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Bildungsstandard-Tests: Minimale Verbesserung in Mathematik an NMS und AHS

Der Ergebnisbericht zu den Bildungsstandards im Bereich Mathematik liegt vor
Der Ergebnisbericht zu den Bildungsstandards im Bereich Mathematik liegt vor ©APA (Archivbild)
Auch wenn 15 Prozent der Schüler "Mühe mit den einfachsten Mathematikaufgaben und erreichen die Bildungsstandards nicht", so zeigt der Bericht der im Vorjahr durchgeführten Bildungsstandard-Tests in Mathematik eine leichte Verbesserung bei den Schülern der vierten Klassen in AHS, Neue Mittelschule (NMS) und Hauptschule (HS).
Für die Erhebung wurden im Mai 2017 rund 72.700 Schüler der achten Schulstufe durch das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) getestet und in vier Kategorien eingeteilt: Demnach erreichen 52 Prozent der Jugendlichen die Bildungsstandards komplett. Sie verfügen somit “über die entsprechenden mathematischen Kompetenzen und können diese Fähigkeiten und Fertigkeiten in variablen Situationen flexibel einsetzen”. Sechs Prozent übertrafen diese Anforderungen sogar, 27 Prozent erreichten die Standards teilweise. Das bedeutet, dass sie “ihre mathematischen Kenntnisse in bekannten Kontexten einsetzen können.”
Mathe-Kompetenz nach BundeslŠndern
Mathe-Kompetenz nach BundeslŠndern

Bildungsstandard-Tests im Vergleich zu Vorjahr in Mathematik besser

Im Vergleich zur Erhebung 2012 verringerte sich der Anteil jener, die die Standards nicht erreichen, um zwei Prozentpunkte (2012: 17 Prozent). Ein tendenzieller Anstieg (ein Prozentpunkt) ist umgekehrt bei den Spitzenschülern zu verzeichnen. In Punkten ausgedrückt verbesserte sich das Ergebnis von 535 auf 542 Punkte. Seit der Ausgangsmessung im Jahr 2009 zum Zeitpunkt der Einführung von Bildungsstandard ist der Mittelwert sogar um 42 Punkte angestiegen.

Nach Bundesländern erreichte wie schon 2012 Oberösterreich den besten Wert (554). Dahinter folgen dicht gedrängt Salzburg (550), die Steiermark (549) und Tirol (548). In etwa den Österreich-Mittelwert erreichten Niederösterreich (545) und Vorarlberg (543), darunter blieben das Burgenland (535), Kärnten (532) und Wien (520). Gegenüber 2012 gab es in allen Bundesländern Verbesserungen – am höchsten fielen sie in Vorarlberg (plus 16) und der Steiermark (plus 15) aus, am geringsten in Wien (drei) und Niederösterreich (vier). Insgesamt sind die Leistungsunterschiede zwischen den Bundesländern laut Bericht “moderat” und “erklären sich zu einem großen Teil durch Unterschiede in der Zusammensetzung der Schülerschaft”.

AHS mit deutlich besseren Ergebnissen als die Pflichtschulen

Die AHS erzielten mit einem Mittelwert von 599 Punkten deutlich bessere Ergebnisse als die Pflichtschulen (511). Diese Unterschiede sind vor allem eine Folge der Schulwahlentscheidung nach der Volksschule, heißt es im Bericht. Bei den Mathe-Bildungsstandards in der vierten Klasse Volksschule 2013, für die die gleichen Schüler getestet worden waren, waren diese Leistungsunterschiede bereits vorhanden (die Schüler mussten damals ankreuzen, ob sie in eine AHS oder eine Pflichtschule wechseln, Anm.). “Die Unterschiede am Ende der 8. Schulstufe zwischen den Schulsparten spiegeln im Wesentlichen diese Eingangsvoraussetzungen wider.” Gegenüber der letzten Standardüberprüfung in der achten Schulstufe 2012 blieb die Leistung der AHS-Schüler konstant, jene der Pflichtschüler (NMS, HS) verbesserte sich leicht.

Wie bei Mathe-Überprüfungen üblich erzielten die Burschen (545 Punkte) bessere Ergebnisse als die Mädchen (538) – der Unterschied fällt mit sieben Punkten aber eher gering aus. “Beträchtlich” sind dagegen die Unterschiede zwischen den Schülern ohne bzw. mit Migrationshintergrund sowie mit bzw. ohne Deutsch als Erstsprache. Jugendliche ohne Migrationshintergrund schneiden im Schnitt um 64 Punkte besser ab als Jugendliche mit Migrationshintergrund, mit deutscher Erstsprache um 69 Punkte besser als Kollegen ohne deutsche Erstsprache. Diese Unterschiede reduzieren sich auf rund 40 Punkte, wenn man jeweils Schüler mit und ohne Migrationshintergrund (bzw. mit deutscher oder anderer Erstsprache) mit gleichem Sozialstatus vergleicht.

