Der prachtvollen Eröffnung des 58. Opernballes am Donnerstagabend mit ebenso glanz- wie gefühlvollen Opernarien und Ballettchoreografien folgte Extremes. So ereignete sich in der Nähe der Loge von Richard Lugner eine Schlägerei.
Lugners Stargast Kim Kardashian absolvierte wiederum einen rekordverdächtigen Kurzauftritt.Wien. Die Eröffnung fiel glamourös und getragen aus. Anstatt Wiener Lieder oder lieblicher Operetten wurden ausschließlich Opern-Arien dargeboten. Hausherr Dominique Meyer begrüßte u.a. Bundespräsident Heinz Fischer, Ex-UN-Generalsekretär Kofi Annan, Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP).
Prunkvolle Opernball-Eröffnung
Nach dem Einzug der Debütanten zur Fächerpolonaise von Carl Michael Ziehrer – die Damen mit violetten Sträußchen – gab Margarita Gritskova in einer temperamentvollen Darbietung Gioachino Rossinis “Di Tanti Palpiti” aus “Tancredi” zum Besten. Danach folgte Anita Hartig mit ihrer gefühlvollen Interpretation von “Depuis Le Jour” aus Gustave Charpentiers “Louise”. Michael Schade präsentierte “Pourquoi Me Reveiller” aus Jules Massenets “Werther”. Schade zeigte sich im Vorfeld der Eröffnung gut gelaunt. “Ich freue mich wahnsinnig, so wie früher auf einen Kindergeburtstag”, meinte der Sänger.
Renato Zanellas Ballett präsentierte eine fulminante Schwarz-weiß-Choreografie zu “Danse Diabolique” von Josef Hellmesberger dem Jüngeren. Die Wiener Philharmoniker unter der Führung von Marc Minkowski waren nur mit einem Teil des Orchesters vertreten – der andere war bei der Wiener Woche in New York. Sie spielten die Ouvertüre von La Gazza Ladra von Gioachino Rossini.
“Alles Walzer” am Opernball
Meyer zeigte sich vor dem Ball genauso entspannt wie Ball-Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh in nachtblauer Spitze gekleidet. Meyer hatte die Generalprobe der Eröffnung verpasst, da er bis Donnerstag früh in den USA war. “Ich war jede Sekunde in Verbindung mit meiner Mannschaft, es wurde so gut vorbereitet, dass nichts passieren konnte.”
Für die Choreografie der Debütanten zeichneten die Tanzlehrer Richard Fränzl und Eddy Franzen verantwortlich, die sich für eine klassische Wiener Eröffnung entschieden hatten, ehe mit dem Ruf “Alles Walzer” die Ballbesucher auf das Parkett gebeten wurden.
Kurz nach Eröffnung flogen Fäuste
Ein sichtlich betrunkener Ballgast pöbelte in der Nähe von Lugners Loge den deutschen TV-Moderator Johannes B. Kerner so lange an, bis dessen Begleiter ihm einen wuchtigen Faustschlag ins Gesicht versetze. Einen wenig glücklichen Abend verbrachte Lugner selbst, der heuer das It-Girl Kim Kardashian als Stargast geladen hatte. Kardashian, die mit ihrer Mutter Kris Jenner und ihrem Baby North nach Wien gekommen war, hielt ihre Termine nur teilweise ein. Die Autogrammstunde brach sie ab, bei der Pressekonferenz wollte sie keine privaten Fragen beantworten, und schlussendlich cancelte sie das Essen, weil sie ihr Baby füttern musste.
Schlussendlich verwehrte Kardashian, die in einer schwarz-nude-färbigen Kreation gekommen war, ihrem Gastgeber auch am Roten Teppich sein so geliebtes Blitzlichtgewitter. Gegen 21.20 Uhr schlich sich das It-Girl gemeinsam mit ihrem eigenen Kamerateam und in Begleitung des Baumeisters durch einen Seiteneingang in die Oper.
Am Ende stellte sich heraus, dass der Auftritt von Lugners Stargast so kurz wie selten zuvor war. Ebenfalls nicht zur Freude gereichte Lugner, dass der zweite Gast gar nicht gekommen war. Miss World 2011 Ivian Sarcos erschien erst gar nicht, weil sie ihren Flieger verpasst hatte. Dafür konnte Lugner den deutschen Moderator und Comedian Oliver Pocher in seiner Loge begrüßen, der prompt beim ORF-Interview für Staunen sorgte. Pocher meinte, er werde vielleicht noch tanzen, warte jedoch auf “Niggas in Vienna”, was kurzfristig die Twitter-Gemeinde in Unruhe versetzte.
Künstlerball mit Nebenschauplätzen
Nach der Eröffnung schwärmten Stargäste, Prominente und Politiker aus – obwohl noch einige tanzten, wurde die meiste Zeit mit Smalltalk in den Gängen verbracht. Gekommen waren sie, um Gäste zu begrüßen, Leute zu treffen oder – nach getaner Händeschüttelarbeit – doch das Tanzbein zu schwingen. Trotzdem schwebte das Thema Hypo-Krise über den Logen der Politiker. Bundespräsident Heinz Fischer, in dessen Loge reges Kommen und Gehen herrschte, betonte, die Hypo-Krise zwar “sehr ernst zu nehmen”, aber “zwei Stunden darf man auf einem Ball auch mal an etwas anderes denken.
“Besonders freute ihn die Begeisterung seines Gastes, des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan. “Er hat noch einmal gesagt: ‘Das muss man einmal im Leben gesehen haben'”, erzählte Fischer. Eine Verkühlung und ein Vortrag morgen trieben Kofi Annan und seine Gattin Nane aber schon vor Mitternacht nach Hause. Fischer selbst hat den Ball noch nie vor halb eins verlassen, es aber auch noch nie auf die Tanzfläche geschafft – obwohl es bereits sein neunter Ball ist.
Politiker in der Wiener Staatsoper
“Ich rede heute nicht über die Hypo”, betonte Vizekanzler und Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP). Denn “Gott sei Dank” gebe es auch noch andere Dinge im Leben als die Arbeit. Ganz ausblenden könne er das Thema zwar nicht – auch weil er immer wieder darauf angesprochen werde -, den Ball genießen werde er aber trotzdem. Ähnlich sah das Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ): Das Fehlen der meisten Minister wollte er ebenso wenig als Signal sehen wie zu viel über die Hypo nachdenken. “Ich habe die Eröffnung sehr genossen, auch wenn ich wirtschaftliche Fragen nicht wegschalten kann.”
Die Finanzen der Oper belasteten die Feierlichkeiten ebenfalls nicht. Der frisch gebackene Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) sieht den Ball jetzt nicht mit anderen Augen, Kanzler Faymann betonte, dass “Kunst und Kultur weiterhin hohe Förderungen erhalten werden, auch wenn alle mit weniger auskommen müssen”.
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(APA)