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Der Fall Unterweger: „Jack" als Österreichs Serienkiller

Jack Unterweger bei Prozessbeginn 1994 in Graz.
Jack Unterweger bei Prozessbeginn 1994 in Graz. ©APA/Schneider/Archiv
Er war Schriftsteller, Frauenheld und Mörder: So schockierte Jack Unterweger ganz Österreich. Nach seiner ersten Verhaftung in Salzburg kam er wieder frei und erdrosselte mehrere Prostituierte. Nun erzählt ein Film von seinem spektakulären Leben.

Weißer Anzug, schwarzes Hemd, weiße Schuhe, rote Blüte im Knopfloch – in diesem etwas “schrägen” Outfit präsentierte sich der Häfenliterat Jack Unterweger gerne bei seinen Auftritten. Von der High Society nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis Stein 1990 hochstilisiert, wurde er nur zwei Jahre später als Serienmörder gejagt. 1994 erhängte er sich in seiner Zelle.

Der Trailer zum “Jack”-Film:

Jack Unterweger in Salzburg verhaftet

Unterweger wurde am 16. August 1950 als uneheliches Kind einer Wienerin und eines US-Besatzungssoldaten in Judenburg in der Steiermark geboren und wuchs im Trinkermilieu bei seinem Großvater in Kärnten auf. 1974 ermordete er in Herborn in Deutschland eine 18-jährige Frau. Nach seiner Festnahme in Salzburg wurde er am 31. Mai 1976 zu lebenslanger Haft verurteilt. In der Strafvollzugsanstalt Stein in Niederösterreich holte Unterweger seine Schulbildung nach und begann, seine Häfen-Erfahrungen schriftlich festzuhalten. Er gründete im Gefängnis sogar einen eigenen Verlag und gab die Literaturzeitschrift “Wortbrücke” heraus.

Unterweger als Häfen-Schriftsteller

Aufsehen erregte sein autobiografischer Roman “Fegefeuer oder Endstation Zuchthaus”, der, ehe er als Buch herauskam und später mit Produktionskosten von 6,5 Millionen Schilling (rund 500.000 Euro) verfilmt wurde, von der renommierten Literaturzeitschrift “manuskripte” veröffentlicht worden war. Die Verfilmung der engagierten Milieustudie durch den Grazer Schriftsteller und Regisseur Willi Hengstler war u.a. als österreichischer Beitrag beim “World Film Festival” in Montreal gezeigt und 1989 mit dem Wiener Filmpreis ausgezeichnet worden.

Doku über Unterweger:

Einer Einladung zu einem Publizistik-Wettbewerb im Oktober 1989 in Klagenfurt konnte Unterweger nicht persönlich Folge leisten, da das Justizministerium dem Stein-Häftling keine Ausgangserlaubnis erteilte, wie sie dieser zuvor für die Filmpräsentation bei den Österreichischen Filmtagen in Wels und für die Premiere eines seiner Theaterstücke in Wien erhalten hatte. Sein Text “Im Namen der Republik” war in Klagenfurt von dem Schauspieler Helmut Schüschner verlesen worden, konnte allerdings die Juroren wenig überzeugen. Mit “Schrei der Angst” folgte ein weiteres Theaterstück zum Thema soziale Ausgrenzung von Aids-Patienten.

Haftentlassung und Prostituiertenmorde

Im Mai 1990 wurde Unterweger auf Bewährung aus der Strafanstalt Stein entlassen – als Beispiel einer geglückten Resozialisierung. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Haft begann der Steirer mit Leseabenden, die ihn durch ganz Österreich und ins Ausland führten. Diese Veranstaltungen sollten auch im Zusammenhang mit den Prostituiertenmorden Bedeutung bekommen. Denn wenige Monate nach seiner Entlassung begann eine Serie von Morden an Prostituierten, die alle auf die gleiche Weise getötet wurden, indem der Täter ihre Unterwäsche zu einem Henkersknoten band und sie damit strangulierte.

Zahlreiche Morde auf Unterwegers Konto

Am 13. Februar 1992 erließ das Landesgericht Graz neuerlich einen Haftbefehl. Nach einer abenteuerlichen Flucht mit seiner damaligen Freundin Bianca wurde Jack Unterweger Ende Februar in Miami gefasst und Ende Mai 1992 nach Österreich überstellt. Am 20. April 1994 begann im Grazer Landesgericht der Prozess gegen den Häfenliteraten. Unterweger wurden zwischen September 1990 und Juli 1991 ein Mord in Prag, ein weiterer in Bregenz, zwei im Raum Graz, vier im Raum Wien und drei in Los Angeles zur Last gelegt. Eine wichtige Rolle spielten dabei ein Haar des Opfers aus Prag, eine Faser seines roten Schals sowie der bei den Strangulationen verwendete Knoten. Der Steirer leugnete stets die gegen ihn erhobenen Vorwürfe.

Selbstmord im Gefängnis

Wenige Stunden nach seiner Verurteilung wegen Prostituiertenmordes in neun von elf Fällen beging Unterweger Selbstmord. Am 29. Juni um 3.00 Uhr war er noch in seinem Bett in seiner Zelle gelegen. Bei der nächsten Nachschau gab es Alarm: Unterweger hatte sich an der Vorhangstange der Toilette mithilfe des Bundes seiner Jogginghose erhängt. Das Urteil wurde wegen des Todes Unterwegers nie rechtskräftig.

Beim Filmfestival in Locarno wird nun der Film „Jack“ von Elisabeth Scharang mit Johannes Krisch und Corinna Harfouch uraufgeführt.

(SALZBURG24/APA)

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