Wie schon bei früheren Tests gibt es weiter einen “starken Zusammenhang zwischen dem Bildungsabschluss der Eltern und den schulischen Leistungen ihrer Kinder”. Der mittlere Leistungsunterschied zwischen Jugendlichen, deren Eltern einen Hochschulabschluss haben, und Jugendlichen, deren Eltern maximal einen Pflichtschulabschluss aufweisen, beträgt 101 Punkte. Dieser Unterschied zieht sich durch alle Bildungsabschlüsse: Jugendliche mit Eltern mit Lehrabschluss liegen im Schnitt hinter jenen mit Eltern mit Matura, diese zeigen wiederum im Schnitt geringere Leistungen als Kinder von universitär gebildeten Eltern.

Stichwort: Bildungsstandards

Für die Überprüfung der Bildungsstandards im Fach Mathematik wurden im Mai 2017 rund 72.700 Schüler der vierten Klasse an Neuen Mittelschulen (NMS), allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) und den noch verbliebenen Hauptschulen (HS) getestet. Die Ergebnisse haben keinen Einfluss auf die Noten der Schüler bzw. die dienstrechtliche Leistungsbewertung der Lehrer. Nur der Schüler selbst erfährt, wie er persönlich abgeschnitten hat. Der Lehrer bekommt das (anonymisierte) Gesamtergebnis seiner Klasse, die Schulleitung das ihrer Schule bzw. der einzelnen Klassen, die Schulaufsicht die allgemeinen Teile der Schulberichte sowie Regionalergebnisse, die Landesschulräte die Landesergebnisse sowie das Bildungsministerium einen Bundesbericht.

Vom Test aller Schüler der achten Schulstufe durch das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) ausgenommen waren außerordentliche Schüler, Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in Mathematik nach dem Lehrplan der Sonderschule bzw. einer niedrigeren Schulstufe unterrichtet wurden, sowie Kinder mit bestimmten Behinderungen. Die Überprüfung dauerte insgesamt 90 Minuten. Zu lösen waren Aufgaben aus den Bereichen “Zahlen und Maße”, “Variable, funktionale Abhängigkeiten”, “Geometrische Figuren und Körper” sowie “Statistische Darstellungen und Kenngrößen”.

Eingeteilt wurden die Resultate jeweils in vier Stufen – je nachdem, ob die Bildungsstandards “übertroffen”, “erreicht”, “teilweise erreicht” oder “nicht erreicht” wurden. Außerdem wurde für die Testergebnisse eine Punkteskala herangezogen, deren Werte zwischen 200 und 800 dargestellt werden. Für die Ausgangstestung im Jahr 2009 wurde dabei ein Mittelwert von 500 festgelegt, um spätere Veränderungen sichtbar machen zu können.

Bildungsstandards auf einen Blick

Im Anschluss ein Kurzüberblick über die Ergebnisse der Bildungsstandard-Testungen im Fach Mathematik unter Schülern der achten Schulstufe (4. Klasse AHS/Neue Mittelschule/Hauptschule) im Jahr 2017.

BUNDESLÄNDER: Die Unterschiede sind laut Bericht “moderat” und “erklären sich zu einem großen Teil durch Unterschiede in der Zusammensetzung der Schülerschaft”. Auf den besten Wert kommt bei einem Österreich-Schnitt von 542 Punkten Oberösterreich (554 Punkte), gefolgt von Salzburg (550), Steiermark (549) Tirol (548), Niederösterreich (545), Vorarlberg (543), Burgenland (535), Kärnten (532) und Wien (520). Zwischen bestem und schlechtestem Land liegen damit 34 Punkte, was in etwa einem Lernjahr entspricht. Andererseits ist der Unterschied geringer, als der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund erwarten ließe (Wien: 44 Prozent, Oberösterreich: 18 Prozent).

GESCHLECHTERDIFFERENZ: Die Burschen (545 Punkte) schnitten besser ab als die Mädchen (538). Der Unterschied ist mit sieben Punkten aber gering.

MITTELWERTE: Für die Testergebnisse wird eine Punkteskala herangezogen, deren Werte zwischen 200 und 800 dargestellt werden. Für die Ausgangstestung im Jahr 2009 wurde dabei ein Mittelwert von 500 festgelegt, um spätere Veränderungen sichtbar machen zu können. 2012 erzielten die Schüler im Schnitt 535 Punkte, 2017 542 Punkte.

SCHULARTEN: Die AHS erzielten mit einem Mittelwert von 599 Punkten bessere Ergebnisse als die Pflichtschulen (Neue Mittelschulen/Hauptschulen; 511). Das dürfte aber keine Folge des Unterrichts an AHS und NMS sein: Vier Jahre davor waren die gleichen Schüler am Ende der Volksschule im Fach Mathe geprüft worden. Schon damals waren die Leistungsunterschiede der künftigen AHS-Schüler und der künftigen Pflichtschüler im etwa gleichen Ausmaß vorhanden.

SCHÜLERPOPULATION: Für die Bildungsstandards werden immer alle Schüler der betreffenden Schulstufe getestet. Ausgeschlossen sind nur außerordentliche Schüler, Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die in Mathematik nach dem Lehrplan der Sonderschule bzw. einer niedrigeren Schulstufe unterrichtet wurden, sowie Kinder mit bestimmten Behinderungen. Das wären insgesamt 76.800 Jugendliche gewesen – tatsächlich teilgenommen haben schließlich 72.700 Schüler (der Rest war krank bzw. anderweitig verhindert).

