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Certain Women - Trailer und Kritik zum Film

US-Independentregisseurin Kelly Reichardt ("Wendy and Lucy") versteht es, in scheinbar beiläufigen Bildern und routinierten Abläufen alltägliche Kämpfe und unausgesprochene Gefühle zu vermitteln. Meisterhaft gelingt ihr das in "Certain Women", einer Charakterstudie von vier Frauen im ländlichen Montana.

Basierend auf Kurzgeschichten der Autorin Maile Meloy ist “Certain Women” in drei Episoden eingeteilt, die abseits der Verortung im amerikanischen Nordwesten vordergründig nichts miteinander zu tun haben. Da ist Anwältin Laura (Laura Dern), die sich seit Monaten mit einem verzweifelten, zudringlichen Klienten herumschlägt und in eine bedrohliche Situation gerät, als der nicht akzeptieren will, dass eine Arbeitsrechtsklage erfolglos sein wird. Gina (Michelle Williams) indes will im Wald mit dem Bau eines eigenen Hauses beginnen, sieht sich von Ehemann Ryan (James Le Gros) aber mehr als einmal ausgebremst und von der schwer pubertierenden Tochter zum “bad cop” degradiert.

Die berührendste Erzählung aber dreht sich um eine namenlose Pferdepflegerin (Lily Gladstone), die der Zufall eines Tages in eine Abendschule führt. Hier gibt Beth, die gerade ihr Jusstudium abgeschlossen hat, notgedrungen einen Kurs für Lehrer in der Provinz und nimmt dafür täglich acht Stunden Fahrt auf sich. Die verschlossene Farmarbeiterin verliebt sich in die unglückliche Beth – und der gemeinsame Ausflug zum örtlichen Diner wird zum Höhepunkt ihrer Woche.

Zurecht hat Lily Gladstone, die im Blackfeet Reservat in Browning (Montana) aufgewachsen ist und hier die einzige Newcomerin unter etablierten Schauspielerinnen ist, für ihre Performance zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Herzzerreißend sehnsüchtig und von Unschuld durchdrungen ist ihre Darstellung einer jungen Frau, die trotz weniger Worte sehr viel sagt; die in der stillen Hoffnung, aus ihrer Isolation auszubrechen, etwas wagt – und sich dabei grundlegend verschätzt.

Certain Women – Handlung und Kritik

Die Fixierung auf etwas scheinbar Unerreichbares eint diese vier unabhängigen, enttäuschten, sich durchboxenden Frauen; Hoffnungslosigkeit und Einsamkeit durchzieht die stillen Episoden, die ganz beiläufig auch von der Frustration einschränkender Geschlechterverhältnisse erzählen. Reichardt vermag es, das in eine besondere, mitunter meditative Stimmung einzubetten – immer wieder schweift die Kamera über verschneite Gipfel, grasende Pferde und weite Straßen, fängt das winterliche Montana in körnigen 16mm-Bildern ein.

“Certain Women” ist ein aus seinen Bildern und Darstellerinnen ungemein viel Kraft schöpfender, stimmungsvoller Film, der noch lange nachwirkt – und in sich wiederholenden, kleinen Momenten auch lakonischen Humor birgt: Ob bei der Zigarette, die Gina heimlich während ihrer morgendlichen Jogging-Routine raucht, oder beim Autoradio, das – mitten im Nirgendwo – nur knistert, statt den gewünschten Sender wiederzugeben.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Certain Women”

(APA)

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