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Buch Wien mit "Die Dämonen des Kapitals" eröffnet

"Die Dämonen des Kapitals" eröffneten die Lesefestwoche
"Die Dämonen des Kapitals" eröffneten die Lesefestwoche ©APA (Sujet)
Mit einem Wirtschaftsthema wurde am Montag,  den 9. November im Rathaus die Lesefestwoche gestartet. Im Gespräch mit Renata Schmidtkunz stellten Tomas Sedlacek und Oliver Tanzer ihr Buch "Lilith und die Dämonen des Kapitals" vor.

Die Lesefestwoche, die an insgesamt 39 Orten Veranstaltungen anbietet, ist der Auftakt zur Buch Wien, die am Mittwochabend in der Messe Wien eröffnet wird.Wien. Der 38-jährige Tscheche Sedlacek, der in Dänemark und Finnland aufgewachsen ist, hat in Prag Wirtschaftswissenschaften studiert, arbeitete als Berater des tschechischen Präsidenten Vaclav Havel sowie des Finanzministers Bohuslav Sobotka und ist heute Chefökonom der Tschechoslowakischen Handelsbank. Sein 2009 erschienenes Buch “Die Ökonomie von Gut und Böse” wurde weltweit ein Bestseller, in 17 Sprachen übersetzt und mit dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2012 ausgezeichnet.

Wirtschaftsbuch eröffnet Buch Wien

Sein mit dem österreichischen Wirtschaftsjournalisten Oliver Tanzer (“Die Furche”) verfasstes Buch “Lilith und die Dämonen des Kapitals” (Hanser Verlag) analysiert unser Wirtschaftssystem wie in der psychoanalytischen Praxis. Der Befund: Dieses System ist gestört. Von Rationalität keine Spur! In der Wirtschaft regieren Wahnvorstellungen, Angstpsychosen, Narzissmus, Spiel- und Todessehnsucht, manische Depression, Realitätswahrnehmungs- und Persönlichkeitsstörungen, so die beiden Autoren, die ihre Befunde mit jeder Menge Beispiele aus Mythologie und Literatur unterfüttern.

“Dieses Buch möchte zeigen, dass man das System so wie die Gesellschaft und das Individuum analysieren kann”, erläuterte Tanzer. “Man kann die Wirtschaft nicht analysieren, ohne Verknüpfungen zu diesen Analysen herzustellen.” Und Sedlacek: “Die mathematische Analyse alleine reicht nicht.” Die Idee, die Wirtschaft auf die Couch zu legen, habe Sigmund Freud selbst geliefert, sagte Tanzer, während Sedlacek die Frage nach dem Warum zunächst flapsig so beantwortete: “Weil niemand von den anderen Ökonomen das macht!” Im Übrigen halte er den Ansatz des Buches für naheliegend. Wirtschaft sei voller ethischer und spiritueller Bezüge und Aufladungen. “Geld ist ein Beispiel für Transzendenz par excellence – es ist komplett spirituell!”

Internationale Buchmesse in Wien

Bei den Medien ist das Buch teilweise auf durchaus kritische Aufnahme gestoßen. “Es ist ein wahnwitziger Ritt durch Mythen, Ökonomie und Literatur”, hieß es etwa in der “Neuen Zürcher Zeitung”. “So ausführlich die Analyse der angeblichen Krankheiten ausfällt, so kurz wird die Therapie beschrieben. Sie bleibt dabei vage und nebulös.” Und die “Süddeutsche Zeitung” fasste zusammen: “Im Treibhaus der Ökonomie-/Kapitalismus-Kritik wachsen die erstaunlichsten Stil-, Gedanken- und Geschmacksblüten.”

Die internationale Buchmesse Buch Wien startet am Mittwoch (11.11., 18.30 Uhr) mit einer Rede des Schweizer Autors Adolf Muschg und der anschließenden zweiten Langen Nacht der Bücher (19.30 – 24 Uhr). Von 12. bis 15. November zeigen rund 300 Aussteller auf 8.800 Quadratmetern Auszüge ihrer jüngsten Buchproduktion.

Insgesamt stehen heuer rund 450 Lesungen, Diskussionen und Performances auf dem Programm. Live zu Gast sind etwa Robert Schindel, Vea Kaiser, die Science Busters, Valerie Fritsch, Rafik Schami oder der Austrofred. Der britische Autor Orlando Figes wird sein Werk zur Geschichte Sowjetrusslands vorstellen. Rüdiger Safranski spricht über sein neues Buch “Zeit. Was sie mit uns macht”, der britische Soziologe Colin Crouch über die Finanzmärkte. 2014 wurden 38.000 Besucher bei der Buch Wien gezählt.

>> Das Lesefest in Wien

(APA)

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