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Daptone Super Soul Revue in der Staatsoper beim Jazz Fest Wien 2014

Sharon Jones bei ihrem Auftritt in der Wiener Staatsoper.
Sharon Jones bei ihrem Auftritt in der Wiener Staatsoper. ©APA
Drei Stunden lang lieferten Sharon Jones, Charles Bradley und Co. am Dienstagabend im Rahmen des Jazz Fests eine fulminante Show in der Wiener Staatsoper.
Bilder von der Daptone Super Soul Revue

Wobei schon seit längerem bekannt sein dürfte, dass Gabriel Roth und Neal Sugarman mit ihrem 2001 gegründeten US-Label Daptone Records nicht nur soliden Soul- und Funk-Aufgüssen eine Bühne bieten, sondern diese Genres im Geiste der 60er und 70er auf ein völlig eigenständiges Level gehoben haben. Folglich war das Gastspiel der Aushängeschilder weit mehr als eine einfärbige Werkschau, sondern bot eine Bandbreite an Emotionen, die man nur selten in derart kompakter Form erleben darf.

Modernes und Zeitloses beim Jazz Fest

Standesgemäß gab es auch einen Master of Ceremony: Binky Griptite, Gitarrist der großartigen Labelband Dap-Kings, die bereits dem Welterfolg “Back To Black” von Amy Winehouse ein ebenso modernes wie zeitloses Klangkorsett verpasste, führte durch den Abend. Er versprach dem Publikum, dass es die “bequemen Sessel” nicht brauche. “Ihr werdet aufstehen!” Und er sollte recht behalten.

Nachdem zum Einstieg kurze Appetithappen von den Backgroundsängerinnen Saun und Starr sowie Sugarmans eigener, stark im Jazz verwurzelter Formation serviert wurden, gab es spätestens bei der Landung des “Screaming Eagle of Soul” kein Halten mehr: Der 65-jährige Bradley hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Liebling des Wiener Publikums gemausert und verteilte auch diesmal seine Liebe. Der exzentrische Sänger, der erst 2011 sein Debüt “No Time for Dreaming” vorgelegt hatte, benötigte keine Anlaufzeit und pflügte, begleitet von den wie immer enorm tight agierenden Extraordinaires, durch sein bisheriges Schaffen.

Charles Bradley in der Wiener Staatsoper

Überraschungen blieben dabei zwar aus, aber das hat Bradley auch nicht nötig: Im gut sitzenden, violetten Einteiler tänzelte er, schwang die Hüften, ließ den Mikrofonständer von sich sausen, um ihn stilgerecht auf der Bühne kniend wieder in Empfang zu nehmen. Highlights waren ein enorm wütend dargebotenes “Confusion” sowie das balladeske “Lovin’ You, Baby”, das alle stimmlichen Vorzüge des US-Amerikaners eindrücklich unter Beweis stellte.

Nach einer guten dreiviertel Stunde verabschiedete sich Bradley durch den Mittelgang, verteilte links und rechts Küsschen und Umarmungen und ließ sich feiern. Eine Verschnaufpause gab es für die gut gefüllte Staatsoper allerdings nicht, denn sofort setzte unter den Musikern ein reges Kommen und Gehen ein und füllten Antibalas den Saal mit druckvollem Afrobeat. Kurz wurden hier die Nachteile der Location offensichtlich, denn zu der rollenden Rhythmik von “Goldrush” oder “Sare Kon Kon” würde man sich eine Tanzfläche doch eher wünschen, als das bestuhlte Parkett.

Das hielt einen Gutteil der Besucher allerdings nicht davon ab, sich in Bewegung zu setzen, wozu natürlich Sänger Abraham Amayo sowie der quirlige Schlagzeuger Miles Arntzen ihren Teil beitrugen. Wie Zahnräder griffen die einzelnen Segmente der Band ineinander, lieferte sich die Bläsersektion mit den Percussionisten treibende Duelle und kamen auch vokale Gustostückerl nicht zu kurz.

Sharon Jones brachte Publikum zum Tanzen

Als wäre das noch nicht genug, setzte Sharon Jones dem bis dahin Gesehenen und Gehörten noch die Krone auf: Die 58-Jährige präsentierte sich enorm kraftvoll und stellte schon mit dem Opener “Stranger to My Happiness” klar, wohin die weitere Reise führen sollte. Einnehmender Soul, prägnante Funk-Licks der Dap-Kings und eine in Bestform agierende Entertainerin, die sich ihre Zuhörer auch gern als Tanzpartner auf die Bühne holte. Dass sie den “Geist Mozarts” spürte, war vielleicht zusätzlicher Ansporn. Im Prinzip hielt sich Jones aber nur an ihr eigenes Credo, wie ihrem jüngsten, im Jänner veröffentlichten Album zu entnehmen ist: “Give the People What They Want”.

So bestach “Now I See” durch einen unwiderstehlichen Groove, verbeugte sich Jones mit “When You Love Me” vor Tina Turner und erzählte in “Get Up and Get Out” auf eigentümliche Art über ihre überstandene Krebserkrankung. Erwähnt sei auch noch das fantastische “Retreat!”, das in den Schlussteil führte. Dieser wurde buchstäblich zur “Family Affair”, enterte doch die geballte Ladung der Daptone-Familie die Bühne. Die rund 30 Musiker verabschiedeten ein durch und durch begeistertes Publikum. Wenn Auftritte von Jazz Fest-Wiederholungstätern derart mitreißend daherkommen, kann man sich wirklich nur mehr davon wünschen. (APA)

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