Die Pflegerin Pauline führt ein herausforderndes Leben in ihrer nordfranzösischen Heimatstadt: Sie kümmert sich um ihre oft schwierigen Patienten, sorgt als Alleinerzieherin für ihre beiden Kinder und pflegt zudem ihren kranken Vater, einen ehemaligen Metallarbeiter. Und sie wird von der rechtspopulistischen Partei in “Das ist unser Land” als mögliche Kandidatin auserkoren. Ab Freitag im Kino.
Das ist unser Land – Die Handlung
Eine Frau wie Pauline, aus dem Volk stammend, mit Herz und Verstand – das ist, was wir als Kandidatin für die Lokalwahl brauchen, denkt sich der örtliche Arzt Dr. Berthier, der nicht nur ein väterlicher Freund der jungen Frau, sondern auch langjähriger Politiker der rechtspopulistischen Partei “Patriotischer Block” ist. Deren Chefin Agnes Dorgelle, die unbedingt vom extremistischen Image ihrer Formation loskommen will, ist ebenfalls angetan von der Idee. Bald ist auch Pauline, selbst eher apolitisch und zudem Tochter eines kommunistischen Gewerkschafters, dafür gewonnen, “etwas in der Gemeinde bewegen zu können”. Doch dann bedroht Stephanes extremistische Vergangenheit (und Gegenwart) das Wahlprojekt…
Das ist unser Land – Die Kritik
Dabei hat Regisseur und Drehbuchautor Lucas Belvaux keineswegs plakative Anti-FN-Propaganda im Sinn, sondern bemüht sich nach Kräften, alle Figuren so differenziert wie möglich zu zeichnen. Weder der undurchsichtige Arzt Berthier, noch der Neonazischläger Stephane sind plakativ dargestellte Bösewichte, sondern haben ihre positiven, sogar liebenswerten Seiten. Auch das Milieu einer zwar materiell akzeptablen, aber doch hoffnungslos erscheinenden Existenz in den Reihenhaussiedlungen Nordfrankreichs wird authentisch dargestellt. Das ist wohl auch der Unterstützung Belvaux’ durch Mitautor Jerome Leroy zuzurechnen, der sich eingehend mit dem Front National und dessen Wählerschaft auseinandergesetzt hat.
Die größte Stärke des Films sind allerdings die Hauptdarsteller, allen voran der erfrischend natürlichen Emilie Dequenne (“Rosetta”) als Pauline. Ihr zumindest ebenbürtig ist der großartige Andre Dussollier (“Das Leben ist ein Chanson”), der als Dr. Berthier gekonnt die Gefahr einer platten Verteufelung seiner komplexen Figur umschifft. Catherine Jacob (“Mein Vater, der Held”) als Parteichefin Dorgelle findet hingegen nicht so richtig den Ton und wirkt manchmal fast ungewollt karikaturhaft.
Die Ereignisse rund um Paulines Kandidatur – die zeitweilig fast einer Selbstaufgabe der jungen Frau gleichkommt – laufen mit einer zwangsläufigen Folgerichtigkeit ab, die Belvaux mit vielen treffenden Details darstellt. Schwächer und zum Teil recht konstruiert wirkt hingegen der Handlungsstrang um Stephane, dessen Taten und Motive nie so richtig begründet werden. Insgesamt gestaltet sich “Chez nous” aber als durchaus sehenswerte Milieustudie über die Strategien einer populistischen Partei, die aus den Nöten und Sorgen der Menschen Kapital schlagen will.
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