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Damien Rice meldet sich zurück: Neues Album "My Favourite Faded Fantasy"

Damien Rice wie immer und doch ganz neu: Endlich wieder ein Album.
Damien Rice wie immer und doch ganz neu: Endlich wieder ein Album. ©AP
Wenn Damien Rice gefragt wird, was er in den acht Jahren seit Veröffentlichung seines letzten Albums getan hat, dann spricht er in Metaphern, sagt, er war Tiefseetauchen, Schwimmen, Segeln, Surfen - im Kopf, nicht im Meer. Als Ergebnis des Selbstfindungstauchgangs erscheint am Freitag das zum Weinen schöne dritte Album des irischen Singer-Songwriters, "My Favourite Faded Fantasy" (Warner).

Das in der eigenen Küche aufgenommene Debütalbum “O” war es, das dem Ausnahmekünstler 2002 über Nacht internationale Aufmerksamkeit und in mehreren Ländern – darunter in seiner Heimat Irland, in den USA und in Großbritannien – mehrfach Platin oder Gold einbrachte.

Zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen halfen dabei, wurde nicht zuletzt sein wohl bekanntester Hit “The Blower’s Daughter” (samt der einnehmenden Textzeile “I can’t take my eyes off of you”) exzessive genutzt, unvergesslich etwa in Mike Nichols’ Drama “Hautnah”.

Vier Jahre später erschien das Nachfolgeralbum “9” – und wurde für Damien Rice schwierig: “Ich habe in den größten Hallen gespielt, alles war ‘perfekt’. Und dann ist alles irgendwie über mich hereingebrochen”, blickt der 40-Jährige nun im Interview mit dem London Evening Standard zurück. “Ich wurde sehr unglücklich, und ab da ging alles abwärts, bis ich an einem Punkt war, an dem ich alles hatte, von dem ich dachte, dass ich es wollte, und doch war ich nicht glücklich.” Auch die Beziehung zu seiner Freundin und musikalischen Partnerin, Lisa Hannigan, ging in die Brüche. Noch während der Tour zum zweiten Album ließ Rice seine Bandmitglieder wissen, sie sollten sich nach neuen Jobs umschauen, weil er mit der Musik aufhören und “frei sein” wolle.

Damien Rice: “Ich hatte die Liebe verloren”

“Ich hatte die Liebe verloren”, sagt Rice jetzt im Interview mit dem britischen Guardian. “Ich hatte so Gedanken wie ‘Leute erwarten jetzt etwas von mir, sie nutzen mich aus’.” Er kam mit den Begleiterscheinungen des Ruhms nicht zurecht, fühlte sich zu Dingen wie etwa Radioversionen seiner Songs gedrängt.

Er zog sich nach Island zurück, um den Kopf freizubekommen, tauchte nur für einzelne Konzerte wie einem umjubelten Auftritt im Wiener WUK im Sommer 2012 in der Öffentlichkeit auf. Fünf Jahre habe es gedauert, bis er gedacht habe “yeah, ich fühl mich stabil, ich verwandle mich nicht in einen Verrückten, einen Werwolf”, und wieder Songs schrieb.

Neues Album nach acht Jahren

Dass daraus nach acht Jahren Pause auch ein Album wurde, ist Rick Rubin zu verdanken. Nachdem Rice die Aufnahmen immer wieder selbst sabotierte, verpflichtete er den Produzenten, der auch schon die Karriere von Johnny Cash wiederbelebte oder Adeles Erfolgsalbum “21” verantwortete. “Alles, was ich über ihn wusste, war, dass er meditiert, einen Rauschebart trägt und dass manche ihn Guru nennen”, erzählt Rice.

Schließlich habe es “viele persönliche Durchbrüche” von Rice gebraucht, bis er sich wohl genug fühlte, neue Musik zu veröffentlichen und sich all dem Stress erneut auszusetzen, sagt Rubin. “Er ist ein höchst feinfühliger Künstler und Mann.”

“My Favourite Faded Fantasy”

Das hört man auch “My Favourite Faded Fantasy” an. Die Wut von “9” ist verschwunden, die Liebe aber, die ist noch – oder wieder – da. Rice besingt ihr nahendes Ende in acht kraftvollen, wunderschön arrangierten Liedern, von denen nur eines unter fünf Minuten lang ist.

Er selbst bezeichnet das Album als “ganz anders” als dessen Vorgänger – und doch sind jene Elemente, die schon “O” und “9” zu herausragenden Platten gemacht haben, vorhanden – inklusive Folkgitarre und Streichern, die seine unverwechselbare, zerbrechliche Stimme untermalen. Dass die Songs nie in Kitsch übergehen, ist dabei die große Kunst.

Trennung verarbeitet

Die schmerzhafte Trennung von Hannigan scheint nicht nur in der höchst emotionalen Single-Auskopplung “I Don’t Want To Change You” durch:

“Wherever you are, know that I adore you/no matter how far I can go before you/and if ever you need someone/not that you need helping/but ever you want someone/know that I am willing”, heißt es in dem herzzerreißenden Song mit dazugehörigem, wunderschönen Video, in dem Rice via Rewind immer und immer wieder in einen eiskalten See Islands fällt.

(APA)

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