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Brand auf griechischer Fähre: Acht Tote bekannt - Reederei unter Druck

Nach dem Brand-Unglück auf der Fähre
Nach dem Brand-Unglück auf der Fähre ©AP
Aktuellen Angaben zufolge sind bei dem Fährunglück in der Adria mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. 427 konnten von der "Norman Atlantic" gerettet werden, teilte der italienische Transportminister Maurizio Lupi am Montag mit.
Kapitän ging zuletzt
Panik und Schlägereien
Vier Tote geborgen
Unwetter erschwert Rettung
Brand auf Adria-Fähre
Bilder der Rettungsaktion
Nach Brand der Fähre

Die Suche nach möglichen Vermissten gehe aber weiter. Offenbar gab es Ungereimtheiten mit der Passagierliste, auf der 478 Personen standen.

Verbleib der Vermissten unklar

Der Verbleib Dutzender Menschen war deshalb zunächst unklar. Die italienische Regierung betonte, es sei zu früh, eine Zahl von Vermissten zu nennen. An Bord waren vermutlich auch blinde Passagiere.

Etwa 36 Stunden nachdem der Brand auf der Fähre vor Korfu ausgebrochen war, hatten die Retter alle Menschen von dem Schiff geholt. Als letzter verließ der italienische Kapitän das Schiff der griechischen Anek Lines, das vor der Küste Albaniens treibt. Wind, Dunkelheit und Kälte erschwerten die Operation mit Hubschraubern und Schiffen.

Rettung von der “Norman Atlantic”

Von den fünf Österreichern, die auf der “Norman Atlantic” waren, wurden vier bis Montagnachmittag in Sicherheit gebracht. Zu einem Salzburger hatte das Außenministerium unterdessen noch keinen direkten Kontakt. Der Mann hatte für die Griechenlandhilfe einen Hilfstransport für griechische Spitäler durchgeführt. Auch Andreas Kleespies von der Griechenlandhilfe Schweiz kann seinen Kollegen seit Sonntag um 10.00 Uhr nicht mehr erreichen. “Er hat aber später, und zwar zu Mittag, noch einmal mit seinem Sohn telefoniert”, sagte Kleespies.

Augenzeuge sah Leichen

Ein Augenzeuge erzählte, er habe Leichen gesehen. “Ich habe vier tote Personen gesehen, mit meinen eigenen Augen, ich bin sicher. Sie waren vor mir”, zitierte die Agentur Ansa einen Passagier. Andere erzählten von Schlägereien an Bord. Und wieder andere erhoben schwere Vorwürfe gegen die Besatzung. “Eigentlich hätten wir mit einem anderen Schiff fahren sollen. Wir haben das erst im Hafen gemerkt. Als wir es gesehen haben, ist uns etwas mulmig geworden”, sagte Rania Fyreou im griechischen Fernsehen. “Auf dem Schiff gab es keinerlei Koordination. Das Personal war praktisch nicht vorhanden.”

Ermittlungen: Reederei unter Druck

Die Staatsanwaltschaften in Bari und Brindisi leiteten Ermittlungen wegen fahrlässigen Schiffbruchs und fahrlässiger Tötung ein. Die italienische Reederei Visemar gerät unter Druck. Eigentümer Carlo Visentini erklärte, das Schiff habe alle Zertifikate gehabt und sei fahrtüchtig gewesen. Er berichtete, dass die Fähre erst am 19. Dezember eine Inspektion gehabt habe, bei der auch die Brandschutztüren überprüft wurden.

“Leichte Fehlfunktion” der Fähre

Bei der Inspektion sei eine “leichte Fehlfunktion” aufgefallen, die aber “zur Zufriedenheit der Inspektoren” behoben worden sei, versicherte Visentini. Die Autofähre “Norman Atlantic”, die zwischen Griechenland und Italien im Einsatz war, hatte Platz für 490 Passagiere, war also nicht überbucht. Visentini sagte seine Zusammenarbeit bei den Ermittlungen zu.

Die Reederei Visemar beauftragte die niederländische Gesellschaft Smit, die “Norman Atlantic” in Sicherheit zu bringen. Nach Abschluss der Rettungsaktion übergab Kapitän Argilio Giacomazzi die Kontrolle über das havarierte Schiff an die italienische Marine. Vier Schlepper wurden losgeschickt, um die “Norman Atlantic” zunächst einmal zu stabilisieren.

Fahrlässigkeit auf der Fähre?

Die Staatsanwaltschaft in Bari nahm indes strafrechtliche Ermittlungen auf. Es solle vor allem geprüft werden, ob Fahrlässigkeit zu dem Unglück in der Adria geführt habe, teilte Staatsanwalt Giuseppe Volpe in Bari mit. Zudem wird überprüft, wie das Feuer ausbrach und warum es sich so rasend schnell ausbreiten konnte.

Spekulationen zur Unglücksursache

Über die Ursache des Brandes, der vermutlich im Autodeck ausgebrochen war, wurde weiter spekuliert. Lkw-Fahrer berichteten in griechischen Medien, dass das Fahrzeugdeck überladen gewesen sei. Viele Laster hätten Olivenöl geladen. Ein Funke könne da schnell einen Brand auslösen.

(apa/red)

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