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Buchliebling 2012-Verleihung im Wiener Rathaus: Jeff Kinney überzeugt wieder

Buchliebling 2012 (v.l.n.r.): Susanne Scholl, Michael Niavarani, Ossi Hejlek, Jeff Kinney, Markus Hengstschläger, Christian Pöttler
Buchliebling 2012 (v.l.n.r.): Susanne Scholl, Michael Niavarani, Ossi Hejlek, Jeff Kinney, Markus Hengstschläger, Christian Pöttler ©Verlagsbüro Schwarzer/APA-Fotoservice/Schedl
Bereits zum siebten Mal haben Österreichs Leserinnen und Leser gewählt: Im Rahmen der Buchliebling-Verleihung wurden am Samstag ihre Lieblingsbücher des Jahres im Rathaus geehrt. Ganz weit vorn lag bei den Buchlieblingen des Jahres 2012 "Gregs Tagebuch"-Autor Jeff Kinney, aber auch "Buchmenschen" wurden ausgezeichnet.
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In der Kategorie Kinderbuch konnte Jeff Kinney mit “Gregs Tagebuch 6. Keine Panik!” in Sachen Buchliebling ganz klar punkten. Der Autor der beliebten Comic-Kinderbücher-Reihe “Gregs Tagebuch” nahm seinen Preis am Samstag entgegen.

Die Gewinner bei Buchliebling 2012

Weitere Preisträger waren in der Kategorie Jugendbuch und Kinder- und Jugend-Sachbach das “Guinness World Records 2012”, in der Kategorie Sachbuch Markus Hengstschläger für “Die Durchschnittsfalle” und für die Kategorie Belletristik Michael Niavarani für “Der frühe Wurm hat einen Vogel”. Als beliebtestes Schulbuch wurde “Deutschstunde neu” gekürt.

Aber auch Ehrenpreise wurden vergeben: Zum “Buchmensch des Jahres” wurde die Wiener Buchhändlerin Rotraud Schöberl gewählt und Dr. Susanne Scholl erhielt für ihr Lebenswerk den “Lifetime Award”.

Jeff Kinney gewann schon zum zweiten Mal

Der tollpatschige und glücklose, aber dennoch sehr von sich eingenommene Comic-Held Greg ist vielen Kindern in der ganzen Welt ans Herz gewachsen. Sieben Teile hat die Reihe “Gregs Tagebuch”, die das Leben des etwa Zwölfjährigen aus seiner Perspektive dokumentiert, bereits. Weitere sollen folgen. Gregs Schöpfer und Zeichner, Jeff Kinney, wurde der Buchliebling von den begeisterten Lesern heuer schon das zweite Jahr in Folge zugesprochen. Diesmal für die sechste Episode aus Gregs Leben – “Keine Panik”.

“Ich bin so glücklich, dass Greg auch bei den Kindern in Österreich gut ankommt. Ich habe das zunächst nicht für möglich gehalten, ich dachte, die Bücher sind zu anders und zu amerikanisch”, freute sich Kinney im Interview mit der APA. Es scheint die Mischung zwischen den witzigen Zeichnungen Kinneys und dem – ebenfalls in Comiclettern verfassten – Text zu sein, die Kinder magisch anzieht und für millionenfache Verkäufe in dutzenden Sprachen sorgt.

Serie war für Erwachsene gedacht

Dabei wollte Kinney eigentlich gar kein Kinderbuch schreiben: “Eigentlich sollte es ein Buch für Erwachsene werden, deshalb freut es mich umso mehr, wenn Eltern die Bücher von den Nachtkästchen ihrer Kinder nehmen und auch selbst darin blättern.” Ursprünglich wollte der Amerikaner Zeitungscartoonist werden, aber “niemand hat meine Arbeit gemocht”, kann Kinney heute recht entspannt zugeben. Deshalb wurde er Videospieldesigner, doch die Leidenschaft für Comics und Cartoons ließ ihn nie los. “Mein großes, ewiges Vorbild ist Carl Barks. Gerade habe ich sein Gesamtwerk für meinen Sohn gekauft, wie ich es damals von meinem Vater bekommen habe.”

Obwohl Kinney inzwischen zwei Söhne im Alter von sieben und neun hat, finden diese sich kaum in Gregs Tagebüchern wieder. “Ich bin selbst überrascht, wie wenig von meinen Kindern in meinen Büchern ist. Für meine besten Ideen lese ich jede Menge Elternzeitschriften, dort findet sich viel, was sich in guten Humor verwandeln lässt”, erklärt der Autor. Jedem Buch gehe ein monatelanger Ideenfindungs- und Denkprozess in seinem Haus in Massachusetts voraus. Ist dann ein Thema gefunden, zeichnet Kinney bis zu siebzehn Stunden am Tag, um seine Bücher mit bis zu 350 Zeichnungen zu bestücken. “Insgesamt hat es etwa acht Jahre gedauert, bis das Gesamtkonzept fertig war”, erzählte er.

Der sympathisch unperfekte Charakter Greg

Aber auch einiges aus seiner eigenen Schulzeit findet sich bei Greg wieder, meinte Kinney. “Greg ist kein perfekter Charakter, er ist noch keine geformte Persönlichkeit. Er ist wie ich in der Mittelschule, bloß schlimmer.” Wenn Greg von einem Unglück ins nächste Fettnäpfchen stolpert, hat sein Autor kein Mitleid mit ihm: “Ich denke, dass alle seine Probleme, Gregs eigene Schuld sind. Und wäre ich netter zu ihm, wäre er langweilig”, erklärte der Autor. Greg treffe ständig falsche Entscheidungen. “Ich bin immer besorgt, dass Kinder Greg als Vorbild sehen könnten”, allerdings würden die meisten seiner jungen Leser verstehen, dass der Humor der Bücher genau von den Fehlern ihres Protagonisten lebt.

Dabei geht es dem Autor vor allem um den Spaß, den Kinder an seinen Büchern haben. “Kinder lesen aus demselben Grund wie Erwachsene, aus Freude. Wenn ein Kind mein Buch aufmacht, sieht es gleich, dass es keine harte Arbeit werden wird.” Seine eignen Söhne seien jedoch nicht interessiert. “Der ältere ist direkt zu ‚Harry Potter’ übergegangen und der jüngere liest sie noch nicht”, erzählte Kinney. Aber seine Vaterschaft habe ihm eine zweite Kindheit erlaubt sowie “die Chance, alles noch einmal durch die Augen meiner Kinder zu erleben.”

Pläne für die Zukunft

Zehn Greg-Bücher wären für Kinney eine runde Zahl, sieben hat er schon geschrieben. “Ich habe immer gedacht, Greg sei eine literarische Figur, die mitwächst”, erzählte Kinney. Aber inzwischen wüsste er, dass es eine Cartoon-Figur sei und die blieben bekanntlich immer gleich alt. Und das Leben nach Greg? “Ich glaube schon, dass es schwierig sein könnte, etwas komplett anderes zu machen”, gibt der Zeichner zu, “ich denke auch, dass es Autoren gibt, denen nur eine gewisse Schöpfung bestimmt ist.” Er hoffe aber doch, nicht dazu zu gehören, immerhin habe er erst etwa fünf Jahre mit seinem Lebenstraum – dem Zeichnen – verbracht. An neuen Ideen würde es zumindest nicht scheitern. Fest steht: Von seinem jungen Publikum will sich Kinney nicht mehr trennen. “Ich werde immer für Kinder schreiben,” so Kinney anlässlich der Buchliebling-Verleihung.

(apa/red)

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