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Deckeneinsturz: Tram war angesägt

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Deckeneinsturz in Wien in Rudolfsheim-Fünfhaus: Tram in der Holzdecke war angesägt - Laut Sachverständigem vermutlich keine Ermüdungserscheinungen.

Das neue Jahr begann für einen 59-jährigen Mieter und dessen Familie mit einem Schock. Am Sonntagabend brach der Boden seiner Wohnung im ersten Stock in der Mariahilferstraße in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus ein. Der Mann befand sich mit seiner Frau und der zweijährigen Enkelin im Wohnzimmer, als die Decke eines darunter liegenden Lagerraums nachgab. Sie wurden dabei leicht verletzt.

Ein Sachverständiger schloss am Montag Ermüdungserscheinungen der Holzdecke aus. Bei derzeit laufenden Renovierungsarbeiten im Haus sei ein Tram zu Hälfte angesägt worden, erklärte Gerhard Cech, Leiter der Baupolizei, der APA. Dies könne möglicherweise eine „Mitursache“ gewesen sein. Wer den Balken angesägt hat und warum, sollen die weiteren Ermittlungen ergeben. „Ich möchte niemanden vorverurteilen“, sagte Cech. Es könne auch sein, dass der Tram schon zuvor beschädigt wurde.

“Ich dachte, das sei ein Erdbeben”

„Ich dachte, das sei ein Erdbeben“, schilderte der 59-jährige Bewohner den Unfall. Der Sohn des Mieter-Ehepaars war gegen Abend mit seinen beiden Töchtern zu Besuch in das frühe Gründerzeithaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts gekommen. Er und seine schwangere Frau verließen die Wohnung jedoch wieder. Die beiden Mädchen sollten bei den Großeltern übernachten. Auch der zweite, jüngere Sohn der Mieter war gegen 22.00 Uhr in der Wohnung, als die Decke einstürzte. Er befand sich zum Zeitpunkt des Unfalls mit der fünfjährigen Enkelin im angrenzenden Schlafzimmer.

Zum Glück nur leichte Verletzungen

„Ich habe der Kleinen gerade einen Pyjama angezogen und wollte sie schlafen legen“, berichtete der 59-jährige der APA. Als er von der Küche aus das 25 Quadratmeter große Wohnzimmer betrat, wo sich auch seine Frau aufhielt, stürzten sie mitsamt der Möbel drei Meter tief in den Lagerraum eines Elektrogeschäftes. Sie wurden von der Feuerwehr befreit und von der Rettung gemeinsam mit den beiden anderen Kindern vorübergehend in das Wilhelminenspital gebracht. Bei dem Unfall erlitten sie leichte Verletzungen.

Rückkehr ausgeschlossen


„Seit etwa acht Jahren wohne ich hier“, meinte der Mieter zur APA. Nun wolle er auf keinen Fall wieder in das Wohnhaus in der Mariahilferstraße 162 zurückkehren. Den Grund des Einsturzes will der Mieter in Sprüngen im Mauerwerk erkannt haben. „Alles Pfusch“, meinte er über die Renovierungsarbeiten. In den kommenden Tagen wird die Familie noch in einem Jugendwohnheim in der Reichsapfelgasse Zuflucht finden. Danach müsse geklärt werden, wer für ein weiteres Ersatzquartier aufkommen könnte, sagte Michael Witzmann vom Magistrat Wien.

„Für Ermüdungserscheinungen bei Altbauten gibt es symptomatische Zeichen“, erklärte der Sachverständige am Montag. Von diesen sei bei dem Unfall vom Sonntag jedoch nichts zu sehen. Da der Verdacht bestehe, dass bei der Sanierung „etwas schief gelaufen ist“, sei auch eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft möglich, so Cech. Am Montagvormittag fand mit Vertretern der Magistratsabteilung 37, dem Sachverständiger, der Baupolizei und der Eigentümerin des Wohnhauses eine Begehung statt.

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