Der Abend, der für die Gäste mit einer persönlichen Begrüßung durch den deutschen Botschafter Johannes Haindl begann, hatte Potenzial zu einer ausgelassenen Feier: Angenehmes Ambiente, Live-Musik, ein Zelt im Garten sowie Aussicht auf ein exquisites Buffet sorgten zu Beginn für gute Stimmung. In vielen Räumen waren Fernseher und Beamer installiert, die mit Live-Berichterstattung zur Bundestagswahl die Besucher auf dem Laufenden hielten.
Diskussionen über Bundestags- und Nationalratswahl
Diese zunächst positive Atmosphäre wurde von den Gästen, zu denen auch viel Prominenz aus Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft zählte, für angeregte Gespräche genutzt. Dabei wurde auch die anstehende österreichische Nationalratswahl diskutiert und Österreichs Einfluss auf die deutsche Bundestagswahl besprochen. Für einen Gast war der zu erwartende Erfolg der FDP darauf zurückzuführen, dass sich die liberale deutsche Partei, die bei der vergangenen Bundestagswahl an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, viel vom erfolgreichen öffentlichen Auftreten der NEOS gelernt habe.
Die mit Spannung erwartete erste Hochrechnung um 18 Uhr zerstörte die entspannte, positive Stimmung: Zunächst rief das Abschneiden von CDU, SPD und FDP lautstarke Reaktionen hervor, daraufhin versetzte der Erfolg der Alternative für Deutschland (AfD) als drittstärkste Kraft die Besucher in Schock. Auch während des ersten Statements des AfD-Spitzenkandidaten Alexander Gauland herrschte bestürzte Stille.
Erfolg der AfD: Schockzustand in Wien
Wenngleich das Wahlergebnis die Atmosphäre merklich drückte, konnte der Schock den Appetit der Besucher nicht trüben. Die deutschen kulinarischen Spezialitäten, die von bayerischem Obatzten über Bratwürste, Sauerbraten mit Spätzle bis hin zum deutschen Kartoffelsalat reichten, erfreuten sich großen Zuspruchs. Beim Essen wurde ruhig das Wahlergebnis diskutiert, besonders der durchwegs negativ bewertete Erfolg der AfD. Die Entscheidung der SPD, in die Opposition gehen zu wollen, wurden von vielen Gästen begrüßt – vor allem, um Gauland als Oppositionsführer zu vermeiden.
Der Abend endete in gedrückter Atmosphäre, selbst die kleine Jazzband konnte die Stimmung nicht merklich heben – wahrscheinlich weil die Musiker genauso schockiert waren, wie die übrigen Gäste.
(APA/Red)