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Chaotische Szenen im Afrika-Cup-Halbfinale

Am Ende durfte Ghana jubeln
Am Ende durfte Ghana jubeln
Tumulte auf den Rängen, ein Halbfinale am Rande des Abbruchs und ein über dem Spielfeld kreisender Polizeihubschrauber: Gastgeber Äquatorialguinea droht nach einem von Ausschreitungen überschatteten Halbfinale des Afrika-Cups eine empfindliche Sanktion. Beim 0:3 gegen Ghana am Donnerstag sorgten die heimischen Fans für eine 34-minütige Unterbrechung und chaotische Zustände im Stadion von Malabo.


Neun Minuten vor Ende der Spielzeit war die Partie vor dem Abbruch gestanden. Anhänger aus Ghana hatten sich in den Stadioninnenraum geflüchtet, um sich vor Wurfgeschoßen der Heim-Fans in Sicherheit zu bringen. Diese hatten schon zuvor versucht, die Mannschaft Ghanas hauptsächlich mit Plastikflaschen in Beschuss zu nehmen. Schon nach dem Pausenpfiff mussten die “Black Stars” unter Polizeischutz in die Kabine geleitet werden.

Die Unruhe hatte nach dem Elfmetertreffer von Jordan Ayew (42.) zugenommen. Als Mubaraka Wakaso (45.) in der Nachspielzeit zum 2:0 für Ghana erhöhte, schien die Stimmung im 15.000 Zuschauer fassenden Nuevo Estadio de Malabo bereits vergiftet. Andre Ayew (75.) erzielte noch den dritten Treffer für die Mannschaft von Trainer Avram Grant, ehe die Situation völlig eskalierte.

Ghanas Fans wurden mit Flaschen, Steinen oder Plastiksitzen beworfen, sie flüchteten hinter ein Tor. Der Schiedsrichter unterbrach daraufhin die Partie. Ein Hubschrauber schwebte wenige Meter über dem Spielfeld, die Polizei setzte Tränengas ein. Erst als die Ghanaer aus dem Innenraum geführt worden waren, ging es in einem mittlerweile fast leeren Stadion weiter. Der Referee ließ noch drei Minuten spielen, ehe der Schlusspfiff ertönte. Außerhalb des Stadions gingen die Tumulte weiter.

Dabei wurden mindestens 36 Personen verletzt. 14 von ihnen seien in ein Krankenhaus gebracht worden, ein Fall benötige “genaue Beobachtung”, teilte Afrikas Kontinentalverband CAF am Freitag mit.

Ghanas Verband sprach von “kriegsähnlichen Zuständen” und forderte ein hartes Durchgreifen vonseiten des afrikanischen Kontinentalverbands CAF. “Es ist eine Schande, dass unser Erfolg davon überschattet wird. Dieses Verhalten ist nicht zu akzeptieren”, betonte Ghanas Verbandspräsident Kwesi Nyantakyi. Der CAF kündigte an, die Vorfälle am (heutigen) Freitag zu diskutieren. Schon bei dem von einem skandalösen Elferpfiff begleiteten 2:1 n.V. im Viertelfinale der Gastgeber gegen Tunesien hatte die Polizei die Spieler des Gästeteams schützen müssen.

Äquatorialguineas Kapitän Emilio Nsue zeigte sich nach der Partie schockiert über die Ausschreitungen. “Ich entschuldige mich im Namen meines Teams vor dem afrikanischen Verband CAF und der Welt”, sagte Nsue. Ghanas Coach Grant äußerte sich vor allem besorgt um die Sicherheit seiner Spieler.

Die CAF-Disziplinarkammer verurteilte den Verband Äquatorialguineas wegen wiederholt “aggressiven Verhaltens” zu einer Geldstrafe von 100.000 US-Dollar (87.650 Euro). Außerdem muss das Heimteam ein Spiel ohne Zuschauer austragen, sollte es erneut zu ähnlichen Vorfällen kommen. Das Spiel um Platz drei gegen die DR Kongo wird damit am Samstag erneut in Malabo wie geplant mit Zuschauern über die Bühne gehen.

Ghana fordert im Finale am Sonntag in Bata nun die Elfenbeinküste. Es ist die Neuauflage des Endspiels von 1992, als die Ivorer in einer dramatischen Begegnung mit 11:10 im Elfmeterschießen gewannen. Seither konnte keines der beiden Fußball-Schwergewichte des Kontinents mehr den Afrika-Cup gewinnen. Ghana stand zuletzt 2010 im Finale, unterlag aber Ägypten (0:1). Der letzte Titel der “Black Stars” liegt bereits 33 Jahre zurück.

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