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Bosnien: Polizei sucht nach Kriegsverbrechern

Auf der Suche nach mutmaßlichen Kriegsverbrechern hat die bosnisch-serbische Polizei die Region Zepa im Osten Bosniens durchkämmt. Das verlautete aus dem bosnisch-serbischen Innenministerium.

„Auf Basis von Informationen über die mögliche Anwesenheit eines vom UNO-Kriegsverbrechertribunal Gesuchten in der Region Zepa“ habe die Polizei bereits um 04.00 Uhr früh mit der Durchsuchung mehrerer Orte begonnen, sagte ein Sprecher des Ministeriums. Derzeit sind noch sechs vor dem Haager UNO-Tribunal angeklagte Serben auf der Flucht. Die prominentesten unter ihnen sind der frühere politische Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, und sein Militärkommandant Ratko Mladic.

Mladic versteckt sich nach einem serbischen Zeitungsbericht in Russland. Derzeit liefen Verhandlungen über eine mögliche Auslieferung an das UNO-Kriegsverbrechertribunal, hieß es weiter. Mladic habe Serbien im Mai verlassen, als der Druck auf das Land, ihn auszuliefern, immer größer geworden sei. Derzeit werde darüber verhandelt, ob Mladic von Moskau direkt an das UNO-Tribunal übergeben werde oder zunächst nach Serbien überstellt und von dort nach Den Haag ausgeliefert werden solle, berichtete die Zeitung weiter.

Mladic und Karadzic waren 1995 nach der Anklageerhebung durch das UNO-Kriegsverbrechertribunal untergetaucht. Sie werden unter anderem wegen Völkermordes beim Massaker von Srebrenica gesucht, bei dem fast 8000 Bosniaken (vorwiegend Moslems) getötet wurden. Der Druck zu ihrer Festnahme ist gestiegen, nachdem Anfang Dezember der ebenfalls als Kriegsverbrecher gesuchte kroatische General Ante Gotovina auf den Kanaren festgenommen wurde.

UNO-Anklägerin: Mladic in Serbien

Eine Sprecherin von UNO-Chefanklägerin Carla Del Ponte geht nicht davon aus, dass die Suchaktion vom Mittwoch in Bosnien dem früheren Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, galt. „Mladic ist in Serbien und nicht in Bosnien“, sagte sie unter Hinweis auf die Erkenntnisse der UNO-Anklagebehörde in Den Haag. Sie drängte die serbische Regierung, ihrer Verpflichtung zur Auslieferung der untergetauchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher nachzukommen.

„Wir erwarten von den Behörden, dass die noch ausstehenden Fälle durch Verhaftungen gelöst werden.“ Fünf der sechs noch gesuchten Anklagen seien in Serbien, betonte die Sprecherin Del Pontes. Im nächsten Monat will die Chefanklägerin erneut Belgrad besuchen, um über dieses Problem zu sprechen.

Unterdessen meldete die Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug, dass es sich bei der Fahndung auf dem Gebiet von Zepa (Ostbosnien) um die Suche nach Mladic handelt. Die Agentur berief sich auf hohe Polizeikreise in der Republika Srpska, dem kleinen bosnischen Landesteil. Unweit von Zepa befindet sich die Ortschaft Crna Rijeka, wo sich während des Bosnien-Krieges das Hauptquartier von Mladic befunden hatte. Es handelt sich um unterirdische Militäranlagen, die noch aus der Zeit des einstigen Jugoslawien stammen. Die Militäranlagen wurden in den letzten Jahren wiederholt auch von den NATO-Truppen in Bosnien in der Fahndung nach Mladic durchsucht.

Bei der Aktion, die am Mittwoch um 4.00 Uhr früh begann, sind laut Tanjug Soldaten der EUFOR-Truppen in Bosnien-Herzegowina nicht beteiligt. Sie werde stattdessen von bosnisch-serbischen Sonderpolizeieinheiten durchgeführt. Unter Berufung auf einen Polizeisprecher in Banja Luka meldete die Agentur, dass die Fahndungsaktion von EU-Polizeibeobachtern bewacht werde.

Bosnische und serbische Medien spekulierten in den letzten Tagen darüber, dass die Belgrader Behörden, die angeblich mit Mladic über seine Festnahme verhandelt haben, bemüht seien, ihn in ein anderes Land zu versetzen, um ihn nicht in Serbien festnehmen zu müssen. In diesem Zusammenhang wurde auch die Republika Srpska wiederholt erwähnt.

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