KOMPETENZSTUFEN: Insgesamt wurden vier Kompetenzstufen festgelegt: “Bildungsstandards übertroffen”, “Bildungsstandards erreicht”, “Bildungsstandards teilweise erreicht”, “Bildungsstandards nicht erreicht”. Bei den Tests erreichten 52 Prozent der Jugendlichen die Bildungsstandards. Sie verfügen somit “über die entsprechenden mathematischen Kompetenzen und können diese Fähigkeiten und Fertigkeiten in variablen Situationen flexibel einsetzen”. Sechs Prozent übertrafen diese Anforderungen sogar. 27 Prozent schafften die Standards teilweise: Das bedeutet, dass sie “ihre mathematischen Kenntnisse in bekannten Kontexten einsetzen können.” 15 Prozent erreichten die Standards nicht: Sie haben “Mühe mit den einfachsten Mathematikaufgaben”.

MIGRANTENANTEIL: Österreichweit haben 21 Prozent der Schüler in der achten Schulstufe Migrationshintergrund. Die Anteile zwischen den Bundesländern variieren allerdings stark – von zehn Prozent in Kärnten bis zu 44 Prozent in Wien.

MIGRATIONSHINTERGRUND: Jugendliche ohne Migrationshintergrund schneiden im Schnitt um 64 Punkte besser ab als Schüler mit Migrationshintergrund. Berücksichtigt man den im Schnitt unterschiedlichen Sozialstatus von einheimischen und zugewanderten Familien und vergleicht jeweils nur Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund mit jeweils gleichem Sozialstatus, reduzieren sich die Unterschiede auf 39 Punkte. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn Jugendliche mit Erstsprache Deutsch und Jugendliche mit anderer Erstsprache verglichen werden.

SOZIALER HINTERGRUND: Dieser spielt die größte Rolle bei den Leistungsunterschieden: In Punktwerten beträgt der Leistungsunterschied zwischen Akademikerkindern und Kindern von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss 101 Punkte. Das entspricht in etwa drei Lernjahren. Der Unterschied zieht sich durch alle Bildungsschichten: Akademikerkinder erreichen bessere Ergebnisse als Kinder von Eltern mit Matura als höchstem Abschluss, diese wiederum liegen vor Kinder von Eltern mit Lehrabschluss.

TESTFORMAT: Die Überprüfung dauerte insgesamt 90 Minuten. Zu lösen waren Aufgaben aus den Bereichen “Zahlen und Maße”, “Variable, funktionale Abhängigkeiten”, “Geometrische Figuren und Körper” sowie “Statistische Darstellungen und Kenngrößen”.

WIEN: Beim Wien-Ergebnis wirken mehrere Faktoren zusammen. Einerseits gibt es in der Hauptstadt mit 44 Prozent den mit Abstand höchsten Migrantenanteil (Ö-Schnitt: 21 Prozent), umgekehrt aber auch mit 38 Prozent den höchsten Anteil an Akademikerkindern (Ö-Schnitt: 29 Prozent).

SPÖ fordert beitragsfreie Ganztagsschulen

SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid fordert einen zügigen Ausbau von Ganztagsschulen und mehr Geld für Schulen mit besonderen Herausforderungen anlässlich der Veröffentlichung der Bildungsstandard-Ergebnisse. Trotz der leichten Verbesserungen würden die Probleme durch den starken Zusammenhang zwischen Bildungshintergrund der Eltern und den Schulleistungen der Kinder bestehen bleiben. Ins gleiche Horn stieß Arbeiterkammer-Präsident Rudi Kaske. Für ihn ist es “dramatisch”, dass weiterhin unverhältnismäßig viele Schüler die Bildungsstandards verfehlen, deren Eltern maximal Pflichtschulabschluss haben. Damit die Schule einspringen kann, wo Eltern nicht helfen können, fordert er die Zuteilung der Mittel an die Schulen nach einem Chancenindex, der den sozialen Hintergrund der Schulkinder berücksichtigt.

Wiener Stadtschulrat erfreut über verbesserte Ergebnisse

Der Wiener Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (SPÖ) freute sich über die Verbesserung der Ergebnisse im Vergleich zu 2012. Die Resultate würden aber auch zeigen, “dass Wien als Großstadt im Vergleich mit anderen Bundesländern vor besonderen Herausforderungen steht”, etwa dass in Wien rund 40 Prozent der Schüler eine andere Erstsprache als Deutsch haben (österreichweit: 19 Prozent).

Die Wiener ÖVP-Bildungssprecherin Sabine Schwarz sieht dagegen angesichts der Tatsache, dass Wiener Schüler im Vergleich zu Oberösterreich um ein ganzes Lernjahr zurück liegen, “die rot-grüne Stadtregierung mit ihrem Ansatz zur Bildung auf dem Holzweg”. Wien liege erneut auf dem letzten Platz und falle weiter zurück, weil sich die anderen Bundesländer schneller verbessern würden.

(APA/Red.)

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