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"Castro ließ John F. Kennedy ermorden"

"Alle sagten erstmal ’Wahnsinn’. Viele sagen es noch heute." Gemeint ist seine Theorie darüber, wer am 22. November 1963 im texanischen Dallas den US-Präsidenten John F. Kennedy erschoss.

Tatsächlich jener Lee Harvey Oswald, aber nicht als psychopathischer Einzelgänger, sondern sehr gezielt im Auftrag des kubanischen Geheimdienstes. Denn: „Es war Castros Rache für den Versuch der CIA, ihn mit einem vergifteten Kugelschreiber zu ermorden“. Das Ergebnis seiner Recherchen dokumentiert der dreimalige Grimme-Preisträger Huismann in dem Film „Rendezvous mit dem Tod“, der am kommenden Freitag (21.45 Uhr) im deutschen Fernsehsender ARD zu sehen ist.

Der Gedanke war Huismann gekommen, als er bei der Recherche zu seiner Dokumentation „Lieber Fidel – Maritas Geschichte“ (2000) auf einen Mann traf, der seinerzeit bei den Oswald-Verhören dabei war. Schon das bisherige Oswald-Bild geriet ins Wanken: „Kein Neurotiker, der mit einer gestörten Mutter-Beziehung nicht klar kam, wie es bis dahin ganz offiziell geheißen hatte, gleich von der ersten Pressekonferenz an. Das war ein kluger, gebildeter, sogar sehr humorvoller Mann. Zugleich aber fanatisch in der Vorstellung, der amerikanische Kapitalismus sei Inbegriff alles Bösen.“

Hatte er sich deshalb als Killer anheuern lassen? Huismann recherchierte – drei Jahre lang. Manchmal schien das ehrgeizige Projekt einer zeithistorischen Spurensuche bereits gescheitert zu sein. WDR-Redakteur Heribert Blondiau erinnert sich: „Tief in der Nacht, so gegen drei Uhr, rief mich Wilfried an, unendlich erleichtert und ein bisschen stolz: Du, ich habe meinen Kronzeugen.“ Es war der Kubaner Oscar Marino, einst Geheimdienstmann und Castro-Gefährte im Guerilla-Kampf gegen den kubanischen Diktator Batista, dann enttäuscht, da in seinen Augen der Ex-Companero die kubanische Sache allzu willfährig an die Freunde in der Sowjetunion verschleuderte.

Nun war Marino, ein schon sehr alter, schwer kranker Mann, zum Interview bereit, „da sonst niemand die Wahrheit erfährt“. Seine Auskünfte, in einem fahrenden Wagen erteilt, stehen im Mittelpunkt von Huismanns Dokumentation. Daneben äußern sich auch frühere US-Geheimdienstler sowie Mitarbeiter der Kennedy-Regierung und des mexikanischen Geheimdienstes. Abgerundet wird das Bild durch Aktenfunde aus dem Archiv des sowjetischen KGB. Die erheblichen Kosten teilen sich WDR und SWR sowie der japanische Sender NHK. Ein amerikanischer Sender konnte bisher nicht gewonnen werden: „Dort ist das Thema ein Tabu.“

Nach Huismanns Recherchen war man in den USA bis hinauf zum Präsidenten und Kennedy-Nachfolger Lyndon B. Johnson sehr genau über die Hintergründe des Attentats informiert. Jedoch wurde die Wahrheit unterdrückt, in Huismanns Augen vor allem aus zwei Gründen: „Johnson wollte keinen neuerlichen Konflikt mit Kuba. Und dann fürchtete er um die Zukunft der Demokratischen Partei. Die galt sowieso schon als zu liberal, jetzt aber hätte es heißen können: ’Seht euch die Weicheier an! Die können nicht nur mit dem Burschen Castro nicht fertig werden. Die lassen von ihm sogar den Präsidenten abknallen.’“

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