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Death Cab for Cutie live in Wien: Indie-Rock mit erwachseneren Zügen

Ein bisschen älter geworden, aber noch lange nicht alt: Ben Gibbard und die Cuties.
Ein bisschen älter geworden, aber noch lange nicht alt: Ben Gibbard und die Cuties. ©AP
Die US-Indierockband Death Cab for Cutie blickt mittlerweile auf eine fast zwei Jahrzehnte andauernden Bandgeschichte zurück - in der ihre Fans sie treu begleitet haben. So auch die Wiener Anhänger, von denen sie sich am Dienstagabend im Gasometer feiern ließen. Nicht angesprochen, aber präsent: die Anschläge von Paris. Auch war die Security vor Ort deutlich erhöht.

Frühe und neue Fans schienen am Dienstag gleichermaßen beseelt, als die Band rund um Frontmann Ben Gibbard im Gasometer Klassiker ebenso wie Songs vom aktuellen Album “Kintsugi” auspackten. Auch die Angriffe von Paris waren allgegenwärtig bei dem Konzert, auch wenn sie nicht direkt thematisiert wurden.

Erhöhte Sicherheit im Wiener Gasometer

Die Angst vor ähnlichen Angriffen wie auf den Bataclan-Club beim Auftritt der Eagles of Death Metal war vor Start des Konzerts bei vielen Besuchern Thema, das Security-Aufkommen im Gasometer sichtlich erhöht. Auch Death Cab hatten überlegt, ihre ausstehenden Europa-Konzerte wie einzelne andere Bands abzusagen und “einfach nach Hause zu fahren”, wie Drummer Jason McGerr zuvor im FM4-Interview einräumte. “Aber ich denke, unser Job ist es, Solidarität und Stärke zu zeigen. Und diese letzten Konzerte waren wie ein Dank von beiden Seiten. Wir danken den Fans für ihren Mut, zu unseren Konzerten zu kommen, und die Fans danken uns dafür, dass wir die Musik machen, die Teil ihres Lebens ist.”

Tatsächlich liefert Songwriter Ben Gibbard mit seinen aus dem aktuellen Lebensabschnitt gegriffenen, melancholischen Texten seit 1997 den Soundtrack zu manchem Leben. Zwischen Fans der ersten Stunde um die 40 und Teenagern, die möglicherweise durch FM4-Airplay oder den “Twilight – New Moon”-Soundtrack zu Death Cab gefunden haben, stellten Mitt- und Endzwanziger an diesem Abend den Großteil des Publikums: Sie werden seit 2003 musikalisch von der sympathischen Band aus Seattle begleitet. Damals gelang Gibbard, McGerr, Bassist Nick Harmer und dem kürzlich ausgestiegenen Gitarristen Chris Walla mit dem Album “Transatlanticism” der erste Kritikererfolg und ging mit “O.C., California” jene US-Serie auf Sendung, die die Indierocker dank des innigen Fantums von Serienfigur Seth Cohen berühmt machte.

Death Cab for Cutie mit neuen und alten Hits

Schon die ersten Takte von “Title and Registration” oder “Passenger Seat”, das Gibbard grandios nur mit Klavierbegleitung zu neuen Höhen verhilft, lösten Jubel in der Halle aus – und das titelgebende “Transatlanticism” steigerte sich dank Tour-Unterstützung von Gitarrist Dave Depper und Zac Rae am Keyboard in einem fast zehnminütigen Finale zu einem mitreißenden Klanggewitter. Ausgiebiger gefeiert wurden nur die großen Pop-Hymnen aus dem Nachfolgeralbum “Plans” (2005). Wer hier mitsingt, tut das mit Inbrunst – beim eingängigen “Soul Meets Body” ebenso wie dem fantastischen “Marching Bands of Manhattan” oder dem traurig-schönen “I Will Follow You Into The Dark”, eines der Highlights des Abends, bei dem das Publikum Gibbard kurzzeitig übertönte.

Bei Songs vom heuer veröffentlichten, achten Studioalbum “Kintsugi” schienen die Fans noch weniger textsicher – wenn auch manche Nummern live das Potenzial offenbarten, zu künftigen Klassikern zu werden. Da präsentierte sich das vermutlich von Gibbards berühmter Ex-Frau Zooey Deschanel inspirierte “No Room in Frame” als würdiger Opener, gewannen das düstere “You’ve Haunted Me All My Life” und der Sehnsuchtssong “Little Wanderer” (“für alle Liebenden”) auf der Bühne noch mehr an Intensität und mutete das Los-Angeles-kritische “El Dorado” rockiger und stimmiger an als auf dem Album.

Letztes Konzert auf Europa-Tournee

Mit dem Cover-Artwork im Hintergrund und bei dezenter Lichtshow wechselten die fünf Musiker bei ihrem letzten Europa-Gig vor ihrer Rückkehr in die USA stimmig zwischen Alt und Neu, rockig und bedächtig, gingen mit dem letzten Ton eines Lieds oft direkt ins nächste über.

Das ließ das zweistündige, von den Indierockerinnen Chastity Belt eröffnete Konzert gar durchgetaktet, zeitgleich aber stimmig in einem Guss erscheinen – und genießen. Den Spaß, den merkt man auch Gibbard und Co. noch immer an – wenn das Tourleben auch mittlerweile mit Einschränkungen einhergeht: Nächstes Jahr werde er 40, sagte Gibbard in einer seiner wenigen Interaktionen mit dem Publikum, und heute habe sein Nacken allein beim Umdrehen wehgetan. Man müsse das eben mit Humor nehmen.

(APA)

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