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Das blaue Zimmer - Trailer und Kritik zum Film

"Das blaue Zimmer" steht am Anfang und am Schluss. Ein geschmackvoll dekoriertes Hotelzimmer dient Julien und Esther als Liebesnest für ihre Seitensprünge, und ein ebenso blau ausgemalter Raum wird am Ende der Schauplatz einer Gerichtsverhandlung sein, bei der die beiden des Mordes an ihren Ehepartnern beschuldigt werden.

Dazwischen liegt ein Rätselspiel, das ab Freitag im Kino zu sehen ist.  Als Thriller gilt der Film von Mathieu Amalric, der beim Festival du Film Francophone im April seine Österreich-Premiere gefeiert hatte, mitunter gar als “Erotikdrama”. Zumindest letzteres scheint ein wenig übertrieben. Zwar sieht man den französischen Filmstar, der bei seiner Verfilmung eines Kriminalromans von Georges Simenon aus dem Jahr 1963 selbst die Hauptrolle des Kleinunternehmers Julien spielt, schon mal im Adamskostüm, doch die Leidenschaft der Amour Fou zu einer örtlichen Apothekerin äußert sich in extremis in Küssen, die zu kleinen blutigen Bissen werden, die Julien seiner Frau (Lea Drucker) wortkarg als kleine Alltagsunfälle abtun möchte.

Das blaue Zimmer – Die Geschichte

Verwirrung, Verführung und Versuchung äußern sich auf einer deutlich komplexeren psychologischen Ebene. Der auf die Schliche zu kommen, ist über 76 Minuten die Aufgabe des Untersuchungsrichters und des Kinobesuchers. Es ist keine leichte, vielmehr eine ermüdende Aufgabe.

Was es nicht einfacher macht: Auch Julien scheint vor einem Rätsel zu stehen. Amalric, dieser fantastische Schauspieler (“Schmetterling und Taucherglocke” etc.), gibt diesmal mit großen Augen, hängenden Schultern und leicht geöffnetem Mund das Bild eines Ritters von der traurigen Gestalt. Er ist über die unverhoffte Zuneigung der attraktiven Esther (die er mit seiner Lebensgefährtin Stephanie Cleau besetzt hat und sie förmlich mit der Kamera liebkost) ebenso verblüfft wie über die insistierenden Fragen der Polizei.

Das blaue Zimmer – Die Kritik

Dank der verschachtelten Erzählweise, die ständig Schauplätze und Zeitebenen wechselt, wird aber mehr Desinformation als Aufklärung betrieben. Man weiß: Kleine Details werden später möglicher Weise wichtig. Doch bald hat man keine rechte Lust mehr, ständig aufzupassen als werde man später abgeprüft. “Das blaue Zimmer” ist überkonstruiert, zu verwinkelt, mit Kleinmöbeln vollgestellt.

Erst am Ende wartet eine kleine Überraschung. Was scheinbar eine heimliche Liebschaft war, entpuppt sich im Gerichtssaal als nahezu öffentliche Affäre, zu deren Verhängnis beinahe jeder im Zeugenstand sein Urteil abgeben darf. Ob wer nun wirklich wahnsinnig geworden ist, enthüllt sich dennoch nur andeutungsweise. Viel sicherer ist dagegen: Wahnsinnig gut ist der Film nicht geworden

(APA)

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