

Von Drahdiwaberl über Hans Krankl bis Madonna

Als einzige Vertreterin der originalen TV-Besetzung wird Chris Lohner in ihrer Rolle als TV-Sprecherin auf einem Videoschirm eingeblendet. Den überaus gelungenen Singspiel-Abend rundet die Musik ab: Die wird von Kvam stilecht im Rüschenhemd und mit viel Körpereinsatz hinter einer anachronistischen Keyboardburg live gekonnt trashig eingespielt. Die musikalischen Zitate reichen von Drahdiwaberl über Hans Krankl bis Madonna.

“Kottan ermittelt – Das Puppen Musical”
von Jan und Tibor Zenker nach einer Idee von Helmut Zenker
Theater Rabenhof, Rabengasse 3, 1030 Wien
Regie: Thomas Gratzer, Bühne: Heike Mirbach
Musik: Kyrre Kvam, Puppenbau: Nikolaus Habjan
Mit Christian Dolezal, Nikolaus Habjan, Kyrre Kvam, Manuela Linshalm

Weitere Aufführungen
19. und 20. November 2016
8., 9. und 22. Dezember 2016
31. Jänner 2017
www.rabenhoftheater.com

(Red.)

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