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Che: Ein filmisches Denkmal

Che - Guerilla
Che - Guerilla
Ein Arzt, der der Revolution in Kuba Atem einhauchte und später in Bolivien an seinem eigenen Dogmatismus scheiterte: Das Leben des Argentiniers Ernesto "Che" Guevara. Nach "Revolucion" im Juni folgt nun "Guerilla", Teil 2. Diashow | Der Trailer: Wann und wo in den Kinos

Das Leben des intellektuellen Anführers hinter der kubanischen Revolution bietet Stoff für Hunderte Bücher und Filme, die meisten Darstellungen erschöpfen sich jedoch nur allzu gern in mythologischer Heldenverehrung. Der US-Regisseur und Oscar-Preisträger Steven Soderbergh hat versucht, diese Überhöhung zu vermeiden und den Menschen hinter der linken Ikone auszugraben.

Mit einem über vierstündigen Epos setzte Soderbergh dem Revolutionär ein filmisches Denkmal. Ins Kino kommt das Biopic mit Benicio Del Toro in der Hauptrolle in zwei Teilen – der erste Teil, “Che – Revolucion”, startete am 12. Juni, nun folgt der zweite Streich: “Che – Guerilla”.

In Cannes wurde das 262-Minuten-Drama im Vorjahr in einem Stück gezeigt – was nicht jeder durchgehalten hat. Die Kritiken polarisierten, vom “Meisterwerk des neuen Erzählens” war ebenso die Rede wie vom “Untergang des Kinos”.

Revolucion

Soderbergh geht recht kompromisslos an die Geschichte heran, beschäftigt sich im ersten Teil mit dem langsamen Aufstieg Ches zum militärischen Kopf der Guerilla, reichert den Film mit nachgestellten Interviews und Guevaras UN-Rede von 1964 in New York an, zeigt den langsamen, aber schließlich triumphalen Weg zur Machteroberung auf Kuba. Che wird in seinem Idealismus und seiner Ideologie ebenso abgebildet wie in seiner Disziplin und Unerbittlichkeit gegen Feinde und Verräter.

Guerilla

Im zweiten Teil, “Che – Guerilla”, stellt der US-Regisseur dem Erfolg auf der Karibikinsel das Scheitern des Revolutionärs in Bolivien gegenüber. Auf die Privilegien des erfolgreichen Kämpfers und Strategen verzichtend, versuchte Guevara im bolivianischen Bergland abermals einen Guerilla-Krieg anzuführen, blieb jedoch erfolglos. 1967 wurde er schließlich von den lokalen Machthabern getötet – und wohl gleichzeitig zur Legende.

Für Soderbergh funktioniert das Diptychon als Spiegelbild, als durchaus widersprüchliche Gegenüberstellung, doch Che bleibt auch bei ihm schwer fassbar: Augenscheinlich wird vor allem der Mann der Tat, der willensstarke Anführer, der dogmatische Ideologe.

Dennoch wirkt der 60-Millionen-Dollar-Film über weite Strecken merkwürdig unentschlossen, verschließt sich nicht nur kommerziellen Tendenzen, sondern auch dramaturgischen Konsequenzen, bleibt selten erhellend, oft ermüdend. Das soll die Leistung von Del Toro nicht schmälern, für den gebürtigen Puerto-Ricaner und Mit-Produzenten war die Rolle nicht nur eine emotionale, sondern auch eine berufliche Herausforderung: “In solch einem Fall, bei einer realen Person, beginnt man mit dem Menschen selbst und mit dem, was er geschrieben hat.” Dennoch bleibt der Film auf der Suche nach dem Menschen “Che” nur ein Teil des Puzzles – wenn auch ein starker.

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