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David Guetta produziert Hymne zur Fußball-EM 2016

David Guetta ist für die Hymne zur Fußball-EM 2016 verantwortlich.
David Guetta ist für die Hymne zur Fußball-EM 2016 verantwortlich. ©EPA (sujet)
Der französische DJ David Guetta produziert den offiziellen Song zur Fußballeuropameisterschaft 2016. "This One's For You" soll ein "massive anthem" werden - bis dato ist aber nur der Titel bekannt. Ob der Song tatsächlich zur Hymne wird, ist aber dem Publikum überlassen.
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Es ist eine lange zurückreichende Tradition, dass in den Stadien rund um den Erdball die Fanmassen gerne zum riesigen Chor mutieren. Dabei geht es aber beileibe nicht nur um Schmähgesänge: Allen voran die britischen Clubs beweisen mit einer Vielzahl an offiziellen und weniger offiziellen Stücken, welchen Stellenwert Musik im weitesten Sinne für den Fußball hat. Bestes Beispiel wäre “You’ll Never Walk Alone”, ein Song aus dem Broadway-Musical “Carousel”, der seit den 1960er-Jahren quasi als Hymne des FC Liverpool fungiert und von den Fans vor jedem Spiel an der Anfield Road intoniert wird.

Fußball-Songs: Wenn der Ball im Rhythmus rollt

Steht dabei aber vor allem das Gemeinschaftsgefühl von Anhängern und Spielern im Vordergrund, gibt es mittlerweile natürlich etliche kommerzielle Aspekte, wenn der Ball im Rhythmus rollt. Besonders Großveranstaltungen wie die bevorstehende Fußball-EM, die von 10. Juni bis 10. Juli in Frankreich über die Bühne gehen wird, bieten natürlich die Möglichkeit, neue Künstler zu pushen oder arrivierten Stars zu großer Aufmerksamkeit zu verhelfen. “Da gibt es einen neuen Identifikationsmoment”, bestätigt Dietmar Lienbacher, Chef von Sony Music Austria, im Gespräch mit der APA. Sowohl bei Fußball wie Musik gehe es stark um Emotionen. “Und meiner Ansicht nach werden hier Reichweiten miteinander verbunden.”

Guetta, einer der bestbezahlten DJs der Welt, ist natürlich bereits vor der EM ein Star. Er setzt bei seinem Song auch auf einen Mitmach-Effekt: Für einen “Hey-Oh”-Chor wirbt er um die Unterstützung der Fans. Diese können auf der Webseite http://thisonesforyou.com ihren Gesang aufnehmen, den Guetta wiederum in den Track mischt. Auf diese Weise soll eine Million Stimmen “gesammelt” werden. Erscheinen wird der offizielle EM-Song schließlich am 15. April und Guetta selbst wird am Tag vor dem Eröffnungsspiel ein Konzert in Paris geben.

Erfolg der Meisterschaftshymnen

Dass es aber nicht immer leicht ist, “die” Hymne einer Endrunde abzuliefern, haben die vergangenen Jahre gezeigt. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien 2014 zeichneten etwa Pitbull, Jennifer Lopez und Claudia Leitte für “We Are One (Ole Ola)” verantwortlich – mit zwar respektablem Charterfolg, aber insgesamt einer eher gemischten Performance. Ganz anders hingegen die Weltmeisterschaft 2010, bei der nicht nur in Südafrika zu Shakiras “Waka Waka (This Time for Africa)” mit dem Hintern gewackelt wurde. Ohnehin gibt es seit längerem mehrere Songs, die die Fans in den Fußballstadien und den Public-Viewing-Zonen bei Laune halten sollen – vom “Official Anthem” über den “Official Song” bis zum “Official Mascot Song”. Für Österreich und die Schweiz stieg bei der 2008 gemeinsam ausgetragenen EM Enrique Iglesias mit “Can You Hear Me” in den Ring.

