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Bühne frei: Der erste klangvolle Abend am Frequency-Festival 2017

"Dame" startete den ersten musikalischen Abend am Frequency.
"Dame" startete den ersten musikalischen Abend am Frequency. ©APA
Wenn sich plüschige Einhörner, überdimensionale Katzenköpfe und wummernde Bässe in St. Pölten treffen, ist es wieder Zeit für das Frequency-Festival. Bei bestem Sommerwetter machte der Salzburger Rapper "Dame" 2017 den Auftakt und seinen Auftritt auf der Space Stage zum Heimspiel.
"The Pretty Reckless"
"At The Drive In"

Als zweiter Act gelang es dem Musiker, der eigentlich Michael Zöttl heißt und von einem DJ sowie einem weiteren MC begleitet wurde, die recht ansehnliche Meute vor der Bühne sofort zum Tanzen zu bringen. Bekannt geworden mit Songs zu Computerspielen, ist Dame mittlerweile aus der heimischen Szene kaum wegzudenken. Das hat auch sein bisher letztes Album “Straßenmusikant” belegt, das im Vorjahr die Spitze der Charts erklommen hat. Entsprechend frenetisch wurden auch Songs davon aufgenommen – da blieb keine Hand unten, sondern wurden im dicht gefüllten Wavebreaker nach Lust und Laune die Arme geschwenkt.

Frequency 2017: Sonniger Auftakt mit einer überzeugenden “Dame”

Wo unter freiem Himmel bei brütender Hitze die Beats dominierten, gab es zur selben Zeit auf der in einer Halle eingerichteten Weekender Stage ruhigere Klänge zu vernehmen: Der Brite Charlie Cunningham, dessen Debüt “Lines” Anfang des Jahres erschienen ist, präsentierte sich hier als klassischer Singer-Songwriter, dabei eher elegische Momente bedienend denn auf große Gestik oder humoristische Ansagen setzend. Der Sänger und Gitarrist, dem ein Keyboarder sowie ein Schlagzeuger zur Seite standen, punktete vor allem mit seiner unprätentiösen Art. Egal ob Folk, Indie oder Flamenco-Einsprengsel, Cunningham fügte allerlei Einflüsse zu einem homogenen Ganzen.

Ähnliches galt auch für die Münchner Band Kytes, der es beschieden war, das diesjährige Frequency-Festival – das 17. insgesamt und zum neunten Mal am VAZ-Gelände in St. Pölten – zu eröffnen. Mit einer erfrischenden Mischung aus Indie, Pop und teils kantigem Rock wurden zwar noch recht wenige Fans beglückt, aber das gelang ziemlich ansprechend. Außerdem gibt ja etliche weitere Stunden an Musik zu konsumieren. Und nicht nur das: Das Frequency setzt wie jedes Jahr auf eine umfangreiche Unterhaltung seiner Gäste, laden doch Hängematten zum Durchschnaufen nach erfolgter Konzertaction, gibt es von Burger über Pizza bis Heuschrecken allerlei Schmackhaftes wie Außergewöhnliches und locken etliche Stände sowie Minibühnen mit DJs oder Musikern. Es scheint also alles angerichtet.

Van Holzen: “Vorher die Bühne, erst danach der Zeltplatz”

“Vorher gehören wir auf die Bühne, erst danach auf den Zeltplatz.” Florian Kiesling muss schmunzeln, wenn er über seine Band Van Holzen spricht. Gerade erst Matura gemacht, schon tourt das deutsche Trio durch die Lande. Am Dienstag machte man das Frequency in St. Pölten unsicher und punktete zur frühen Stunde mit abwechslungsreichem Rock. Und auch sonst regierten am Nachmittag die Gitarren.

“Wir haben eigentlich gar keine Zeit, und das ist gut so”, beschrieb Schlagzeuger Daniel Kotitschke im Gespräch mit der APA die derzeitige Situation bei Van Holzen. Vor gut zwei Jahren gegründet, dann bei einem Förderprogramm mitgemacht, letztlich einen Plattenvertrag abgestaubt. Im Frühjahr erschien das Debüt “Anomalie”, wovon beim Festival ausgiebig serviert wurde. Mal melodisch und atmosphärisch, dann hart und unbarmherzig, sorgten Van Holzen vor der Weekender Stage für nickende Köpfe und tanzende Körper.

In einem Alter, in dem andere vor der Bühne stehen, haben es sich Kiesling, Kotitschke und Bassist Jonas Schramm also auf der “anderen” Seite gemütlich gemacht. “Das passt gut so, kann ich mir gar nicht anders vorstellen”, so der Sänger und Gitarrist. Musik machen die drei Freunde immerhin schon seit ihrer Kindheit, da ist der gemeinsame Backstage-Bereich mit Größen wie Billy Talent oder The Offspring zwar noch aufregend, aber mittlerweile Usus geworden. Und ohnehin steht über allem die Arbeit, werkelt das Trio doch bereits an Platte Nummer zwei. “Wir wollen uns einfach keine Grenzen setzen”, unterstrich Kiesling die Ambitionen.

Grenzenlos ist gemeinhin auch der Ansatz von Cedric Bixler und Omar Rodriguez. Das Duo ist die treibende Kraft hinter der Post-Hardcore-Band At The Drive-in, die sich im Vorjahr wieder vereint hat und erst vor wenigen Monaten mit “Inter Alia” vorstellig wurde. Ziemlich genau 17 Jahre nach dem bahnbrechenden “Relationship of Command”, ist die prägende US-Gruppe also wieder mit neuem Material da, wie gewohnt mit überraschenden Wendungen, eingängigen Hooks sowie unüblichen Gesangspassagen. Dass der anspruchsvolle Sound nicht jedermanns Sache ist, zeigte sich beim Frequency allerdings ziemlich bald: Die überschaubare Fanschar vor der Space Stage hatte eher die eigenen Smartphones denn die Darbietung auf der Bühne im Blick. Bixler quittierte das recht bald mit einem kraftvollen “Wake the fuck up!”, es sollte aber nicht soweit kommen. Dafür machte die Band gut zehn Minuten früher Schluss.

Einfacher hatten es hingegen The Pretty Reckless, die mit Bluesrock und viel Energie für Bewegung in den dicht gedrängten Reihen sorgten. Zwar merkte man auch hier, dass von den 60ern und 70ern geprägte Sounds nicht gerade die Leibspeise der Frequency-Besucher sind, aber immerhin machte man mit reichlich Einsatz vieles wieder wett. Die ungleiche Paarung ging dementsprechend auf. Und mit den noch ausstehenden The Offspring und Billy Talent dürften die Veranstalter an diesem Auftakttag ohnehin richtig liegen: Zeitloser Punkrock mit viel Mitmach-Action und Sing-a-longs sollte auch die letzten Dauer-Camper aus ihren Zelten locken.

(APA/Red)

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