Mit einem dreitägigen Eröffnungsfest feiert das neue TAG (Theater an der Gumpendorferstraße) seinen Einstand im vormaligen Theater Gruppe 80. Bis Sonntag Abend stehen jeweils sieben Kurzstücke, Lesungen und Live-Musik auf dem Programm. Das ist ja toll hier hieß es zum Auftakt am Freitag Nachmittag, bei dem die neuen Mieter (L.U.S.T. Theater, urtheater, Theater Kinetis) mit sympathischer Selbstironie punkteten.
In diesem Dramolett von Andreas Erstling beziehen zwei Männer und eine Frau eine gemeinsame neue Wohnung. Die Konflikte, die in buchstäbliche Bodenkämpfe ausarten, lassen Schlimmes für die gemeinsame Zukunft erwarten. Der komische Versuch des Trios, trotz allem gute Stimmung zu beschwören, sorgte für viel Gelächter im neuen Haus, das schon am frühen Nachmittag fast bis auf den letzten Platz gefüllt war. In Fremdenzimmer, Teil 1 von Ulrike Syha mutierte die WG in ein Hotelzimmer. Holger Schober und Barbara Horvath lieferten sich bravourös Szenen einer Ehe, in der Kommunikation nur mehr über quälende Rollenspiele funktioniert.
Selbstreflexiv wie zum Auftakt der Eröffnung bleibt der Grundton auch im weiteren TAGesanbruch-Programm. Holger Schober, der demnächst Vater wird, vergleicht in seinem Monolog Babyboom eine Theatereröffnung mit einer Geburt. Lutz Hübners Dramoletti kreisen um das Theater zwischen Traum und Albtraum. Wer hat denn hier das Kommando? Kommando? Nun wer ist hier federführend? Wer sagt denn wos lang geht?, fragt Gernot Plass in seinem Text Sind sie fort. Helganull6 ist eine improvisierte Sitcom im kollektiven Schambereich. Und mehrstimmig szenisch umgesetzt wird Xaver Bayers Roman Heute könnte ein glücklicher Tag sein.
Dazu kommen Lesungen (im benachbarten Lokal Paulowitz, wo man auch verköstigt wird) von Sigrid Behrens, Raol Biltgen, Andreas Nehr, und Robert Woelfl und ab 22 Uhr Livemusik der Trashband Christian und Michael (heute), der Bösen Nachbarn (morgen) und von Austrofred (Sonntag). Der Eintritt ist frei, für die Stücke braucht man Platzkarten. Heute um 19 Uhr ist die offizielle Eröffnung mit Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) angesetzt.
An die ehemalige Gruppe 80 erinnert auch auf der Straße nicht mehr viel: Der Umbau vermittelt einen eleganten Eindruck, die Fassade ist verglast, eine gelbe Glassäule unter einem schwarzen Vordach erinnert an ein T, darüber prangt das neue Logo, ein Strahlenkranz aus Nägeln. Im Inneren sollen manche Umbauarbeiten erst zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden.
Die drei Gruppen, die sich unter dem Label Hightea zu einer Kooperative zusammen getan hatten, übernehmen das Haus mit einer Vierjahresförderung im Rahmen der Wiener Theaterreform. Pro Spielzeit will jede von ihnen zwei Eigenproduktionen herausbringen, mit einem Schwerpunkt auf selbst entwickelten Stücken, Ur- und Erstaufführungen. Schnelles, lebendiges Theater ist die gemeinsame Losung. Die künstlerische Leitung liegt in den Händen eines siebenköpfigen Teams (Dana Csapo und Holger Schober von Kinetis, Margit Mezgolich und Ferdinand Urbach vom L.U.S.T. Theater sowie Gernot Plass, Georg Schubert und Isabell Uhl vom urtheater).
Die erste große Premiere ist am 19. Jänner die Uraufführung von Holger Schobers Hikikomori über einen Tarzan des 21. Jahrhunderts. Am 9. März folgt Sibylle Bergs Erfolgsstück Das wird schon. Nie mehr lieben!, am 20. April ein Auftragswerk von Robert Woelfl und am 30. Juni So ein Tag so wunderschön wie heute!, ein Projekt zur Fußball-WM. Dazu kommt die samstägige brunchline, die in der ersten Saison mit der Grätzelsoap 1060 bespielt wird, und die monTAG-Schiene, die sich unter anderem mit Diskussionen im Fight Club 2 Tagesthemen widmet.
Service:
TAGesanbruch im Theater an der Gumpendorferstraße, 13. bis 15. Jänner ab 14 Uhr, Eintritt frei, 6., Gumpendorferstr.67, Tel. 01-586 52 22, mail@dasTAG.at, www.dasTAG.at