“Es gibt aber auch viele andere Lieder, die da mitspielen”, gibt Lienbacher zu bedenken und spielt auf Stücke an, die einfach aufgrund des Veröffentlichungszeitpunkts mit einer sportlichen Großveranstaltung in Verbindung gebracht werden können. “Bei der WM 2014 wäre ‘Auf uns’ von Andreas Bourani ein gutes Beispiel. Die Plattform an sich ist sehr reizvoll, um den Künstler einer großen, potenziellen Zielgruppe vorzustellen. Die offiziellen Songs selbst funktionieren einmal besser, einmal schlechter am Markt. Am Ende des Tages, wenn alles richtig gut abgestimmt ist, setzt sich der Song durch, der auch ohne diese Verknüpfung das größte Potenzial gehabt hätte.”

Musik für den Fußball

Und dann gibt es schließlich auch noch fußballbegeisterte Musiker. So haben etwa die Sportfreunde Stille ihre Heim-WM in Deutschland vor zehn Jahren genutzt, um mit “’54, ’74, ’90, 2006” den damals herbeigesehnten vierten Titel für den DFB zu besingen. Dass es letztlich nur zu Platz drei reichte, tat dem Erfolg des Songs kaum einen Abbruch – änderte das bayerische Trio ihren Titel nach dem Verfehlen des Finales doch auch flugs in “54, ’74, ’90, 2010” und performte bei der offiziellen Feier der Deutschen Nationalmannschaft in Berlin.

Zum internationalen Hit wurde auch “Three Lions”: Der Song von Baddiel & Skinner & Lightning Seeds, entstanden zur EM 1996 in England, punktete mit viel Augenzwinkern und Ironie. Auch hier stellten sich die Künstler aber als wenig geeignete Propheten heraus, zog das Heim-Team doch gegen den späteren Europameister Deutschland den Kürzeren. Den Sinn für Humor verlor man dadurch allerdings nicht, sondern nahm genau diese Tatsache mit in eine weitere Version für die WM 1998 in Frankreich: Im dazugehörigen Video wird nicht nur die Rivalität zwischen England und Deutschland auf die Schaufel genommen, sogar Popstar Robbie Williams hüpft und grölt sich inmitten der Fanschar die Seele aus dem Leib. In beiden Jahren schaffte es der Titel an die Spitze der UK-Singlescharts.

Traditionen um die Lieder

Neben großen Künstlern – Placido Domingo hat etwa für die WM in Spanien 1982 seine Stimme erhoben – oder sich über Jahre eingespielten Traditionen – vielfach ertönt als “Torjubel” das markante Riff von “Seven Nation Army” der White Stripes in Fußballstadien – gibt es aber noch eine weitere Verbindung zwischen dem runden Leder und der Musik. Denn nicht selten haben (ehemalige) Fußballidole selbst zum Mikrofon gegriffen. Hierzulande fallen da sofort die Namen Toni Polster (mit den “fabulösen Thekenschlampen” erfolgreich) oder Hans Krankl. Der “Goaleador” trat schon in den 70ern unter dem Namen Johann K. als Sänger in Erscheinung und veröffentlichte bis dato drei Alben. Immer noch begegnet man seinem “Lonely Boy”, der in bewährter Manier am Ende jeder Folge von Elizabeth T. Spiras “Liebesg’schichten und Heiratssachen” erklingt.

Für Lienbacher sind solche Ausflüge jedenfalls “total sympathisch”: “Dabei geht es nicht immer zwingend darum, einen künstlerischen Anspruch zu verfolgen, sondern vorwiegend die Freude und Leidenschaft des Erfolgs der jeweiligen Persönlichkeit mit einem Song zu kommunizieren.” Und wie steht es um das Chartpotenzial von David Alaba und Co? “Es muss die richtige Idee dazu geben, mit dem richtigen Song im Gepäck”, meint Lienbacher. “Wenn das alles stimmig ist und auch die Sympathieträger mit diesem gut gemachten Song verbunden werden, dann würden wir das schon veröffentlichten.” Der möglichen Musikerkarriere des Österreichischen Nationalteams steht also nichts im Weg.

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(apa/red)

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